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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten
  • Date: Tue, 17 Jul 2012 14:47:51 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Man kann ja mal sehen, was für einen Sprengstoff in dieser tausende Jahre
alten Tradition drin ist

Deshalb lohnt sich die Diskussion, diesmal eben von der Beschneidung
angefangen, aber die Selbstbestimmung an sich ist ein Thema des 21
Jahrhundert, weil sich das Bedürfnis der Regierungen nach Manipulation in der
ach so „schwerfälligen“ Demokratie nicht mehr übersehen lässt (siehe
EURO-Krise u.ä.). Man kann ja den Kölner Richtern direkt dankbar sein, dass
sie den Mut hatten, das so zu entscheiden. Sie haben damit die Diskussion
losgetreten, wie kann und soll eine Demokratie wie die unsrige mit
Jahrtausenden alten Traditionen umgehen. Dabei müssen wir auch sehen, dass
viele der engagierten Verfechter von Demokratie, Menschenrechten,
Selbstbestimmung usw. selbst aus der Minderheiten des Judentums o.ä.
herkamen/herkommen.

Deshalb kann ich die Vorsicht von Michaela Becker gut verstehen und finde sie
angebracht. Falsch fände ich, die Diskussion nicht weiter zu führen, weil
sich an der Frage der Selbstbestimmung vielfach unsere Zukunft und die
Zukunft unserer Kinder entscheiden wird, da gilt es wachsam zu sein und für
Selbstbestimmung, Menschenrechte und Demokratie, Grundgesetz zu kämpfen. Ein
Gegenteil wäre fatal. Genauso fatal würde ich es finden, wenn wir nur scharf
beurteilen und sagen würden, so ist das Gesetz und deshalb muss es nur so und
nicht anders behandelt werden. Das wäre mit jeder orthodoxen Verfahrensweise
vergleichbar. Nur weil der Judenrat es populistisch mit Holocaust verglichen
hat, muss man für Beschneidungen keine extra Gesetze schreiben, die
bestehenden reichen aus.

Aber ein gesellschaftlicher Diskurs ist notwendig, weil alle mitgenommen
werden müssen, auch die, gerade die welche aus den beschnittenen religiösen
Bereichen kommen und für Menschenrechte, für Selbstbestimmung mitkämpfen.

Eine Spaltung in "Gute" und "Schlechte" wäre angesichts dieser Fragestellung,
wie solche Probleme im Sinne der kleinen Menschen (Kindern) gelöst werden
können, meiner Meinung nach das Schlechteste, was wir den Kindern antun
könnten. Sie müssen sich in dieser Gesellschaft innerhalb ihrer Familien
aufgehoben fühlen dürfen.

Wenn wir es erreichen, dass alle die Mündigkeit akzeptieren und es dann auch
im "Vorabend" der Akzeptanz nochmal gesetzlich festgeschrieben werden kann,
dann ist viel gewonnen für alle.

Missbrauch müssen wir aber gleich ahnden. Religiöser Gebrauch von Kindern
muss offen und bis zum Ende diskutiert werden. Was die jüdische Religion
betrifft, so bin ich davon überzeugt, dass die Diskussion dort weiter ist,
als sie bereits in Israel läuft. Und die sollten wir nicht mit Aufstellung
von Gräben zurück in Trotz-Verteidigung rein treiben. Sie machen ja schon
mit, auch wenn der Rabinerrat "außenpolitische" Pflöcke einschlägt. Bei den
moslemischen Gemeinden wird es evtl. schwieriger, weil diese wohl meinen,
ohne Beschneidung wäre man kein Mensch (ich kann mich aber auch irren).

Lasst uns weiter an der Kultur der Selbstbestimmung arbeiten. Warum nicht
eine Diskussionsrunde der Piraten mit der jüdischen Gemeinde?

Und wie viele Piraten kommen aus der jüdischen Gemeinde? Es werden nicht
wenige sein. Die sollten auch zu Wort kommen. Es ist eine Bewegung und eine
Demokratie für alle.

Dr. M. E. Waelsch


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von philipp
> Gesendet: Dienstag, 17. Juli 2012 14:02
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten
>
> On 07/17/2012 01:25 PM, Michaela Becker wrote:
> > Trotzdem werde ich keinen Antrag
> > formulieren, weil ich es andereseits nicht gut fände, wenn die
> Piraten
> > nach aussen intolerant erscheinen würden und ich die Verantwortung
> dafür
> > nicht übernehmen kann. Bitte mir dies nicht übel zu nehmen.
>
> Warum ist es für dich ein Problem, hier als intolerant dazustehen?
>
> Toleranz ist kein Wert an sich. Toleranz ist nicht per Definition gut.
>
> Ich bin tolerant gegenüber Justin Bieber und dessen Fans, aber ein
> Rechtsstaat muss intolerant gegenüber Bestrebungen sein, die versuchen,
> ihn auszuhebeln; ansonsten haben wir ein Anything-goes.
>
> Ich toleriere vieles, aber nicht alles. Und bei ritualisierter
> Kindesmisshandlung hört es für mich auf.
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen





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