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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten in der Beschneidungsdebatte vom Juli 13, 2012

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten in der Beschneidungsdebatte vom Juli 13, 2012


Chronologisch Thread 
  • From: "Ch. B." <christian AT brodowski.info>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Öffentliche Positionierung der Piraten in der Beschneidungsdebatte vom Juli 13, 2012
  • Date: Sun, 15 Jul 2012 21:07:12 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Wir haben hier eine schöne Moraldiskussion. An der Praxis wird sich, wie gesagt, so schnell nichts ändern lassen.

Hier der letzte Absatz aus einem lesenswerten Artikel:

"Es geht nun darum, verbal abzurüsten und nicht in eine integrationsfeindliche oder gar antisemitische Debatte abzugleiten. Im Interesse der Kinder bedarf es eines Dialoges mit Medizinern sowie Fachleuten aus der Jugendhilfe und des Kinderschutzes, um ein Umdenken und einen Mentalitätswandel einzuleiten. Die Tatsache, dass ein die körperliche Integrität von Kindern erheblich verletzendes Ritual eine jahrtausendalte Tradition ist, rechtfertigt nicht deren Beibehaltung. Das Recht von Kindern auf eine unbeschadete Kindheit sollte als Grundkonsens über allen Religionsgemeinschaften und Wertvorstellungen stehen. Die Verschiebung der Beschneidung in das Erwachsenenalter könnte ein Weg dahin sein.

Georg Ehrmann, Vorsitzender Deutsche Kinderhilfe"

http://mogis-und-freunde.de/blog/gastbeitrag-gemeinsam-f%C3%BCr-kinderschutz-ein-appell-f%C3%BCr-mehr-verantwortung-und-augenma%C3%9F/

Ich würde noch den Dialog mit Vertretern der Religionen ergänzen.

VG,

cbro


Am 15.07.12 19:46, schrieb philipp:
On 07/15/2012 06:25 PM, Ch. B. wrote:>
>> Es geht darum, Entscheidungen *im Sinne* des Kindes und nicht
>> *über* das Kind zu treffen.
>
> Das ist die schon angeführte Abwägung: Körperverletzung und nicht
> reversible Entfernung eines gesunden Körperteils vs. Ausgrenzung aus
> der soziokulturellen Gemeinschaft.

In allererster Linie ist ein Kind ein Mensch, dem wir Menschenrechte
anerkennen. Teil einer kulturellen Gruppe *wird* es erst später.

(Und es wäre auch noch interessant für andere Diskussionen, wie es das
wird, Stichwort: Indoktrination.)

IMO dürfen kulturelle Riten nicht das Menschenrecht brechen. Und genau
deswegen überwiegt der Körperverletzungsaspekt dem vermeintlichen
Ausgrenzungsaspekt.

Apropos Ausgrenzungsaspekt:

Würdest du sagen, dass, wenn wir hier Gewalt in der Ehe verbieten, wir
sie hier bei bestimmten soziokulturellen Gruppen zulassen sollen?
(Oh wait a minute: http://goo.gl/bq6Hn -.- )

> Was bedeutet denn genau "im Sinne des Kindes",

Mit im Sinne des Kindes meine ich:

"Ich treffe Entscheidungen für das Kind, also muss ich mich fragen: Wenn
ich das Kind wäre, und auf die Entscheidungsfindung zurück blicke, hätte
ich dann genauso entschieden? Oder könnte es sein, dass es bestimmte
Ansätze gar nicht vertritt und dementsprechend anmaßend wären und
deswegen nicht Teil meiner Entscheidungsfindung sein dürfen?"

Und anmaßend wäre eben, dass sich das Kind als Teil irgendeiner
soziokulturellen Gruppe ansehen wird.

> was hat mehr negative Folgen (und potentielle Risiken) für das Kind?

Welche Folgen und Risiken meinst du hier? Gerade was den
soziokulturellen Aspekt bei Verbot religiös motivierten Beschneidung an
unmündigen Personen vorsieht?

> Wer stellt sich hin und entscheidet das für den noch unmündigen
Säugling?

Die Eltern im Rahmen der Gesetzeslage. Die Gesetzeslage inkludiert das
Konzept der Menschenrechte.

Und BTW:

In einer perfekten Welt müsste es egal sein, wer für das Kind
entscheidet, da sich die Entscheidungen eigentlich von selbst
aufzwingen: Das Kind hat Bedürfnisse, denen der Sorgepflichstragende
nachkommen muss. Der Sorgepflichtstragende hat aber nicht die Pflicht,
dem Kinde seine Vorstellungen vom Leben aufzuzwingen, sondern allemal
nahezubringen, zu empfehlen.
Wie das Kind als Erwachsener leben möchte, sollte ihm überlassen bleiben.





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