Re: [Ag-landwirtschaft] daseigene Hemd

[Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>]

Nur kurz, dann wird es Zeit für mich, muss morgen noch Silo fahren:

Gegen das was aus konventioneller Landwirtschaft aus Billiglohnländern kommt, dagegen hat unsere konventionelle Landwirtschaft schon absolut Bio-Niveau. 

Nein, es wird auch hier eine konventionelle Landwirtschaft geben müssen. Wie die sich entwickelt ist ja was anderes. Aber auf konventionelles anderer Länder kann ich echt verzichten. Nein, danke. Nicht auf meinem Teller! 

Außerdem ist Bio auch längst nicht in rundherum ein glückselig machendes Produkt. Bio hat auch seine Hintertürchen und Probleme. Der gesunde Mix macht es!

Am 19.05.2012 um 23:49 schrieb Pirat Wolfgang:

Danke für deine ausführlichen Erklärungen zu den Verbänden Detmar.

 

Das Landwirte, wie alle anderen Produzenten, vom Erlös ihrer Produkte leben können müssen ist Konsens.

 

Ob es auch in Zukunft ein Nebeneinander von biologischer und konventioneller Landwirtschaft geben wird das wird der Markt entscheiden.

Meine Prognose (nicht für morgen, aber für die weitere Zukunft) wäre das hier in D. die biologische Landwirtschaft Standard werden wird und die billigeren Produkte, für die es sicher auch immer einen Markt geben wird, werden aus konventioneller Landwirtschaft in Billiglohnländern kommen.

 

LG

 

Wolfgang

 

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Von: ag-landwirtschaft-bounces+pirat=wolfgang-zerulla.de AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces+pirat=wolfgang-zerulla.de AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Detmar Kleensang
Gesendet: Samstag, 19. Mai 2012 23:01
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] daseigene Hemd

 

Natürlich ist für den Markt zu produzieren unser aller oberstes Ziel. Für den Markt, so wie Nachfrage herrscht und das natürlich auch zu einem Preis, der die Produktionskosten deckt. Um es etwas zu präzisieren.

 

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was für Probleme Klaus mit dem BDM hat. Oder warum er den überhaupt erst hier in eine Diskussion eingebracht hat. Ich weiß nicht, was Verbandskram hier zu suchen hat. Soll wahrscheinlich nur eine ernsthafte zielorientierte Diskussion stören.

 

Also um mal ein bisschen Licht ins Verbändedickicht zu bringen, wir hätten da:

 

DBV - Deutscher Bauern Verband, vorgeblich Interessenvertretung aller Bauern, aber auch nachgewiesener Maßen Interessenvertretung der Agrarindustrie und des Genossenschaftswesens, oder wenigstens damit verbandelt. Nebst Banken, Versicherungen etc. pp. Europäischer Dachverband ist COPA

 

BDM - Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, Fachverband für die deutschen Milchviehhalter, keine regulären oder assozierten Mitgliedsverbände und -Institutionen wie beim DBV, "bottom-up"-Struktur, also eigentlich genau wie die Piraten "basisdemokratisch", Europäischer Dachverband ist das EMB

 

AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, vertritt den typischen mittelständischen Familienbetrieb, Bio und Konventionelle, lehnt Agrarindustrie strikter ab als andere bzw definiert sie auch rigoroser.

 

Bioland, Fachverband ökologischer Erzeuger

 

Also, ich bin nun zufällig auch Mitglied des BDM und im Landesteam Schleswig-Holstein ehrenamtlich engagiert. Und Klaus Reuter ist Berater für Bioland. Wieso Klaus etwas gegen den BDM hat kann ich nicht sagen. Da sollte er vielleicht besser mal in seinem Verband nachfragen, wie da die Positionen sind. 

 

Denn im Verbund von "meine-landwirtschaft.de" sind alle möglichen landwirtschaftlichen Verbände, Tier- und Umweltschutzverbände etc. vertreten. Dieses 6-Punkte-Programm für eine zukünftige Agrarpolitik, das Kirsten hier mal gepostet hatte und das Birgitt in ein Pad gesteckt hat, das haben alle diese Verbände abgesegnet und unterschrieben. Dazu gehören unter anderem der BDM und auch Bioland. Deswegen verstehe ich diese persönlichen Unbehagen von Klaus wirklich nicht.

 

Ich persönlich würde auch gerne einen Mittelweg an künftiger Agrarpolitik gestalten, der möglichst viele von unserer Zunft mitnimmt und ihnen ein auskömmliches Einkommen ermöglicht, aber natürlich auch eine gewisse Richtung vorgibt, in die es gehen soll. 

Wir erleben ja seit Jahrzehnten einen enormen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Betriebe sterben einer nach dem anderen, den verbleibenden geht es wirtschaftlich aber nicht besser, weil sie stur der "wachsen oder weichen"-Philosophie anhängen, dabei aber schneller wachsen als andere weichen, und das ganze auch noch fast ausschliesslich durch Kredite finanziert. Das ist keine nachhaltige Landwirtschaft.

 

Ich möchte den Strukturwandel etwas lenken, ihn dirigieren in eine Richtung, die es möglichst vielen Kollegen erlaubt, von ihrer Arbeit zu leben und somit eine vielfältige Landschaft erhalten bleibt oder sich wieder bildet, wo sie bereits im enormen Kostendruck wegrationalisiert wurde. Dazu braucht es große wie kleine Betriebe, ökologisch produzierende wie konventionell erzeugende Landwirte. 

 

Den Strukturwandel beeinflussen, dirigieren, lenken, das ja. Aber niemals durch irgendwelche Maximalforderungen von einer Seite einen Struktur_bruch_ für alle anderen erzeugen! 

 

Und ehrlich gesagt hat das hier jetzt eigentlich gar nichts mit BDM zu tun. Selbst wenn es letztlich auch das ist, was der BDM wenigstens für die Milcherzeuger unter den landwirtschaftlichen Betrieben tut. 

 

Gruß und HTH, Det

 

 

Am 19.05.2012 um 21:52 schrieb Pirat Wolfgang:

Für den Markt zu produzieren statt für den subventionierten EU- oder Weltmarkt sollte überhaupt das Ziel sein.

 

Aber klärt mich doch bitte mal über den BDM auf. Bisher dachte ich, der BDM sei eine Alternative zum DBV, also die Guten.

Nun schreibt Klaus praktisch das Gegenteil. Welche Rolle spielt der BDM denn nun?

 

LG

 

Wolfgang

 

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Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Klaus Reuter
Gesendet: Samstag, 19. Mai 2012 14:37
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] daseigene Hemd

 

Lieber Detmar, Liebe Kirsten,

leider kenne ich die Resultate der BDM-Politik aus der Praxis nur zu gut: da wird wird die sogenannte "Faire Milch" der BDM-Initiative im Supermarkt für 99 Cents verkauft und der Milcherzeuger bekommt dafür 28 Cents (das sind reale Zahlen aus NRW im April 2012) ausgezahlt.

Zum Glück konnte ich erst letztens solch einen Landwirt zu einer Bio-Molkerei vermitteln und der bekommt nun ab dem 1.5. für seine Mich 43 Cents/kg.

Und das war kein Einzelfall: wahrscheinlich habe ich in den letzten 2 Jahren mehr als doppelt so viele BDM'ler auf den Oekolandbau umgestellt als hier Landwirte auf der Mailingliste schreiben.

Vielleicht wäre das ja auch für euch eine Alternative: für den Markt zu produzieren anstatt über die EU/WTO/Weltmarkt/Verbraucher zu lammentieren.

So weit zum BDM.

LG Klaus

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