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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten
  • Date: Mon, 02 Apr 2012 10:12:55 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo @all

es geht nicht immer nur darum, wo und von wem der Patient sich behandeln lassen möchte, sondern ob er sich überhaupt behandeln lässt, wenn eine Behandlung nicht unbedingt erforderlich ist.
Ich habe z.B. kürzlich die ERGO-Versicherung angeschrieben, weil sie für ihre Zusatzversicherungen u.a. mit den sinngemäßen Worten wirbt, dass man "voraussichtlich nie wieder Brille" bräuchte, wenn man sich einer (von der Kasse bezuschussten) LASIK-Behandlung unterzöge.
Abgesehen davon, dass diese Aussage eine dreiste Lüge ist, verschanzt man sich hinter scheinbar harmlosen Wörtern wie "voraussichtlich" oder "normalerweise" o.ä., um sich aus der rechtlichen Gefahrenzone zu bringen.

Ich kann nur jedem raten, auf solche Satzbestandteile einer Aufklärungsbestätigung zu achten und diese nach Möglichkeit nicht zu unterschreiben. Allerdings kann und muss ein Arzt den Erfolg einer Behandlung nicht garantieren und er wird sich deshalb nicht vermutlich nicht darauf einlassen, diese Worte zu streichen.

Es ist eine zum Nachteil der Bürger missbräuchlich eingesetzte Gesetzeslücke, mit der leider rechtlich wasserdichte Formulierung "voraussichtlich" für einen angeblichen Erfolg zu werben, selbst wenn gegenteilige Wahrscheinlichkeiten von ca. 90% belegbar sind. Es wäre deshalb dringend erforderlich, z.B. über prozentuale Angaben einer (Miss-)Erfolgsaussicht informieren zu müssen.

90% aller Menschen ab 45 Jahren benötigen mindestens eine Brille, egal ob sie jemals gelasert wurden oder nicht. Dass also "voraussichtlich nie wieder eine Brille" benötigt würde, ist von daher eine freche Lüge und Volksverdummung.
Die Ärzte müssten das wissen, aber da ist natürlich jeder Privatzahler höchst willkommen. Und wenn es um kosmetische Eingriffe geht, dann hört der Patient sowieso nur, was er hören möchte. Und hinterher ist Heulen und Zähneklappern, weil man ihn halt auch bewusst dumm (soll heißen: in falschem Glauben und falscher Hoffnung) gehalten hat.

So mancher Arzt nutzt vielfach seinen Vertrauensvorschuss aus und informiert zwar vorschriftsmäßig, aber "zweckdienlich".

Anamnese-Formulare scheinen tatsächlich nicht wirklich zu interessieren, sonst würde man nicht Ärzte damit beauftragen, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind. Diese Erfahrung durfte meine Frau während eines REHA-Aufenthaltes machen.

Gruß
Harry aka Morgan le Fay



Abgesehen davon


Am 02.04.2012 09:28, schrieb Dr. Forster:
Zum Zeitpunkt des Aufklärungsgesprächs hat sich der Patient längst
entschieden wo und von wem er sich behandeln lassen will, irgendwelche
Qualitäts-Statistiken haben da nichts verloren.
Gruß


Andreas

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Jens Müller
Gesendet: Montag, 2. April 2012 00:36
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] OP-Aufklärung patientenfreundlicher gestalten

Am 01.04.2012 14:08, schrieb JPT:
Dieser Fragebogen kann die Fakten enthalten, welche die Kliniken im
Qualitätsbericht veröffentlichen müssen, zb: Wie häufig wird die
geplante Operation durchgeführt?
Ist das eine Information, mit der man ohne Kontext irgendetwas anfangen
kann? Ich war nicht in der Lage, aus diesen sogenannten
Qualitätsberichten irgendetwas Verwertbares herauszuziehen. Wenn Airbus
so seine Qualität sichern würde, wären die noch mehr pleite, als sie eh
schon sind ... Naheliegende Qualitätsindikatoren wie Komplikationsraten,
durchschnittliche Liegezeiten, etc. konnte ich in diesen Berichten
jedenfalls nicht entdecken. Das Ziel solcher Berichte scheint ganz
offensichtlich nicht Qualitätssicherung, sondern das stupide Abarbeiten
regulatorischer Vorgaben zu sein. Ob das zielführend ist, hängt vom Ziel ab.

Gruß Jens





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