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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

Listenarchiv

Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise


Chronologisch Thread 
  • From: manfredo-willich AT arcor.de
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise
  • Date: Tue, 28 Aug 2012 21:00:27 +0200 (CEST)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Hallo Zusammen... Oh ja, oder muss ich hier besser sagen oh je? Ich kann und
muss meinen Beiden Vorrednern leider nur Recht geben! Frischeprodukte, sind
nicht haltbar.. jedoch aber leider viele Produkte, welche daraus hergestellt
werden, ob sie jedem Zusagen?? ich mag keine haltbare Milch, doch kenne ich
viele Haushalte, welche diese nutzen. Dann noch Quark, Käse Butter, alles
wesentlich länger haltbar als das Rohprodukt "Frischmilch" Beim Fleisch ist
es ähnlich, irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, wo jeder Tag länger im
Stall weder in der Relation zum Zuwachs/Futterverwertung, steht und oder
sogar der gewünschte Muskelfleischanteil nicht mehr passt. Hingegen kann man
gefrostetes Fleisch lange mit Genuss verzehren. Teilweise, kann man mir einem
Kurzfristigen einfrieren, sogar Fleisch "zarter" bekommen, da die
Zellstruktur leicht zerstört wird/ähnlich wie beim Steaken(Fleischhämmern).
Ja, der Bauer guckt in die Röhre....
Oft werden Preisanstiege vom Metzger und Bäcker selbst bei Pommesbuden
lapidar begründet, doch der Erzeuger geht proportional gesehen leer aus...und
beim Nächsten Preisverfall wird unser Berufsstand wieder in die Knie
gezwungen... Ob wir die politisch regeln können.. ich bezweifele es arg.
Gruss Manfred


----- Original Nachricht ----
Von: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Datum: 28.08.2012 20:31
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise

