Re: [Ag-umwelt] Erdgas als Kraftstoff und Oberleitungstechnik (Trolley-Trucks)

[Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>]

Johannes Nix schrieb:

> http://en.wikipedia.org/wiki/File:Brent_Spot_monthly.svg
> http://en.wikipedia.org/wiki/File:FAO_Food_Price_Index.png
>
> Ich denke, die Argumente für eine Erweiterung der Gasnutzung
> als Benzin-Ersatz sind nicht von der Hand zu weisen. Vor
> allem da der Gasanteil noch sehr gering ist und eine
> Diversifizierung des Portfolios bei Mangelsituationen
> wichtige Spielräume schaffen kann.
>
> Dass die Elektromobilität in Form von batteriebetriebenen
> Fahrzeugen für den Güterverkehr nicht taugt ist klar.
> Batterien haben eine gewichtsbezogene Energiedichte von rund einem
> Hunderstel gegenüber der von flüssigen Kohlenwasserstoffen.

Hybrid-Antriebe könnte ich mich vorstellen:
- Batterie für die kurzen Strecken, mit Nachlademöglichkeit per 
Oberleitung oder Indukutionsspule (im busgetriebenen ÖPNV)
- kleiner Gasmotor + Gasvorrate für die Überlandstrecken

> Eine Batterie für einen LKW wäre selbst tonnenschwer und
> würde Unsummen kosten. Brennstoffzellen kommen theoretisch
> in Frage - wird seit Jahrzehnten dran geforscht. Die
> ohne Subventionen marktfähigen Resultate sind Null.
> Ich sehe ein erhebliches Risiko, dass eine Förderung von
> Batterieautos letztlich nur der Finanzierung von
> Forschungsabteilungen dient.

Das ist kein Risiko, sondern eine Chance Batterie-Know-How wieder nach 
Deutschland zu holen. Bis in die 70er Jahre war DE ein Batterieland, 
aber dann hat man das Interesse verloren und mit dem Abwandern der 
tragbaren Konsumerelektronik (Walkman und Nachfolger) kommen auch die 
Batteriezellen eher aus Asien. Die Hoffnung ist, dass bei größeren 
Kalibern für Mobilitätsanwendung auch die Fertigung wieder hierher 
zurückkommt. Wenn nicht die Zellfertigung, dann doch wenigstens die 
Batteriesystemfertigung.

> Aber, ich denke man sollte eine seit langem existierende Form
> von Elektromobilität, nämlich Oberleitungsfahrzeuge,
> nicht außer Acht lassen. Das ist eine bezahlbare und
> funktionierende Technik. Ich bin selber als Kind noch
> in Diusburg mit Oberleitungsbussen gefahren. Heute
> werden sie in der Schweiz, aber zu Tausenden auch
> in Moskau, Shanghai und Mexiko-Stadt genutzt.

Das ist eine gute Idee, doch sollte man sich damit nicht allzu stark aus 
dem Fenster lehnen. Eine Vision wie die mit den OberleitungsLWKs sehe 
ich als langfristiges Ziel an, aber dass ist ein Mammutprojekt. Was 
relativ einfach umsetzbar ist, ist die Intensivierung von 
oberleitungsgetriebenen ÖPNV, neben Staßenbahnen sind vor allem die 
Trolleybusse zu nennen, die deutlich weniger Geld bei der Einführung 
kosten, weil die Schieneninfrastruktur nicht gebraucht wird. Als 
alternative zu den Oberleitungen sind hier auch induktive Ladeschleifen 
bei den Haltestellen zu nennen, die dann Energie für den nächsten 
Kilometer während des Stopps in die Batterien reinpusten können. Das ist 
dann ein Optimierungsspiel zwischen den Kosten der Batteriegröße und der 
Leistungselektronik für den HF-Schwingkreis und der Nutzungsfrequenz des 
Ladehaltes.

Wenn Hybrid-Antriebskonzepte beim Bushersteller Schule machen, dann ist 
die Übertragung zum Oberleitungs-LKW auch einfacher. Noch erscheint mir 
die Trolley-Truck Machbarkeitsstudie ein genauso fern wie DESERTEC. Wenn 
man sich zu stark darauf konzentriert wie die Welt in 20 Jahren aussehen 
soll, vergisst man die dafür notwendigen Schritte im kommenden Jahr zu 
gehen.

Gruß,
Gunnar


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