ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: Jens Braun <jens.j.braun AT googlemail.com>
- To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !
- Date: Wed, 11 Jan 2012 17:44:17 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
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Am 11.01.12 15:19, schrieb checkinger:
>
> Ein paar Zahlen finden sich bei Wikipedia:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheitssystem#Internationale_Vergleiche
>
> Demnach liegt Deutschland bei den Gesundheitsausgaben mit 10,5%
> (!) des BIP international auf Platz 4 nach USA, Schweiz,
> Frankreich
>
> Joejoe schrieb:
>> Es gibt keinen plausiblen Grund, warum Medikamente in
>> Deutschland teurer sind, als in anderen Ländern Europas, ausser
>> dem, dass die deutschen Krankenversicherungen blöd genug sind,
>> die überteuerten Preise zu zahlen.
>
> Ein weiterer Grund ist die Mehrwertsteuer, die in D. in voller
> Höhe anfällt, in den anderen Ländern gilt meist ein reduzierter
> Satz, evtl. sogar Steuerbefreiung auf Medikamente.
Das ist falsch. Leistungen im Gesundheitwesen sind von der USt
befreit, so auch meines Wissens die zuzahlungsfreien Medikamente.
Ärztliche und pfgerische Dienstleistungen sind dann von USt befreit,
wenn sie zum überwiegenden Teil vom öffentlichen Kostenträger
übernommen werden.
>
>> Es konnte mir bisher kein Mediziner erklären, warum mehr als 20
>> verschiedene ACE Hemmer unbedingt notwendig sind. Medizinisch
>> machen 3-4 verschiedene Päperate Sinn. Immerhin, wir finanzieren
>> da auch für jedes Präperat noch den Vertrieb.
>
> Na ja. Ich glaube nicht, dass gerade durch Verhinderung des
> Wettbewerbs (Verminderung der Anzahl der angeboteten Präparate) in
> diesem Bereich Preisvorteile zu erzielen sind. Die ACE-Hemmer sind
> ja meist Generika.
Ok, mittlerweile sind ACE Hemmer i.d.R. Generika, ist auch schon eine
ziemlich late Medikamentengruppe.
> Werbung und Vertrieb wird für die fast garnicht gemacht. Die
> Hersteller kommen bei Generika ausschliesslich über den Preis bzw.
> die Rabattverträge direkt mit den Kassen ins Geschäft. Die Ärzte
> müssen ja dann zuzahlungsbefreite Arzneimittel verordnen.
Da habe ich andere Informationen. Immerhin arbeitet eine
Familienangehörige im Pahrmaaußendienst. Bei den Apotheken läuft das
Soiel wie folgt:
Einzelne Präperate werden mittlerweile von der Kasse vorgeschrieben.
Allerdings ist es häufig so, dass diese Präerate dann nicht lieferbar
sind, da die Nachfrage so groß ist, dass die Kapazitäten nicht
ausreichen. Dann darf der Apotheker wiederum ein anderes Präperat
abgeben. Ein Großteil der Medikamente ist allerdings noch nicht durch
Rabattverträge geregelt, hier darf, so der Arzt das AUt IDem nicht
ankreuzt, der Apotheker frei entscheiden, welches Mittel er abgibt. In
der Regel wählt er das Präperat bei dem er von meiner Schwiegermama
mehr als 50% Naturalrabatt abgreift.
Dieser Naturalrabatt wird gerne bei hochpreisigen Präperaten und
großen Packungsgrößen angewandt. Dieses System wird immer noch von
Tausenden von Pahrmareferenten aufrecht erhalten.
Die Schulungungen auf Ibiza für Apotheker und Ärzte werden übrigens
immer noch angeboten.
>
> Die zuzahlungsbefreiten Arzneimittel finden sich auf einer Liste
> des GKV-Spitzenverbands, die 14-tägig (!) aktualisiert wird. *
> https://www.gkv-spitzenverband.de/Befreiungsliste_Arzneimittel_Versicherte.gkvnet
>
> *
> https://www.gkv-spitzenverband.de/upload/Zuzahlungsbefreit_sort_Name_120101_18611.pdf
>
>
>
> Übrigens ein Skandal: Die Liste der zuzahlungsbefreiten
> Arzneimittel ist völlig intransparent. Sie liegt für Verbraucher
> lediglich als pdf-Datei vor. In der Praxis zahlt Verbraucher häufig
> die Zuzahlung, weil die Apotheke das zuzahlungsbefreite (Wirkstoff-
> und Dosis-gleiche) Präparat gerade nicht da hat. Es wird geschätzt,
> dass durch diesen Mechanismus ca. 1 Mrd. EUR zuviel von der
> Verbrauchern für Medikamente ausgegeben wird. Den Apotheken ist das
> ganz recht: Umsatz erhöht den Wert der Apotheke bei späterem
> Verkauf ...
