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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Neue LQFB-Initiative 1267

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Neue LQFB-Initiative 1267


Chronologisch Thread 
  • From: Thorsten Wagner <wagner.thorsten AT gmx.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neue LQFB-Initiative 1267
  • Date: Mon, 16 Jan 2012 11:48:44 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo kp,

On 16.01.2012 09:54, ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de wrote:
Das Problem ist die Geschichte mit dem Nachweis. Die üblichen
Testverfahren (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert,
multizentrisch) sind sicherlich nützlich bei allen
Wirkstoffen/Therapiemethoden, die von der menschlichen Psyche
einigermaßen klar abgekoppelt werden können. Beispielsweise
Infektionskrankheiten. Hier lässt sich die Wirksamkeit einer Therapie
relativ einfach belegen. Beispiel psychosomatische Erkrankungen.
Ursachen schwierig festzustellen, Therapie? Manchmal helfen Gespräche,
manchmal Globuli, manchmal Psychopharmaka. Beispiel Migräne. Etc.. ...
Tut mir leid, aber ich weigere mich Globuli in dieser Liste zu Akzeptieren. Hier wirken sicher nicht die Globuli! Hier wirkt wenn das Gespräch bzw. der Glaube daran, dass einem durch das Mittelchen geholfen wird (Placeboeffekt eben...). Ich möchte nicht, dass eine Industrie von Scharlatanen dadurch am Leben erhalten wird, dass die Sie auf ziemlich umständliche Weise Placebos herstellen. Dann muss man sich eben was Einfallen lassen, Placebos verschreiben zu dürfen, ohne dabei auf Homoöpathie zurückgreifen zu müssen.
Praktische Ärzte erleben immer wieder, dass sog. harmlose (bis hin zu
wirkstofffreien) Präparate notwendig sind, um einen Therapieerfolg zu
erzielen.
Placebos eben, oder nicht?
Hat der Arzt diagnostiziert, dass eigentlich "nur" ein
leichtes psychisches oder seelisches Problem besteht, der Patient aber
die Erwartungshaltung hat, er (der Patient :-)) müsse aber was
einnehmen, kann die zeitlich befristete Verordnung eines "Globulis" die
Ultima Ratio sein.
Die zeitliche Verordnung von Placebos lasse ich mir gefallen. Aber die zeitliche Verordnung von Homöopathie allerdings nicht. Dadurch werden diese Methoden geadelt und wir öffnen den Scharlatanen Tür und Tor, die nur eine genügend große Glaubensgemeinschaft (nicht anderes sind Homöopathie Anhänger, Gläubige) besitzen.
Es soll Patienten (m/w) geben, die von ihrem (der streng klassischen
Schulmedizin verbundenem) Arzt gesagt bekommen, sie hätten nichts. Und
dann unglücklich weiter ziehen, und nach einigen Versuchen dann bei
ihrem "Wunderheiler" landen. Der kann dann praktisch machen was er will,
es wird immer helfen, da er vielleicht die Erwartungshaltung trifft. Im
besten Fall z.B. durch zuhören. Im schlechtesten Fall passiert aber die
Verhinderung einer notwendigen (anderen) ärztlichen Therapie.
Ja, das sehe ich ein. Aber das ist doch keine Berechtigung für Homöopathie o.Ä.! Hier muss ein eben ein Umdenken bei den Ärzten stattfinden, dass solche Ängste immer ernst genommen werden müssen und Notfalls mit (BILLIGEN) Placebos behalten werden muss. Zwingen Notwendig bei so einem Vorgehen ist jedoch, dass der Patient bei erfolgreicher Therapie darüber aufgeklärt wird, dass er mit Placebos behandelt wurde. Bei Homöopathie ist das nicht der Fall. Hier verbleibt der Patient in dem Glauben, dass ihm irgend eine unsichtbare Energien / unmessbarere Wirkstoff (feinstoff höhö) geholfen hätten. Das darf nicht sein. Hier wird sonst ein völlig falsches Gesundheitsbewusstsein hervorgerufen, was im schlimmsten fall dazu führt, dass Menschen beispielsweise bei Krebs auf Homöopathie setzen ("hat mir ja auch sonst geholfen").
Bedenklich finde ich Ärzte, die nur (ausschließlich) Präparate
verordnen, deren "Wirksamkeit" bewiesen ist und Stolz darauf sind, die
Helden der Schulmedizin zu verkörpern.
Was ist an diesem Verhalten verkehrt? (vorausgesetzt, der Arzt verschreibt auch manchmal einfach "garnix")
Bedenklich finde ich auch Ärzte,
die nur "Globuli" verordnen. Der goldene Mittelweg, die sachgerechte,
unvoreingenommene Anwendung der einen oder anderen (aber nicht jeder)
Methode ist letztendlich das, was die ärztliche Heilkunst ("Kunst")
ausmacht. Das Spektrum bringt es. Apodikten braucht das System
jedenfalls nicht. Meiner Meinung nach.
Tut mir leid, aber da muss ich auf den Esowatch-Beitrag zugreifen. Wenn man darüber diskutiert ob die Summe von 1 und 2 entweder 3 oder doch 7 ergibt, ist eben die Einigung auf 5 nicht der richtige Weg.
Sich den Placeboeffekt für eine Behandlung zunutzen zu machen, halte ich für sinnvoll. Stattdessen Globuli zu verordnen nicht.
"Wirksamkeitsnachweise" sollten nicht zwingend vorausgesetzt werden.
Gesunder Menschenverstand hilft manchmal auch weiter.
Das sehe ich anders. Wirksamkeitsnachweise sollten zwingen vorausgesetzt werden für Medikamente, die tatsächlich Wirkstoffe enthalten. Und der gesunde Menschenverstand lässt eben leicht täuschen (siehe Bachblüten, siehe Homöopathie).

Viele Grüße
Thorsten




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