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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !


Chronologisch Thread 
  • From: checkinger <checkinger AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Das Gesundheitswesen: Ein Wachstumsmotor !
  • Date: Wed, 11 Jan 2012 14:19:23 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Joejoe schrieb:
Das Sozialwesen ist ein Wachstumsmotor. Allein auf Grund der
demografischen Entwicklung werden in den nächsten 10 Jahren einige
Zehntausend zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
....

Richtig ist, das deutsche Gesundheitwesen ist im internationalen
Vergleich relativ teuer. Vor einigen Tagen ging dazu ein Link über die
Liste. Allerdings ist die Ergebnisqualität erschreckend schlecht.

....

Ein paar Zahlen finden sich bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheitssystem#Internationale_Vergleiche

Demnach liegt Deutschland bei den Gesundheitsausgaben mit 10,5% (!) des BIP international auf Platz 4 nach USA, Schweiz, Frankreich

Joejoe schrieb:
Es gibt keinen plausiblen Grund, warum Medikamente in Deutschland
teurer sind, als in anderen Ländern Europas, ausser dem, dass die
deutschen Krankenversicherungen blöd genug sind, die überteuerten
Preise zu zahlen.

Ein weiterer Grund ist die Mehrwertsteuer, die in D. in voller Höhe anfällt, in den anderen Ländern gilt meist ein reduzierter Satz, evtl. sogar Steuerbefreiung auf Medikamente.

Es konnte mir bisher kein Mediziner erklären, warum mehr als 20
verschiedene ACE Hemmer unbedingt notwendig sind. Medizinisch machen
3-4 verschiedene Päperate Sinn. Immerhin, wir finanzieren da auch für
jedes Präperat noch den Vertrieb.

Na ja. Ich glaube nicht, dass gerade durch Verhinderung des Wettbewerbs (Verminderung der Anzahl der angeboteten Präparate) in diesem Bereich Preisvorteile zu erzielen sind. Die ACE-Hemmer sind ja meist Generika. Werbung und Vertrieb wird für die fast garnicht gemacht. Die Hersteller kommen bei Generika ausschliesslich über den Preis bzw. die Rabattverträge direkt mit den Kassen ins Geschäft. Die Ärzte müssen ja dann zuzahlungsbefreite Arzneimittel verordnen.

Die zuzahlungsbefreiten Arzneimittel finden sich auf einer Liste des GKV-Spitzenverbands, die 14-tägig (!) aktualisiert wird.
* https://www.gkv-spitzenverband.de/Befreiungsliste_Arzneimittel_Versicherte.gkvnet
* https://www.gkv-spitzenverband.de/upload/Zuzahlungsbefreit_sort_Name_120101_18611.pdf

Übrigens ein Skandal: Die Liste der zuzahlungsbefreiten Arzneimittel ist völlig intransparent. Sie liegt für Verbraucher lediglich als pdf-Datei vor. In der Praxis zahlt Verbraucher häufig die Zuzahlung, weil die Apotheke das zuzahlungsbefreite (Wirkstoff- und Dosis-gleiche) Präparat gerade nicht da hat. Es wird geschätzt, dass durch diesen Mechanismus ca. 1 Mrd. EUR zuviel von der Verbrauchern für Medikamente ausgegeben wird. Den Apotheken ist das ganz recht: Umsatz erhöht den Wert der Apotheke bei späterem Verkauf ...

Auch nach mittlerweile 15! Jahren in der Branche ist mir der tiefere
Sinn der kassenärztlichen Vereinigungen entgangen. Selbst wenn es da
einen gibt, brauchen wir so viele davon, incl. Vorstand,
Verwaltungsapperat und Allem?

Die Anzahl der KVen ist u.a. Folge des Föderalismus in Deutschland. Bundesländer abschaffen ? (Nur noch eine Regierung: Was könnte da eingespart werden !!) (Bin dagegen: Neuer Thread?)

Auch der Sinn von derzeit 147? (RICK!) gesetzlichen Krankenkassen
erschließt sich mir nicht in epischer Breite. Auch hier schlummern
gefühlt milliardenschwerde Einsparpotentiale.

Glaubts Du, dass durch 0-Wettbewerb bei Vorhandensein nur einer einzigen Einheits-Krankenkasse wirklich Kostensenkungen und Innovation möglich wären ?

Gute Frage: Wieviel Kassen sind sinnvoll? !

Da Leistungserbringer per se unter Generalverdacht gestellt sind, ist
es nicht etwa ausreichend, dass Pflegeheime jährlich von der
Heimaufsicht überprüft werden. Nein, der MDK überprüft auch jährlich
die Qualität. Allerdings wird diese Prüfung von den Kassen bezahlt,
also den Versicherten.

Na ja. Die Versicherten (und Kassen) wollen ja -zu Recht- auch gute Qualität haben. Also müssen sie auch dafür zahlen, dies Qualität durchzusetzen. Ausserdem: Der Dokumentationsaufwand zur Qualitätssicherung ist für die Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens bereits heute so erheblich, dass bis zu 50% der eigentlichen (sozialen) Arbeitszeit nur mit dem Ausfüllen von Formularen und Zetteln (bzw. deren Suche) verwendet werden. Das kostet die Einrichtungen jeden Menge Geld - und führt bei den betroffenen MitarbeiterInnen zu Frust und Burn-Out. Die Sicht, dass nur die Kassen/MdK durch die Qualitätssicherung Kosten haben ist jedenfalls höchst einseitig.

Die Liste kann beliebig verlängert werden.

Wir sollten eine solche Einsparliste erstellen. --> Wiki http://wiki.piratenpartei.de/AG_Gesundheit/Diskussion/Sparliste_Gesundheit

Es muss also nicht mehr
Geld ins System, es muss nur besser verteilt werden.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass mehr Geld ins System muss:

1. Nur durch Einsparen von Personalkosten in der Verwaltung (wie -sicher richtig- von Dir vorgeschlagen) werden nicht genug zusätzliche Gelder verfügbar.
2. Den MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen muss endlich ein angemessenes Gehalt gezahlt werden. Eine Krankenschwester, eine Altenpflegerin müssen von Ihrem Gehlt leben können - auch in der Großstadt und auch alleinstehend-mit Kind(ern).
3. Die Arbeitsbedingungen in den Sozialberufen müssen deutlich verbessert werden (Teilzeitarbeit, Kinderbetreuung, Prävention/Gesundheitsvorsorge etc.)
4. Wie Du richtig sagst: Es besteht Mangel an qualifizierten Mitarbeitern und Fachkräftemangel. Durch Verwirklichung von o.g. Punkte 2.-3. erhöht sich die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fachkräfte schlagartig. (10-20% der ausgebildeten Ärzte arbeiten nicht in Deutschland bzw. nicht im Gesundheitsdienst - wegen der schlechten Arbeitsbedingungen. Folge: Ärztemangel)
5. Medizinische Innovationen in Diagnostik und Therapie kommen bei Otto-Normalverbarucher nicht oder mit deutlicher Verspätung an. Dies liegt oft an den Kosten, oft aber auch an verkrusteten, intransparenten, interessengeseteuerten Strukturen.
...
Kaufmännsiche Fachkräfte, Heimleiter...

Bin nicht sicher, ob ausgerechnet die Verwaltungsheinis weiteren Zulauf brauchen bzw. verdient haben. Die Wasserköpfe sind so schon riesig....

Hier nochmal der Link auf die Sparliste Gesundheit : http://wiki.piratenpartei.de/AG_Gesundheit/Diskussion/Sparliste_Gesundheit

Grüsse !

Der Alex, aka checkinger




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