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Betreff: AG Gesundheit
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Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner
Chronologisch Thread
- From: "Dieter Schlierf" <praxis AT dschlierf.de>
- To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner
- Date: Thu, 27 Oct 2011 16:56:35 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Allgemeinarzt Dieter Schlierf
Konkretes Beispiel zur Datensicherheit:
Ich bekam an einem Wochenende einen Anruf eines Mitarbeiters einer Krankenkasse, der mich als politisch aktiven Menschen beobachtet hatte. Er hatte Zugriff auf sämtliche in Bayern gespeicherten Vorgänge zum DMP (disease management program, soll die Behandlung chronisch kranker Patienten verbessern, ist mit viel bürokratischem Aufwand befrachtet) und hatte dabei bemerkt, dass ich bei einer Krankheit den vertraglich geforderten Prozentsatz an erfassten Patienten angeblich (stellte sich später als falsch heraus) nicht erreicht hatte. Damit wollte er nun Druck auf mich ausüben, mich besser vertragstreu zu verhalten, da mir sonst Ärger drohen würde. Dieses Wochenende schlief ich nicht besonders gut.
Will sagen: wo es Möglichkeiten gibt, Zugriff auf Daten zu bekommen, die einen eigentlich nichts angehen, wird dieser Zugriff auch genutzt werden.
Die Daten sind nicht sicher! Insbesondere sind die Daten nicht sicher, wenn sie zentral gespeichert werden. Wenn sie dezentral gespeichert werden, können sie verlorengehen. Dann kann man sie aber durch Kontakt zum Hausarzt wieder herstellen.
Hanns-Dieter
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von haarbrandt
So, ich mache mich mal an die Beantwortung der Fragen. Ich erlaube mir mal keinen wissenschaftlichen Maßstab anzulegen, da beispielsweise die korrekte Zitierweise etwas mehr Zeit kostet und ich nebenbei ja auch noch meine Master-Arbeit schreiben muss.
Mir reicht übrigens auch vom Dietmar, wenn er meine Fragen ungefähr auf dem selben Niveau beantwortet, dann bin ich schon zufrieden. Meine Anmerkungen sind in rot.
ich erlaube es mir, die Quellen plausibel aufzuführen, für wissenschaftliche Penibilität fehlt mir einfach die Zeit. Vielleicht hilft ja auch der Appell daran, dass das der Bereich ist, in dem ich lange Arbeite, also auch Informationen aus erster Hand einfließen lasse.
Ich zitiere hier den CCC:
"Dieses Verfahren (Speicherung der Daten auf dem Server - Anmerkung von mir) wäre aus unserer Sicht auch datenschutzfreundlich, wenn der Patient die alleinige Hoheit über den kryptographischen Schlüssel hätte. Doch für den Fall, daß die eGK mit dem geheimen Schlüssel abhandenkommt, gibt es für die gematik die Möglichkeit, den geheimen Schlüssel für die Patientendaten wiederherzustellen." (http://www.ccc.de/de/elektronische-gesundheitskarte)
Dieses Thema haben wir ja bereits diskutiert. Ich machte dazu die Aussage, dass ein Treuhänder nötig sein muss. Ich favorisiere die "teilautomatische Lösung" (http://www.bitkom.org/60376.aspx?url="Untersuchung_Dezentrale_Speichermedien_4879.pdf&mode=0&b=Themen)
Ansonsten verweise ich nochmals auf die Veröffentlichungen von:
Thilo Weichert: https://www.datenschutzzentrum.de/vortraege/20080530-weichert-elektronische%20gesundheitskarte.html
Dazu noch ein wenig Lektüre von Lukas Gundermann, Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz, Schleswig-Holstein (ULD): http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src="suche&id=58842
Das Fraunhofer-Institut: http://www.fokus.fraunhofer.de/de/fokus/_pdfs/fokusbasic-ehealth.pdf dazu:
"Das Sicherheitskonzept ist in der Lage den Datenschutz im Rahmen der aktuell spezifizierten Verwendung von administrativen (VSD, VOD) und medizinischen Daten (NFD) zu gewährleisten. Die Implementierung von wirksamen, verteilten Zugriffsschutzmechanismen ist auf dieser Basis möglich. Für neue Fachdienste zur Umsetzung der vorgestellten Ziele müssen jedoch Ergänzungen erfolgen. Die reale Sicherheit der Zugriffschutzmechanismen kann erst an den endgültigen Produkten beurteilt werden. Darüber hinaus ist abzuwarten ob das auf der Basis von ISO/IEC-10181-3 neu entwickelte Ticketverfahren eine aus reichende Flexibilität aufweist, um in komplexen Verarbeitungsszenarien den Datenschutz von Elektronischen Patientenakten zu gewährleisten – wie dies ggf. mit be - reits länger existierenden generischen Lösungskonzepten möglich wäre"
Für die Ausbaustufe der elektronischen Patientenakte ist noch keine Spezifikation verfügbar. Allerdings gibt es ein laufendes Projekt des Fraunhofer ISST, die eine prototypische Implementierung vornehmen. (http://www.isst.fraunhofer.de/Images/Fraunhofer_ISST-ePatientenakte-DIE%20PATIENTENAKTE%20IN%20DER%20VERSORGUNG_tcm81-86619.pdf)
Dort wird beispielsweise folgendes Modell vorgeschlagen:
"Ein Leistungserbringer kann aus seinem Primärsystem heraus Daten an eine Patientenakte eines Bürgers senden. Dieses kann auf Anforderung eines Bürgers (z. B. initiiert durch Muster 2) oder eigeninitiativ erfolgen. Der Bürger entscheidet, ob er die bereitgestellten Daten in seine Patientenakte übernimmt." (Seite 10)
Für das Szenario einer Anforderung durch den Arzt gilt zudem, dass diese eingeht, und dann durch den Patienten bestätigt werden muss.