Stimmt...
>
>> Auch nach mittlerweile 15! Jahren in der Branche ist mir der
>> tiefere Sinn der kassenärztlichen Vereinigungen entgangen. Selbst
>> wenn es da einen gibt, brauchen wir so viele davon, incl.
>> Vorstand, Verwaltungsapperat und Allem?
>
> Die Anzahl der KVen ist u.a. Folge des Föderalismus in
> Deutschland. Bundesländer abschaffen ? (Nur noch eine Regierung:
> Was könnte da eingespart werden !!) (Bin dagegen: Neuer Thread?)
Naja, während ich in den Länderregierungen manchmal noch Sinn sehe,
sorry, aber die K-Ven kann man problemlos ersatzlos streichen. Fällt
nichtmal auf.
>
>> Auch der Sinn von derzeit 147? (RICK!) gesetzlichen
>> Krankenkassen erschließt sich mir nicht in epischer Breite. Auch
>> hier schlummern gefühlt milliardenschwerde Einsparpotentiale.
>
> Glaubts Du, dass durch 0-Wettbewerb bei Vorhandensein nur einer
> einzigen Einheits-Krankenkasse wirklich Kostensenkungen und
> Innovation möglich wären ?
Ich rede nicht von 0-Wettbewerb. Ich rede von einer sehr
überschaubaren Anzahl von gesetzlichen Kassen, die eventuell
unterschiedliche Schwerpunkte haben, sodass ich als Patient
entscheiden kann, in welcher Kasse ich mich gerne versichere.
Allerdings glaube ich nicht, dass dieser Pseudwettbewerb, den wir
derzeit haben, zu irgendetwas taugt, als zum verbrennen von Geld.
>
> Gute Frage: Wieviel Kassen sind sinnvoll? !
Stimmt, gute Frage!
>
>> Da Leistungserbringer per se unter Generalverdacht gestellt sind,
>> ist es nicht etwa ausreichend, dass Pflegeheime jährlich von der
>> Heimaufsicht überprüft werden. Nein, der MDK überprüft auch
>> jährlich die Qualität. Allerdings wird diese Prüfung von den
>> Kassen bezahlt, also den Versicherten.
>
> Na ja. Die Versicherten (und Kassen) wollen ja -zu Recht- auch
> gute Qualität haben. Also müssen sie auch dafür zahlen, dies
> Qualität durchzusetzen.
Ich rede nicht davon, dass wir Pflegeheime völlig unkontrolliert
lassen. Allerdings gehören diese Einrichtungen zu den am besten
kontrollierten Einrichtungen überhaupt. Und es ist gelungen, über
Jahre für eine vernünftige Qualität in den Häusern zu sorgen, in dem
die Heimaufsicht einmal im Jahr unangemeldet kommt und zusätzlich
anlassbezogene Kontrollen macht.
Sie dir sicher, MDK Noten haben ausschlieslich etwas mit der
Dokumentationsqualität zu tun, nicht mit der tatsächlichen
Pflegequalität. Und die Kosten, die der Einrichtung entstehen, durch
Überstunden, weil bitte jeder Prüfer seine Begleitung wünscht, weden
nicht übernommen.
Ausserdem: Der Dokumentationsaufwand zur
> Qualitätssicherung ist für die Einrichtungen des Sozial- und
> Gesundheitswesens bereits heute so erheblich, dass bis zu 50% der
> eigentlichen (sozialen) Arbeitszeit nur mit dem Ausfüllen von
> Formularen und Zetteln (bzw. deren Suche) verwendet werden. Das
> kostet die Einrichtungen jeden Menge Geld - und führt bei den
> betroffenen MitarbeiterInnen zu Frust und Burn-Out. Die Sicht, dass
> nur die Kassen/MdK durch die Qualitätssicherung Kosten haben ist
> jedenfalls höchst einseitig.
Das habe ich so n icht gemeint, siehe oben.
Und ja, der Dokuwahn ist beeindruckend, aber es sind keine 50% Und ein
gewisses Qualitätsmanagement und demit eine Dokumentation muss sein.