> Genau das ist der Unterschied!
>
> Bei Fleisch kann man noch in geringem Maße hin und her schieben. Um ein paar
> Tage oder wenige Wochen vielleicht. Getreide kann man selber einlagern und
> später verkaufen, wenn der Landwirt Lagerkapazitäten hat. Aber gerade bei
> Milch hört der Spaß auf. Die muss spätestens nach drei Tagen abgeholt
> werden, sonst ist sie hinüber. Bei der Milchproduktion kann der Erzeuger nur
> recht langfristig die Menge planen, die Ware muss dann aber immer sehr
> kurzfristig weg. Ein Ölförderturm lässt sich auch mal für ein paar Monate
> zuschrauben.
>
> Was die Meierei-Oligopole angeht bin ich ganz bei Michael. Ob die jetzt
> enorm viel Marktmacht gegenüber dem LEH (Aldi, Lidl und Co.) gewonnen haben,
> das ist vielleicht noch fraglich. Aber definitiv haben sie Marktmacht
> gegenüber den Erzeugern aufgebaut.
> Das 70% der Milch genossenschaftlich verarbeitet wird nützt mittlerweile den
> Genossen nichts mehr, da weitestgehend die Bereiche, in denen beim
> Verarbeiter Geld verdient wird, in Aktiengesellschaften oder GmbH's
> ausgegliedert wurden. Da gibt es keinen genossenschaftlichen Einfluss mehr.
> Obwohl sich diese Meiereien immer noch als Genossenschaft propagieren! Das
> ist letztlich aber nur noch Verbraucher-, Bauern- und Politikertäuschung.
>
> Was die Marktmacht der Meiereien angeht haben die Erzeuger schon ihre
> Erfahrungen gemacht. Es wurde ja mal gestreikt und Milch weggeschüttet. Um
> das Angebot kurzfristig zu reduzieren und so höhere Preise zu ermöglichen.
> Die Aktion hat beim ersten Mal 10 Tage gedauert. Nach einer Woche, als es
> den Verarbeitern so richtig auffiel, das Milch fehlt, da haben die im großen
> Stil aus anderen Ländern importiert. Teils auf recht fragwürdigen Wegen. Ich
> glaube am 9. Tag war es soweit, dass die polnische Regierung gesagt hatte,
> das könne so nicht weiter gehen, da deren eigene Bevölkerung keine Milch
> mehr hatte. Wurde größtenteils nach Deutschland rangekarrt.
>
> Meiereien bestreiken dürfen die Milcherzeuger ebenfalls nicht (mehr). Das
> hat eine große süddeutsche Meierei gerichtlich erwirkt gegen die Bauern, die
> deren Werkstore blockiert hatten, weil dieser jene die ersten drastischen
> Preissenkungen einführte, um einen Deal mit Aldi hinzubekommen. Was jeder
> andere Arbeitnehmer darf ist den Landwirten also nicht erlaubt. Was sollen
> sie sonst tun?
>
> Und für das ist ja auch das Dilemma am aktuellen Strukturwandel in der
> Landwirtschaft. Für jeden kleinen Bauern, der seinen Betrieb schliesst,
> wachsen ein paar Betriebe um das x-fache der Produktionsmenge des
> Aufgabebetriebes. Es ist hinten und vorne kein Marktgleichgewicht mehr
> vorhanden. Die Fachberatung fördert dies zum Teil sogar noch. Und so ist es
> völliger Quatsch, wenn ein paar Landwirte sagen, wir drosseln marktkonform
> die Produktion. Weil da immer ein paar Landwirte sind, die diese Chance
> nutzen, um deren Produktionsmengen um ein vielfaches auszuschöpfen. Da
> spielt Geld auch keine Rolle. Wachstum gibt es fast nur noch mit horrenden
> Kreditsummen, Gewinnaussichten sind egal. Die wollen nur andere Kollegen aus
> dem Markt drängen, in der reinen Hoffnung, dass es ihnen selber danach
> vielleicht mal besser geht. Es ist purer Verdrängungswettbewerb! Und der wir
> aktuell politisch gefördert! In dem nichts unternommen wird, dass der Markt
> mal wieder funktionieren könnte. Denn für einen funktionierenden Markt
> braucht es nunmal Regeln! Und die muss die Politik aufstellen!
>
> Ich spreche jetzt mal mehr als Landwirt denn als Pirat: Was wir brauchen
> sind klare Marktregeln, die die Verarbeitungsindustrie und vielleicht gar
> den Handel in gewisse Schranken verweist und/oder den Erzeugern eine echte
> Marktteilnahme ermöglicht. Dazu könnte man sich verschiedener Hebel
> bedienen. Einige wären zum Beispiel:
>
> -Bündelungsmöglichkeit der Erzeuger in nennenswertem Umfang, um den
> Verarbeitern auf Augenhöhe begegnen zu können, auch europa-weit. Dies nicht
> nur ermöglichen, sondern auch aktiv propagieren und unterstützen, denn große
> Interessensvertretungen arbeiten schon jetzt munter gegen diese
> Möglichkeiten an.
> -Verbindliche Vertragsvorgaben zwischen Erzeuger und Abnehmer in der Form,