In dem oben beschriebenen Konzept ist es der Fall, dass der Patient autorisiert, was in die Akte gelangt.
In dem Moment, wo der Patient der Teilnahme zustimmt, natürlich nach Aufklärung über die Risiken, wird der Arzt davon entbunden. Hier nochmal eine schöne Zusammenfassung zu dem Thema:
Das ist durch Mechanismen in der Software sichergestellt. Es wird auch nicht machbar sein Daten aus den Primärsystemen des Arztes abzuziehen (auf den zentralen Speicher), da eine solche Funktion durch den Hersteller der Software implementiert werden müsste. Zudem muss zum Zugriff auf den Server HBA, eGK der Patienten uns so weiter...wissen schon.
Indem der Patient aktiv bestimmen muss, ob ein Arzt Zugriff drauf bekommt. Anforderung und Beantwortung erfolgen asynchron. Das bezieht sich übrigens noch immer auf die Veröffentlichung des Fraunhofer Instituts.
Auch hier: der Patient muss aktiv den entsprechenden Arzt autorisieren. Das geht auch über Parameter wie "Fall" oder "Zeit"
Das ist in dem Fall sogar ein Vorteil von zentralen Servern. Wenn die Daten nicht verteilt werden, kann man sie innerhalb der TI auch wieder löschen. Dafür bedarf es keiner Quelle, nehme ich an.
Irgendwie beantwortest Du die Frage ja selbst. Indem es protokolliert wird. Zeitstempel und Prüfsummen sind Schlagworte an dieser Stelle. Interessanter ist eher der Punkt, auf welchem Level die Protokolle geschützt werden. Hier ist vorgesehen, dass sie den Patientendaten gleichgesetzt werden.
Ein Angriff von einem internen Mitarbeiter ist natürlich immer ein Problem. Grundsätzlich löst es die eGK durch die Verschlüsselung der Daten. Man kann entgegenhalten, dass man mit viel viel viel Aufwand auch diesen Schutz knacken kann. Wir haben ja über dezentrale Datenhaltung gesprochen, das wäre eine Maßnahme, um Bedenken an dieser Stelle auszuräumen.
Indem der Patient seine Einwilligung erteilt oder nicht, oder der Arzt die Daten nicht hochlädt.
Das ist ein Missverständnis. Ich bin da in der Replik auf Michaelas Post auch eingegangen. Es ist keine Person an der Datenselektion beteiligt.
Zugriff auf den Server bedeutet nicht Zugriff auf die Daten. Diese sind nämlich verschlüsselt. Man kann sich natürlich vorstellen, dass jemand eine Kopie der Datenbank erstellt und dann mit ganz ganz ganz viel Rechenpower versucht diese zu knacken. Daher an dieser Stelle: (teilweise) dezentrale Lösung wäre eine Alternative.
Wie gesagt, es gibt keine Datenselektion oder Kontrolle. Das obliegt Ärzten und Patienten.
entfällt somit
entfällt
Die Daten liegen verschlüsselt vor, der Zugriff kann nur mittels HBA und EGK + PIN und Konnektor erfolgen. In der Tat ist das Missbrauchspotential viel höher, wenn ein technischer Mitarbeiter eines Softwarehauses mit der Datenbank vor Ort arbeitet. Vielleicht sollten wir einen Antrag stellen, der solche Machenschaften verbietet.
Spezifikation der Gematik und mit dem Wissen, dass die Daten verschlüsselt sind und sich der Schlüssel in der Hand des Patienten befinden.
Auf dem lokalen Rechner und im Krankenhaus an sich: natürlich. Innerhalb der TI nicht: die ist verschlüsselt.
Ich zitiere mal direkt aus dem Gesetz, wer Zugangsberechtigt ist:
Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Apothekerassistenten, Pharmazieingenieure, Apothekenassistenten, Personen, die aa) bei den unter Buchstabe a bis c Genannten oder bb) in einem Krankenhaus als berufsmäßige Gehilfen oder zur Vorbereitung auf den Beruf tätig sind, soweit dies im Rahmen der von ihnen zulässigerweise zu erledigenden Tätigkeiten erforderlich ist und der Zugriff unter Aufsicht der in Buchstabe a bis c Genannten erfolgt, sonstige Erbringer ärztlich verordneter Leistungen,
Die Illuminaten. Möglicherweise möchte man aber das Gesetz nicht alle Tage ändern, weshalb man es dort offen hält. Wüsste aber nicht, dass der Arzt zu Therapiezwecken einen Besuch des MDK verschreibt. |
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, (fortgesetzt)
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, DS Lawfox, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, Thorsten Wagner, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, DS Lawfox, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 26.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, DS Lawfox, 26.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 26.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 26.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, Thorsten Wagner, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, Dieter Schlierf, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, Dietmar Brinkmann, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, mb, 27.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 28.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, mb, 28.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, haarbrandt, 28.10.2011
- Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner, Dietmar Brinkmann, 28.10.2011
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