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nrw-duisburg - Re: [NRW-Duisburg] BPT112

nrw-duisburg AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Infos für Duisburger Piraten

Listenarchiv

Re: [NRW-Duisburg] BPT112


Chronologisch Thread 
  • From: Michael Ke <arrgh AT cooliator.com>
  • To: Infos für Duisburger Piraten <nrw-duisburg AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [NRW-Duisburg] BPT112
  • Date: Thu, 08 Dec 2011 16:42:07 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-duisburg>
  • List-id: Infos für Duisburger Piraten <nrw-duisburg.lists.piratenpartei.de>

Ahoi Gerd!

Ich denke, wir sind gar nicht soweit auseinander, wie es manchmal scheinen mag. Ich beziehe mich weiterhin auf den den Jung-Artikel - ohne ein "Jünger" zu sein - weil er offenbar doch einige richtige Fragen aufgeworfen hat, an denen entlang die Diskussion gedeiht.


Am 08.12.2011 13:29, schrieb bonbini:

Michael Ke schrieb:
Es ist einfach, zu schreien: "Wir treten ein für umfassende
gesellschaftliche Teilhabe aller Bürger. Wir treten ein für kostenlose
Bildung, kostenlosen ÖPNV etc."(vgl. Jung "Wunschzettel")
Verschafft vielleicht ein gutes Gewissen, löst aber wohl kaum die
grundlegenden Probleme unserer Gesellschaft.

Wenn und solange der Finanzierungsweg nicht benannt wird!

Lieber Michael,

hast Du Dir einmal klargemacht, was es mit diesem
"Finanzierungs"-Argument auf sich hat? Es wird immer dann rausgeholt,
wenn es darum geht, gesellschaftliche Änderungen durchzusetzen, die der
Mehrheit der Bevölkerung (und insbesondere den Schwächsten) zugute
kommen. Hat je irgendwer die "Finanzierungs"-Frage beim ersten
Banken-Bailout oder beim Euro-Rettungsschirm gestellt? Hat je irgendwer
die Finanzierungsfrage bei den Bundeswehreinsätzen in Jugoslawien und
Afghanistan gestellt?

Aber sicher, die Frage habe ich jedes mal gestellt, bei der grundgesetzwidrigen Kriegsbeteiligung der Bundeswehr auch noch deutlich weitgehendere.


Nein, natürlich nicht. Die Finanzierungskeule wird
immer nur rausgeholt, wenn es um Kosten für Bildung, Kinder, Familien
oder beispielsweise BGE geht.

Vielleicht hast Du mich missverstanden, ich bin FÜR ein BGE! Es ist mehr als ausreichend "Geld" dafür da. Man muss nur seriöserweise benennen, wo es herkommen / hergenommen werden soll. So habe ich auch Jungs Kritik verstanden, dass die Piraten sich davor bislang drücken.

Was ich ausgesprochen bedauerlich finde, ist, dass auch so genannte
"Linke" inzwischen diese Finanzierungskeule benutzen, um missliebige
Ideen zu diskreditieren. Oder, wenn's denn nicht ums Diskreditieren
geht, dass sie diese jahrzehntelange Gehirnwäsche ("Wenn Sie das
vorschlagen, müssen Sie auch was zur Finanzierung sagen") nicht
unbeschadet überstanden haben und inzwischen auch nur noch
systemimmanent denken können.

Ich glaube nicht, dass es an einer Gehirnwäsche liegt, dass ich sauber denken kann. Ich will keine mir missliebige Idee diskreditieren,und schwinge auch keine Keule, im Gegenteil. s.o.


Die Tatsache ist: Wir sind ein mehr als reiches Land, und wir haben
genug gesellschaftlichen Reichtum, um ein BGE locker zu finanzieren. Das
ist doch erstmal entscheidend. Wir befinden uns derzeit in der Phase des
Prinzips: Erst einmal müssen wir die Mehrheit der Bevölkerung davon
überzeugen, dass ein BGE eine gute Sache und das Geld dafür da ist.

Genau! Und dass das Geld da ist, können und müssen wir zeigen! Und zwar schon in der jetzigen Phase muss es klar werden, dass der gesellschaftliche Reichtum anders verteilt werden kann und muss. Du hast selbst oben Bildung, Familien, Kinder angeführt, und da kommt noch einiges dazu.


