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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] 5 Schritte Animal welfare

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] 5 Schritte Animal welfare


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] 5 Schritte Animal welfare
  • Date: Fri, 13 Jul 2012 13:32:43 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Ja, das ist echt ein Problem mit der Privilegierung fürs Bauen im Aussenbereich. Nur mal zwei Beispiele in meiner näheren Umgebung:

Ein Kollege möchte aus seinem alten dunklen Stall raus und neu bauen. Der Betrieb sitzt direkt am Dorfrand. Er wollte gerne mit dem Stall, der kaum größer werden soll als sein alter, nur wesentlich moderner halt, gerne auf der Hofstelle bleiben. Aber dafür nach hinten raus auf die freie Weide. Dafür hat er allerdings keine Baugenehmigung bekommen. 
Der MUSS jetzt, wenn er überhaupt modernisieren will, direkt an der Straße gegenüber einem Kindergarten bauen! Abstand des neuen Stalls von der Straße: 1,5m! Und vom Kindergarten: 6m! 
Der Kollege hatte das noch ganz locker gesehen. Es wäre ihm anders lieber gewesen, aber nun hat er die Genehmigung eben nur so bekommen, dann müssen sich die Anwohner eben damit abfinden. Das die das mitnichten tun war leider vorauszusagen. Baustellenlärm jetzt, Geruchsbelästigung später im Betrieb. Das alles wollen die Mütter nicht, die ihre lieben kleinen gegenüber zum Kindergarten bringen. Die jaulen jetzt schon rum, dass die Klamotten der Lütten je nach Windrichtung widerlich stinken. Wie das dann wohl erst mit dem neuen Offenstall werden würde???
Zum füttern muss er übrigens mit dem Futtermischwagen künftig immer über die Straße, um umzudrehen. Weil der Stall zu dicht an der Straße ist. Und worüber er sehr unglücklich ist: er musste sämtliche Lagerschuppen abreissen, die auf dem jetzigen Areal des Baugrundstückes standen. Dann hat er künftig nen schicken neuen Stall, eine bessere Tierhaltung, aber Ärger mit Anwohnern und keinerlei Unterstellöglichkeiten für Ernte und Maschinen, letztere dürften im freien Wetter schneller verschleissen, was höhere Kosten verursacht.

Eine Kollegin würde gerne ihren höchst baufälligen Schuppen abreissen und auf den Grundmauern desselben einen neuen Schuppen bauen. Das wird nicht genehmigt! Weil das Amt wohl die Unterlagen vom alten Stall verdusselt hat meint es jetzt, das wäre Aussenbereich und würde nicht zum Hof gehören. Da darf nichts gebaut werden, fertig! Das alte, was da noch steht, kann ja weiter genutzt werden und fällt unter Bestandsschutz, aber auf exakt den selben Grundmauern neu bauen, das wäre illegal. 

Und wie sollen wir jetzt unsere Betriebe der Entwicklung in Bautechnik und Tierhaltung anpassen und modernisieren, wenn es keine Privilegierung im Aussenbereich gibt? 

Wenn es nur um das Geld geht, um die Zuschüsse, dann könnte man das leicht am BimschG festmachen, beispielsweise. Also nur was gewerbliche Größenordnungen hat wird nicht noch zusätzlich gefördert. Für die breite Masse an Betrieben, die sich weiterentwickeln wollen und das wohl auch sollen, wäre eine Einschränkung der Privilegierung fatal. Es würde den Status Quo, der von vielen ja gerade bemängelt wird, zwangsweise erhalten. 

Es wird ja immer gerne von "bäuerlich" gesprochen wenn es um Landwirtschaft geht. Wie wäre es denn, wenn man die Begriffe "bäuerlich" und "gewerblich" von einander trennt? Etwa an der Linie des Bundesimmissionsschutzgesetzes, weil es das ja nun schon gibt? Für bäuerliche Betriebe könnte dann vielleicht weiterhin das gelten, was für gewerbliche Betriebe nicht mehr gelten soll?