>
>> Die Liste kann beliebig verlängert werden.
>
> Wir sollten eine solche Einsparliste erstellen. --> Wiki
> http://wiki.piratenpartei.de/AG_Gesundheit/Diskussion/Sparliste_Gesundheit
>
>
>> Es muss also nicht mehr Geld ins System, es muss nur besser
>> verteilt werden.
>
> Ich bin weiterhin der Meinung, dass mehr Geld ins System muss:
>
> 1. Nur durch Einsparen von Personalkosten in der Verwaltung (wie
> -sicher richtig- von Dir vorgeschlagen) werden nicht genug
> zusätzliche Gelder verfügbar.
Das weiß keiner, daher mein Vorschlag, erstmal das System effizient
gestalten, wenn dann das Geld nicht reicht, dann muss man sich über
die Finanzierung unterhalten.
> 2. Den MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen muss endlich ein
> angemessenes Gehalt gezahlt werden. Eine Krankenschwester, eine
> Altenpflegerin müssen von Ihrem Gehlt leben können - auch in der
> Großstadt und auch alleinstehend-mit Kind(ern).
Sehe ich genau so, da sind wir aber auf einem guten Weg. Der Markt,
bzw. der Fachkräftemangel hat das reguliert. Was schätzt du, bekam
eine Pflegekraft vor 10 jahren und was bekommt sie heute? (Brutto/Monat)
> 3. Die Arbeitsbedingungen in den Sozialberufen müssen deutlich
> verbessert werden (Teilzeitarbeit, Kinderbetreuung,
> Prävention/Gesundheitsvorsorge etc.)
Auch da, lassen wir mal den markt arbeiten. Träger, die auch zukünftig
nich ihre Patienten versorgen wollen, bewegen sich da.
> 4. Wie Du richtig sagst: Es besteht Mangel an qualifizierten
> Mitarbeitern und Fachkräftemangel. Durch Verwirklichung von o.g.
> Punkte 2.-3. erhöht sich die Anzahl der zur Verfügung stehenden
> Fachkräfte schlagartig. (10-20% der ausgebildeten Ärzte arbeiten
> nicht in Deutschland bzw. nicht im Gesundheitsdienst - wegen der
> schlechten Arbeitsbedingungen. Folge: Ärztemangel)
Halte ich für eine sehr positive Schätzung.
> 5. Medizinische Innovationen in Diagnostik und Therapie kommen bei
> Otto-Normalverbarucher nicht oder mit deutlicher Verspätung an.
> Dies liegt oft an den Kosten, oft aber auch an verkrusteten,
> intransparenten, interessengeseteuerten Strukturen.
Hurra, da sind wir einer Meinung ;-)
> ...
>> Kaufmännsiche Fachkräfte, Heimleiter...
>
> Bin nicht sicher, ob ausgerechnet die Verwaltungsheinis weiteren
> Zulauf brauchen bzw. verdient haben. Die Wasserköpfe sind so schon
> riesig....
>
Hier allerdings nicht. Zufällig bin ich Heimleiter. Ich spreche nicht
davon, die Verwaltungen signifikant zu vergrößern. Ich möchte bitte
nur meine Stellen mit Fachpersonal besetzen können. Das spart nämlich
Geld, weil dann die Rechnungen richtig geschrieben werden ^^
Und aus Tragersicht: Wir brauchne mehr Heimleiter. Insbesondere gute
HL sind eher selten. Mir ists recht, durch den neuen Job im März,
gibts gleich mal 30% mehr Gehalt. :-)
Aso, ja. Ich entnehme deinen Zeilen, dass auch du im GW tätig bist.
Bedenke, die Wasserköpfe weisen dein Gehalt an...^^
> Hier nochmal der Link auf die Sparliste Gesundheit :
> http://wiki.piratenpartei.de/AG_Gesundheit/Diskussion/Sparliste_Gesundheit
>
> Grüsse !
>
> Der Alex, aka checkinger
Selber Grüße
JoeJoe
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Comment: GPGTools - http://gpgtools.org
Comment: Using GnuPG with Mozilla - http://enigmail.mozdev.org/
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- [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Jens Braun, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Jens Braun, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Fredi, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Fredi, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Fredi, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Manfred Jablonski, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Manfred Jablonski, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Privacy, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 12.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, haarbrandt, 12.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 12.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Jens Braun, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, checkinger, 11.01.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !, Jens Braun, 11.01.2012
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