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ag-barrierefreiheit - Re: [Ag-barrierefreiheit] Plakate/Bilder mit Menschen mit Beh.

ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit

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Re: [Ag-barrierefreiheit] Plakate/Bilder mit Menschen mit Beh.


Chronologisch Thread 
  • From: Alexander Schestag <alex AT schestag.info>
  • To: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-barrierefreiheit] Plakate/Bilder mit Menschen mit Beh.
  • Date: Fri, 16 Mar 2012 13:18:56 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-barrierefreiheit>
  • List-id: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit.lists.piratenpartei.de>

Hi,
>
> Alexander Schestag schrieb:
>> Es ist trotzdem sinnvoll, von beidem zu reden, weil Inklusion sich
>> noch lange nicht durchgesetzt hat.
>
> Und was wenn sich beides in manchen Fällen widersprechen würde?

Das müßte man dann im Einzelfall sehen. Natürlich sollte man Inklusion
pushen, aber ehe es auf Inklusion oder nichts hinausläuft, ist
Integration meist ein sinnvoller Zwischenschritt. Inklusion ist das
Fernziel.

>> Der Begriff wird gegenüber "Menschen mit Behinderungen"
>> mehrheitlich als schlechter angesehen, weil das Attribut "Mensch"
>> dem Attribut "behindert" nachgelagert wird. Ich könnte auch in
>> Anlehnung an das, was du oben geschrieben hast, sagen: "behinderte
>> Menschen" war vor 15 Jahren, als man erstmals erkannte, daß man
>> herausstellen sollte, daß es sich um Menschen handelt. Heute hat
>> sich "Menschen mit Behinderungen" durchgesetzt.
> Weißt du, wer damals diese Idee hatte und welches
> Behinderungsverständnis dem zugrundelag?

Willst du jetzt auf die sozialrechtliche Definition raus?

> Aber was ist Behinderung? Daß jemandem die Hände fehlen? Nein,
> Behinderung entsteht aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit
> "Beeinträchtigungen" und Barrieren entsteht, die sie an der
> gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern.

Dann sind wir uns ja einig. Warum negierst du dann die Beteiligung einer
Personeneigenschaft?

> Und nun kann man sich fragen, was diese "Beeinträchtigungen"
> eigentlich sind.

Primär Abweichungen von den Voraussetzungen, die uns die Natur
mitgegeben hat.

> Nehmen wir mal an auf unserer Welt hätten fast alle Menschen keine
> Hände und würden dafür mit dem Füßen hantieren.

Diese Annahme ist sinnfrei, weil es eben nicht so ist. Und das ist keine
Frage der Gesellschaft, sondern der sinnvollen Ausstattung des Menschen
durch die Evolution.

> In dieser Welt wäre es dann doch normal, oder? Und wäre dann einer
> von diesen dort normalen Menschen beeinträchtigt im Sinne dieser
> Gesellschaft?

Du stellst die falsche Frage. Nicht Normen der Gesellschaft sind bei der
Beeinträchtigung das primäre Problem, sondern Abweichungen von den
Voraussetzungen, die uns die Natur als Menschen mitgegeben hat. Die
Evolution hat den Menschen mit Händen ausgestattet, damit er damit
greifen kann. Somit ist es per definitionem eine Beeinträchtigung, wenn
jemandem die Hände fehlen. Das gilt auch bei erworbenen Behinderungen.
Da fehlt dann durch einen Unfall o. ä. etwas oder ist etwas kaputt, was
die Natur vorgesehen hat.

Ehe mir nun vorgeworfen wird, ich hätte eine diskriminierende
biologistische Sicht: Dem ist nicht so, denn das ist erst mal eine nicht
zu bestreitende Feststellung, die keinerlei Wertung enthält, was man
daraus macht. Und an diesem Punkt kommt die Gesellschaft ins Spiel. Wir
müssen klarstellen, daß es die Aufgabe einer demokratischen Gesellschaft
ist - und dazu gehören alle, Menschen mit und ohne Behinderung - diese
Beeinträchtigungen biologischer Voraussetzungen auszugleichen und allen
Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe an eben dieser Gesellschaft zu
ermöglichen.

> Wohl kaum, also kann diese "Beeinträchtigung" auch keine
> Personeneigenschaft sein, sondern macht sich eher an letztlich
> zufälligen Mehrheitsverhältnissen fest.

Da du die falsche Prämisse setzt (Fehlen der Hände Problem der
Gesellschaft statt richtigerweise primär biologisches Problem), kommst
du zu einer falschen Schlußfolgerung.

> Das zu erkennen ist wichtig um zu erfassen wie diese Diskriminierung
> überhaupt wirkt.

Ich halte das nicht für eine Erkenntnis, sondern für einen fatalen
Fehlschluß. Wer immer Diskriminierung schreit, weil die Gesellschaft no
in einem Entwicklungsprozeß ist und noch nicht alles so ist, wie es sein
sollte

>> Eventuell wär es aber auch sinnvoll, sich nicht auf sprachliche
>> Political Correctness zu konzentrieren, die einen null
>> weiterbringt.
> Da sind wir einer Meinung, schätzen aber wohl die Situation in
> diesem Fall ganz verschieden ein.

Richtig. Du reduzierst alles auf die böse Gesellschaft und verkennst,
daß es nun mal auch Abweichungen auf der biologischen Ebene gibt, die zu
natürlichen Einschränkungen führt. Die in der UN-Konvention genannten
umweltbedingten Barrieren müssen demnach übrigens auch keine
gesellschaftlichen Barrieren sein, sondern können auch der natürlichen
Umwelt entstammen.

Grüße,

Alex

--
Alexander Schestag
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Cha bhi fios aire math an tobair gus an tràigh e.

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