Denn andere Branchen erhalten ja auch fleissig Ausnahmegenehmigungen und Zuschüsse. Nicht nur die Landwirtschaft! Wenn wir bei der Landwirtschaft unbesehen streichen was für andere weiter gilt, dann benachteiligen wir eine ganze Branche gegenüber anderen Branchen. Schon alleine direkt im Bereich der Nutztierhaltung sind das über 600'000 Arbeitsplätze! Das könnte einen viel verheerenderen Einfluss auf die Art der künftigen Landwirtschaft haben und völlig an unserem Ziel vorbei gehen.

Gruß, Detmar


Am 13.07.2012 um 12:05 schrieb Kirsten Wosnitza:

Hallo Isa, Anja
 
ich hatte schon mal ein paar Fragen gestellt, aber leider keine Antwort bekommen.
 
Du stellst Ausnahmegenehmigungen generell in Frage. Wie kann es anders gehen, welche Behörde soll es regeln? Ein Vorschlag ist momentan, die Regelungen für gewerbliche Betriebe einzuschränken.
 
Wenn es bzgl. des Bauens im Außenbereich keine Ausnahmeregelungen mehr gäbe, würden unsere Kühe heute noch im alten dunklen engen Laufstall hocken und sich nicht im geräumigen Offenstall, bzw. auf ihren Laufhöfen promenieren.
 
Was kann Eurer Meinung nach eine Lösung sein?
 
Gruß Kirsten
 
From: Isa Frejek
Sent: Friday, July 13, 2012 11:31 AM
Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] 5 Schritte Animal welfare
 
Hallo Detmar,
das Problem mit dem Gesetz ist, dass die Bauern für alles Ausnahmegenehmigungen bekommen. Die Realität in der Massentierhaltung sieht leider anders aus als das glückliche Huhn auf der Verpackung...

Gesendet: Mittwoch, 11. Juli 2012 um 22:23 Uhr
Von: "Detmar Kleensang" <detmar AT gmx.de>
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] 5 Schritte Animal welfare
Danke liebe Isa,
 
Das ist doch höchst interessant, dieses 5-Steps-Programm. Schätze, dann machen wir hier in Deutschland schon fast alles richtig. Bis Step 4 ist dieses Programm nämlich eh schon seit vielen Jahren Gesetz und Standard für alle Nutztiere. Step 5 ist derzeit noch etwas problematisch bei Geflügel und bei Schweinen, bei Rindern aber auch seit Ewigkeiten normal. Und Step 5+ ist eigentlich die Idealform einer bäuerlichen Landwirtschaft, die viele landwirtschaftliche Berufsverbände unterstützen und fördern und wofür nach derzeitigem Meinungsbild auch die Piratenpartei eintritt.
 
Dann müssen wir diese Bestrebungen nur noch weiterhin unterstützen und die Verbraucher darauf aufmerksam machen, dass eine solche Produktion eigentlich höhere Preise erfordert als sie derzeit an die landwirtschaftlichen Produzenten ausbezahlt werden. Sowie Handel und Nahrungsmittelindustrie ein wenig "auf die Füsse zu treten" durch entsprechende Marktregeln, damit sie von ihren sicher nicht immer knappen Gewinnmargen etwas mehr an die Tierhalter abgibt, die für solch einen vorbildlichen Umgang mit Nutztieren sorgt.
 
Herzlichen Dank für den Link!
Mit freundlichen Grüßen,
Detmar
 
 
Am 10.07.2012 um 13:21 schrieb Isa Frejek:

Hallo Herr Zerulla, liebe Piraten,
anbei ein schönes Beispiel wie man vielleicht auch in Deutschland die Verbraucher zu mehr Tierwohl beim Schnitzelkauf anleiten könnte. Meiner Meinung nach kann es nicht sein, dass man entweder nur ganz billig oder ganz teuer kaufen kann und noch nicht mal ahnt wie mies es den Tieren ergangen ist. Ich bitte um Weiterleitung an Interessierte.


mfg
 
 
 
 

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