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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten
  • Date: Tue, 17 Jul 2012 16:00:33 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Also im Prinzip kann ich in weiten Teilen zustimmen, solange es um Mündigkeit
und Selbstbestimmung geht. Ich denke auch, es muss möglich sein, dass der
Erwachsene darüber selbst entscheidet. Gerade in religiösen Gemeinschaften
kommt es auf die Bewusstheit der Entscheidung an. An sich. Wenn sie den
erwünscht ist, von der religiösen Gemeinschaft. Aber in einem Rechtsstaat,
der Grundrechte, Unversehrtheit und Selbstbestimmung schützt, muss diese
Diskussion zu Ende geführt werden.

Aber:
"Man sollte Rituale und Traditionen nur dann beibehalten, wenn sie für sich
betrachtet Sinn ergeben." Ist wiederum ein Schritt zurück, denn für die
religiösen Gemeinschaften, die Beschneidung so elementar finden, ergibt es
wohl einen Sinn. Da haben wir schon wieder ein Problem...

Dr. M. E. Waelsch


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces+dr.m.e.waelsch=t-
> online.de AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-
> bounces+dr.m.e.waelsch=t-online.de AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag
> von philipp
> Gesendet: Dienstag, 17. Juli 2012 15:44
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten
>
> On 07/17/2012 02:45 PM, Michaela Becker wrote:
> > Zu sagen dass die Eltern alle Straftäter sind erinnert mich an
> > staatlichen Terrors gegen Juden in der NS-Zeit. Da wurden auch
> Gesetze
> > erlassen, um Juden einzuschränken.
>
> Es war unter heutigem Gesichtspunkt unethisch, Juden aufgrund ihres
> Judenseins zu entmenschlichen.
>
> Es ist aber nicht unethisch von Glaubensgemeinschaften zu fordern, dass
> ihre Mitglieder die Menschenrechte von Unmündigen anerkennt.
>
> Und wenn Praktiken des Judentums in Konflikt mit dem Menschenrecht
> stehen, dann müssen diese Praktiken notwendig untersagt werden.
>
> Die Einschränkung der Nazis erkannte Juden als Rasse den Menschenstatus
> ab und erklärte sie zu lebensunwerten Parasiten. Wohingegen in der
> jetzigen Debatte das Kind jüdischer Eltern gerade in erster Linie als
> Mensch verstanden wird.
>
> Insofern hinkt der Vergleich nicht einmal, er kriecht.
>
> > Ich kann daher verstehen, dass die
> > Debatte für Juden in und ausserhalb Deutschlands an das NS-Trauma
> > erinnert. Es kann in der Öffentlichkeit quasi nur falsch verstanden
> > werden, wenn man gegen Beschneidung ist.
> >
> > http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/antisemitismus/ausgrenzung/
>
> Ich bin es gewohnt, falsch verstanden zu werden. Aber das ist nicht
> mein
> Problem. Da das Problem derer, die das eigentlich Gesagte unterschlagen
> oder verzerren.
>
> Aber nur weil wir missverstanden werden könnten, sollte nicht heißen,
> keine Position zu beziehen oder aus falsch verstandener historischer
> Verantwortung den alten Status Quo wieder herzustellen.
>
> Man wird von Religionsgemeinschaften erwarten können, dass sie das
> Mündigkeitsalter potentieller Mitglieder abwartet.
>
> > Bisher hat es auch keinen gestört, dass Jungs beschnitten wurden,
> weil
> > keiner darüber nachgedacht hat.
>
> :'(
>
> Ich bin seit Jahren Beschneidungsgegner aus genau diesem Grund. Mich
> stört es.
>
> Ich bin äußerst dankbar um diese überfällige Diskussion. Aber auch
> entsetzt um die Art und Weise, wie dieses Ritual verteidigt wird.
>
> Aber selbst wenn es bisher keinen gestört hätte: Man sollte Rituale und
> Traditionen nur dann beibehalten, wenn sie für sich betrachtet Sinn
> ergeben.
>
> > Am Ende wird man Beschneidung wieder erlauben.
>
> Ich hoffe nicht. Und wenn das Gesetz kommt, wäre es wohl Zeit vors
> Bundesverfassungsgericht zu ziehen.
>
> > Die Mehrheit darf die Minderheit nicht terrorisieren
>
> Wer terrorisiert in diesem Kontext wen?
>
> Eine Minderheit darf nicht nur aufgrund ihres Minderheitsstatus
> Sonderrechte bekommen. Jedes Sonderrecht muss rational für sich
> begründet sein, unabhängig von der Gruppe, die es fordert.
>
> > und die
> > Mehrheit hat auch keinen Schaden davon, wenn die Minderheit ihre
> Kinder
> > beschneidet.
>
> Aber das Kind selbst trägt doch den Schaden davon :/
>
> > Man wird es ihnen nicht verbieten können befürchte ich, leider.
>
> Es ist verboten. Dies sollte so bleiben. Nun heißt es,
> Aufklärungsarbeit
> zu leisen, warum es so bleiben sollte.
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen





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