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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: Dietmar Kuhl <piraten AT diekuhls.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
  • Date: Tue, 17 Apr 2012 13:22:50 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoj,

als rechte neuer Pirat mit Fokus auf unser marodes Gesundheitswesen habe ich mich etwas in den Thread "Neuregelung Gesundheitswesen" eingelesen.
Sehr unterschiedliche Meinungen, die auch mehr oder weniger "hart" diskutiert werden.

Ich möchte kurz auf die Thematik Einsparung von Verwaltungskosten und auf die PKV eingehen und freue mich auf Euer Feedback.

GKV:
Die Anzahl der GKVs in Deutschland nimmt zwar stark ab, das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig das damit auch die Verwaltungskosten sinken.
"Bestandswahrung" gilt auch hier und ehemalige Vorstände und leitende Funktionen einer fusionierten GKV behalten im Normalfall weiterhin ihre festgeschriebenen Gehälter und Goodies. Meist werden aus ehemaligen Hauptsitzen der aufgegangenen GKVs dann Niederlassungen oder Sachgebiets-Direktionen (oder wie immer das dann auch genannt wird).

Und auch nach allen aktuellen Fusionen liegt die Zahl der GKVs in Deutschland noch bei knapp 150.

Zwischendurch konnte ich lesen, das die Gehälter bei den GKVs gar nicht so hoch wären und 100.000 € Jahresgehalt die Ausnahme sei....
Naja... das ist leicht nachzuprüfen, denn die GKVs sind verpflichtet die Gehälter ihrer Vorstände offenzulegen.
Auf der Seite "http://www.krankenkassen.de/ref/vorstandsgehaelter/"; kann jeder einmal einsehen, wie die Lage ist...

Kleiner Auszug (Werte aus 2009):
Die Spitzenverdiener liegen weit über den Durchschnittsgehältern der Krankenkassen-Chefs in Deutschland. Die Grundvergütung lag im Durchschnitt der Krankenkassen bei etwa 115.000 Euro, die Höchstvergütung lag im Durchschnitt bei etwa 129.000 Euro. Das ist etwas mehr als im Vorjahr: Für 2008 wurde ein durchschnittliches Höchstgehalt von 123.000 Euro ermittelt. Der durchschnittliche Kassenchef konnte 2009 demnach eine Steigerung von 4,8 Prozent erzielen.

Die Hitliste führ die Techniker Krankenkasse an, deren Vorstand satte 270.000 € Jahresgehalt erhält.

Und das sind nur die Vorstände!

Und der GEZ-ähnliche Einzug der Beiträge über eine staatliche Stelle und Weiterverteilung nach komplizierten Schlüsseln an die GKVs dient auch nicht wirklich zur Verwaltungskosten-Einsparung.

PKV:
Natürlich spüren auch die PKV die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen und die "alles-wird-bezahlt" Mentalität der PKV nimmt stark ab.
Aber - und da stimme ich den gelesenen Aussagen zu - sie haben den Steuerzahler bislang noch keinen Euro gekostet, da die PKV - wie jede private Versicherung - kostendeckend arbeiten und für die Aktionäre auch noch Gewinn abwerfen muss.
Es wäre also m.E. nach unsinnig, die PKV abzuschaffen.

Meine Idee und Grundeinstellung zum Thema Krankenkassen und Beiträge:

Es gibt eine gesetzliche Krankenkasse bei der jeder Bürger versichert sein muss und die eine Grundsicherung (amulante und stationäre Behandlung, Heilmittel, Zahnbehandlung und Zahnersatz) garantiert.
Auch Selbständige und Freiberufler werden bei dieser Versicherungspflicht nicht ausgenommen - sonst funktioniert das System nicht.
Die Kostenteilung Arbeitnehmer/Arbeitgeber bleibt weiterhin bestehen.
Für Arbeits-/Ewerbslose Bürger übernimmt die Arbeitsagentur/Jobcenter die Beiträge der Grundsicherung.
Die Familien-Mitversicherung gilt hierbei selbstverständlich weiterhin.

Dazu gibt es - angeboten von den GKV wie auch den PKV - Zusatzversicherungen, die z.B. höhere Kostenbeteiligung oder Kostenübernahme bei Zahnersatz, stationäre Unterbringung im Einzel-/Zweibettzimmer, Heilmittel (z.B. Brille), aber auch Kuren, Massagen, Heilpraktiker und Ähnliches übernimmt.
Man kennt diese Zusatzversicherungen in verschiedenen Ausprägungen ja schon heute für GKV-Mitglieder.
Die Beiträge für diese Zusatzversicherungen zahlt der Versicherte selbst.

Behandlungskosten werden als Rechnung in dreifacher Ausfertigung an den Patienten gestellt.
- Grundverorgungskasse (GKV)
- Zusatzversicherung (PKV)
- Patient
Nur so ist gewährleistet, das der Patient selbst die Rechnung und die Korrektheit der aufgeführten Leistungen kontrolliert.
Nach "OK"-Vermerk des Patienten gibt dieser die Rechnung(en) an die Grundversorgungskasse und ggf. an die Zusatzversicherung weiter.
Von dort werden die Rechnungsbeträge an den Leistungsträger (Arzt, Klinik usw.) direkt gezahlt.

Mit diesem System können die Kosten für die Grundversorgung pro Versicherten gesenkt werden, da erstmals alle Versicherten in einer Kasse versichert sind.
Für Versicherungsunternehmen bleibt weiterhin die Möglichkeit bestehen, auch private Krankenversicherungen in Form der Zusatzversicherungen anzubieten.
Mit der Grundversorgung ist die medizinische Behandlung für jeden Bürger in ausreichendem Maße gesichert, Zusatzversicherungen sind keine Notwendigkeit. Sie können aber zur Absicherung und als "Luxus" abgeschlossen werden.


Das Schwierigste an jedem Konzept für eine Neustrukturierung des Gesundheitswesens ist natürlich der Übergang von dem gängigen System wie wir es heute haben zu dem neuen System.
Und die Zeit, die ein solcher Übergang dauert.
Und die Lobby, die diesen Übergang natürlich zu verhindern versucht.
Aber jede Reise beginnt nun mal mit dem ersten Schritt - und der muss gemacht werden.

Ich freue mich auf Eure Kommentare

Dietmar





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