Diese volkswirtschaftliche Gesamtrechnung passt auf ein DIN A4-Blatt.

Na gut, dann werfe ich meinen Bierdeckel weg. ;-)

Woher wir dann die Kohle dafür nehmen, das soll die Bevölkerung dann
ebenfalls selbst entscheiden: Nehmen wir's den Banken ab? Finanzieren
wir es über eine höhere Mehrwertsteuer auf Dinge, die nicht zum
täglichen Bedarf gehören? Vergesellschaften wir dafür jedes
Privatvermögen, das höher liegt als 50 Millionen Euro? Führen wir eine
Sozialumsatzsteuer nach Dilthey ein? Oder oder oder. Ich kann Dir dazu
meine Meinung sagen, andere Piraten werden eine andere haben.

Lass es mich an einem Beispiel erklären:
Niemand (außer in den USA) wird sich gegen die Forderung stellen: Das Gesundheitswesen stellt für die Bevölkerung ein hohes Gut dar, es gilt es permanent zu verbessern, und den wissenschaftlichen Fortschritt allen zugute kommen zu lassen.
Da höhere Kosten auftreten werden, kann das kann auf mehrere Arten geschehen:

Man kann nur den Arbeitnehmeranteil der GKV erhöhen, den AG-Anteil deckeln.
Man kann Rezeptgebühren erheben, die nur der Versicherte trägt.
Beide Lösungen stellten eine Abkehr vom Prinzip der Hälftelung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dar.

Man kann erhöhte Beiträge für Raucher, Übergewichtige, Extremsportler, Fußballer, Motorradfahrer... erheben.
Man kann, wie es in der PKV bis vor kurzem noch geschah, unterschiedliche Beiträge für Männer und Frauen erheben.
Beide Lösungen stellten eine Abkehr von einem Solidarprinzip dar.

Man könnte Einsparungen vornehmen, indem nur noch Weltmarktpreise für Medikamente gefordert werden dürfen.
Man könnte die Zahl der Studienplätze für Humanmedizin erhöhen, so dass über Marktmechanismen die Kosten z.B. für Fachärzte sinken würden.
Beide Lösungen stellten eine Innovation dar.

Ich könnte noch mehr Beispiele konstruieren, aber ich glaube es wird klar: Ein erstrebenswertes Ziel kann über mehrere Wege erreicht werden.
Die Durchsetzungsstrategie und die jeweilig möglichen Bündnispartner fallen jedoch jeweils unterschiedlich aus.
Was würdest Du von einer Partei halten, die nur verkündet: Wir wollen die Gesundheitsversorgung verbessern, wie das geschehen soll, sagen wir aber nicht?
So viel wie von der FDP?


Entscheidend ist nur: Unsere Gesellschaft hat das Geld dafür. Und die
"Finanzierungsfrage" muss, wenn sie denn gestellt wird, ganz anders
lauten:
Und hier verstehe ich Dich nicht! Wie lautet denn die "Finanzierungsfrage" bisher? Wenn ich es richtig verstanden habe doch:
"Wo soll das Geld herkommen?", eine "Gegenfinanzierung" wird also gesucht. Die von Dir gestellte Frage:

WAS wollen wir finanzieren? 160 Milliarden Euro jährlich für
Subventionen? 30 Milliarden für Bundeswehr? 20 Milliarden Euro jährlich
für überflüssige Verwaltungskosten?

legt einige Antworten doch schon nahe, warum sollte man damit "in der
jetzigen Phase" hinter dem Berg halten.

Über das

Und und und ...

kann man sich dann auch schnell verständigen,und zwar auf der Basis einer "solidarischen Gesellschaft oder [der] Forderung nach einer gerechten Verteilung von Ressourcen und Optionen" (so Jung in seinem Artikel).

Und weil ich ihn auch mag, lasse ich ihm das letzte Wort:

Mahatma Gandhi
benennt die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft:

1. Reichtum ohne Arbeit
2. Genuß ohne Gewissen
3. Wissen ohne Charakter
4. Geschäft ohne Moral
5. Wissenschaft ohne Menschlichkeit
6. Religion ohne Opferbereitschaft
*7. Politik ohne Prinzipien*


Lieben Gruß

Michael




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