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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Neue LQFB-Initiative 1267

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Neue LQFB-Initiative 1267


Chronologisch Thread 
  • From: kp <info AT pater.net>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neue LQFB-Initiative 1267
  • Date: Mon, 16 Jan 2012 09:54:46 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Thorsten

Im wirklichen Leben ist manches anders, als man sich gemeinhin vorstellen kann.
Die praktizierten "Nachweisverfahren" haben Schwächen.


Am 15.01.2012 22:23, schrieb Thorsten Wagner:
100% der Bevölkerung wünscht sich eine medizinische Behandlung die auch nachweislich wirkt.

Ich würde den Satz umschreiben:

"100% der Bevölkerung wünscht sich eine medizinische Behandlung die bei ihnen wirkt."

Das Problem ist die Geschichte mit dem Nachweis. Die üblichen Testverfahren (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert, multizentrisch) sind sicherlich nützlich bei allen Wirkstoffen/Therapiemethoden, die von der menschlichen Psyche einigermaßen klar abgekoppelt werden können. Beispielsweise Infektionskrankheiten. Hier lässt sich die Wirksamkeit einer Therapie relativ einfach belegen. Beispiel psychosomatische Erkrankungen. Ursachen schwierig festzustellen, Therapie? Manchmal helfen Gespräche, manchmal Globuli, manchmal Psychopharmaka. Beispiel Migräne. Etc.. ...

Praktische Ärzte erleben immer wieder, dass sog. harmlose (bis hin zu wirkstofffreien) Präparate notwendig sind, um einen Therapieerfolg zu erzielen. Hat der Arzt diagnostiziert, dass eigentlich "nur" ein leichtes psychisches oder seelisches Problem besteht, der Patient aber die Erwartungshaltung hat, er (der Patient :-)) müsse aber was einnehmen, kann die zeitlich befristete Verordnung eines "Globulis" die Ultima Ratio sein.

Es soll Patienten (m/w) geben, die von ihrem (der streng klassischen Schulmedizin verbundenem) Arzt gesagt bekommen, sie hätten nichts. Und dann unglücklich weiter ziehen, und nach einigen Versuchen dann bei ihrem "Wunderheiler" landen. Der kann dann praktisch machen was er will, es wird immer helfen, da er vielleicht die Erwartungshaltung trifft. Im besten Fall z.B. durch zuhören. Im schlechtesten Fall passiert aber die Verhinderung einer notwendigen (anderen) ärztlichen Therapie.

Bedenklich finde ich Ärzte, die nur (ausschließlich) Präparate verordnen, deren "Wirksamkeit" bewiesen ist und Stolz darauf sind, die Helden der Schulmedizin zu verkörpern. Bedenklich finde ich auch Ärzte, die nur "Globuli" verordnen. Der goldene Mittelweg, die sachgerechte, unvoreingenommene Anwendung der einen oder anderen (aber nicht jeder) Methode ist letztendlich das, was die ärztliche Heilkunst ("Kunst") ausmacht. Das Spektrum bringt es. Apodikten braucht das System jedenfalls nicht. Meiner Meinung nach.

Mit den richtigen Prämissen kann ich mir übrigens alles zusammen fabuliern. Ich bin wahrlich kein Verfechter der Homöopathie, wer mal die Philosophie so mancher Hersteller studiert (Ernte der Rohstoffe nur bei Vollmond, und das ist noch harmlos) hat sicher berechtigte Fragen dazu.

Aber ich kenne auch die AnwenderInnen derartiger Präparate. Meistens ganz normale Leute.

Deshalb befürworte ich den (kunstgerechten, ärztlichen) Einsatz bestimmter alternativer Heilverfahren. Es darf nur nicht zu abgedreht oder "religiös" werden.
"Wirksamkeitsnachweise" sollten nicht zwingend vorausgesetzt werden. Gesunder Menschenverstand hilft manchmal auch weiter.

Gruß
kp




Die 30 - 80% der Bevölkerung werden sicherlich irgendwann einsehen, das wirkstofffreie (wenn auch nicht wirkungslos -> Placeboeffekt) Globuli dazu nicht geeignet sind. Dazu bedarf es eben Aufklärung.

Ich bin mir sicher, dass auch die Schulmedizin keine Einwände gegen naturheilkundliche Methoden hat, die sich in kontrollierten randomisierten Doppelblindstudien bewährt haben.

Nicht immer ist es irgendeine Lobby, die "revolutionäre" Ideen blockiert. Vielleicht ist der "revolutionäre" Ansatz auch einfach nur Hokuspokus - wenn nicht sogar (lebens)gefährlich?

Ich durfte dieses Wochenende einen Geburtsvorbereitungskurs einer esoterisch angehauchten Hebamme mitmachen. Bachblüten, Homöopathie und Aroma-Therpie war alles Thema an diesem Abend. Grausig. Hat sich jemand schonmal durchgelesen, wie die Bachblüten-Therapie funktionieren soll? Esowatch hat einen hervorragenden Artikel.. zum Totlachen: http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Bachbl%C3%BCten

Niemand kann mir erzählen, dass (wegen mir) 30% der Bevölkerung Bachblüten einsetzen würden, wenn Sie über ihr angebliches Wirkprinzip aufgeklärt wären.

NEVER EVER.


Viele Grüße
Thorsten


On 15.01.2012 21:46, ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de wrote:
30- 80 % der Bevölkerung wünscht mehr Naturheilkunde, Akupunktur und Homöopathie die bei vielen Volkskrankheiten sehr gut hilft, weniger Nebenwirkungen hat, preiswerter ist und oft auch sehr gut wissenschaftlich bewiesen ist.






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