> dass eine Seite nicht benachteiligt werden darf durch etwa sehr langfristige
> Vertragsbindungen.
> -Zum vorgenannten spielt explizit bei der Milch auf die 100%ige
> Andienungspflicht der Erzeuger an ihren Vertragspartner Abnehmer eine Rolle.
> Dies sicher den Meiereien Produktionsmengen, natürlich unabhängig vom Preis,
> und der Erzeuger kann sich nicht mal zwischendurch einen anderen Abnehmer
> suchen oder auch nur einen Teil seiner Produktion an einen zweiten
> veräußern. Die Meierei hat so Planungssicherheit was die Menge angeht, der
> Erzeuger hat aber keinerlei Planungssicherheit was den Preis angeht.
> -Wenn die Landwirtschaft in ihrer Vielseitigkeit erhalten werden soll, dann
> wäre auch eine Monitoringstelle sinnvoll, die die durchschnittlichen
> Erzeugungskosten eines jeden Produktes in regelmäßigen Abständen neu
> bewertet und diesen als Mittelmaß für einen Preiskorridor vorgibt, um den
> herum sich der normale Markt bewegen muss. Scheren die Preise zu sehr aus
> müssten Produktionsmengen gesteigert oder auch gedrosselt werden, damit
> wieder der Durchschnittsbetrieb so eben seine Kosten decken kann. Dies wäre
> eine marktwirtschaftliche Regelung, die zu einem funktionierenden Markt
> führen könnte. Es mag durchaus noch andere Methoden geben. Wichtig ist nur,
> dass sich die Betriebe auch weiterhin entwickeln können und das sie am
> (geregelten) Markt agieren können, sowie sich selbst und ihren Angehörigen
> und Angestellten auskömmliche Löhne zahlen können. Denn mit den bereits
> gefallenen 2-4 Euro die Stunde, da ist doch die ganze Branche nicht
> wettbewerbsfähig.
>
> Gruß, Detmar
>
>
>
> Am 28.08.2012 um 19:07 schrieb Axel Heidkamp:
>
> > An alle,
> >
> > die die Landwirtschaft endlich an den Marktmechanismen uneingeschränkt
> teilhaben lassen wollen.
> >
> > Ein Grundproblem ist, die Landwirtschaft liefern kein haltbares Produkt.
> > Der Milchhahn an der Kuh lässt sich nicht zudrehen und in drei Wochen
> holen wir nach was nicht geliefert wurde.
> > Bei den Schweinen ist es ähnlich, eine bis zwei Wochen kann der Mäster
> schieben, dann muss er verkaufen oder zumindest liefern.
> > Am besten klappt es beim Getreide, es ist zwar zu ernten wenn es die Reife
> und das Wetter verlangen, aber wer es sich leisten kann,
> > legt es in den Speicher und kann am Markt teilhaben.
> >
> > Die restliche Industrie kann sein Band anhalten und mit Entlassungen den
> Politikern drohen, mit Kurzarbeit ausgleichen
> > und wenn es wieder Brummt, wird im Dreischichtsystem wieder alles
> aufgeholt.
> > Das Öl wird in der Erde nicht schlecht.
> >
> > -----Ursprüngliche Nachricht-----
> > Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de
> [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
> Michael Schaber
> > Gesendet: Dienstag, 28. August 2012 18:36
> > An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> > Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise
> >
> > Wieso können die Mineralölkonzerne die Preise bestimmen, aber die
> Milchbauern können es nicht?
> >
> > Weil das ein Oligopol ist ... mit wenigen Marktanbietern ... siehe unsere
> Molkereien dürften auch ein Oligopol sein ... und daher auch die Marktmacht
> bei dem die Kartellbehörden Preisabsprachen verhindern sollen ... und das
> ist nicht so einfach wie wir es beim Benzin beobachten können.
> >
> > Mit einem Zusammenschluss der Molkereien haben diese wenigen Oligopolisten
> eine grössere Marktmacht gegenüber den wenigen mächtigen Vermarktern (Aldi,
> Lidl... etc.) erreicht.
> >
> > Ein Zusammenschluss der Landwirte müsste im grossen Erfolgen um hier
> einigermassen Erfolg zu haben .. eigentlich europäisch, ansonsten wird die
> Milch halt in Spanien eingekauft... aber das dürften dann auch wieder
> (verbotene?) Preisabsprachen sein ...
> >
> > Wenn wir hier Transparenz in die Abläufe einbringen dann dürfte das für
> die Preispolitik sehr interessant sein und den Olgopolen nicht gefallen ....
> >
> >
> >
> > --
> > Ag-landwirtschaft mailing list
> > Ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> > https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft
> >
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Manfred Cremers alias grandepatate




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