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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Landärzte und Zugangsquoten - Überversorgung, Fehlverteilung oder Ärztemangel?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Landärzte und Zugangsquoten - Überversorgung, Fehlverteilung oder Ärztemangel?


Chronologisch Thread 
  • From: Hans-Jürgen Fischer <fischeretal AT t-online.de>
  • To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-Gesundheit] Landärzte und Zugangsquoten - Überversorgung, Fehlverteilung oder Ärztemangel?
  • Date: Fri, 9 Apr 2010 00:05:03 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Morgan le Fay schrieb:


>> die Zahlen allein sind nicht ausreichend.

Die Zahlen sind belastbar! Simpel übersetzt: 1955 haben 832 GKV-Versicherte
einen Arzt ernährt, 1965 ernährten 709 Versicherte einen Arzt, 1975 waren es
nur noch 524 Beitragszahler, 1985 mussten 391 GKV-Versicherte bereits einen
Arzt unterhalten. 1995 mussten bereits 299 Beitragszahler einen Arzt
schultern und 2005 trugen 268 Versicherte die Last eines Arztes. Wer
Lust hat, kann diese Reihe gerne für 2015, 2025 oder gar 2035 hochrechnen.

>> aber gleichzeitig steht dem einzelnen Patient sein Arzt weniger zur
Verfügung.

Das liegt daran, das mit der "Atomisierung" von Leistungen in der GOÄ
falsche Anreize gesetzt wurden. Diese ist auch ein Hauptgrund für die
"Überbürokratisierung".

>> weil die Patienten im Schnitt heute älter und damit häufiger und länger
erkranken und diese Erkrankungen den Arzt auch mehr binden.

Ein Arzt hat, außer im akuten Fall keine Patienten, sondern er macht sich
seine Patienten. Natürlich gibt es Compliance-Probleme, aber es gibt auch
unnötige Behandlungen oder fragwürdige Medikationen, etwa um den Patienten
zu binden. Und es gibt immer mehr und breitere Diagnosen. Wer bindet mehr?
Der Arzt den Patienten oder Patient den Arzt?

>> Um es mit Deinen Zahlen zu erklären: Die 257 Patienten in 2008 sind im
Schnitt öfter, länger und schlimmer krank, als die 452 von 1980.

Nein sind sie nicht, sie werden nur "tiefer und breiter" diagnostiziert.
Natürlich nimmt die Multimorbidität im Alter zu, aber das liegt auch an
einer mangelhaften Prävention. Oder man schafft neue Patienten. War
Schweinegrippe da so ein Ansatz? Als es nur die
Schwellkörperautoinjektionstherapie - SKAT gab waren Erektionsstörungen nur
eine Randerscheinung.

>> Die Formel Mehr Ärzte = Mehr Kosten ist mir ein bisschen zu einfach,

Volks- und betriebswirtschaftlich gesehen ist das so einfach.

Jeder neue niedergelassene Arzt verursacht einen Schwanz von Kosten. Da die
Bevölkerung schrumpft, gibt es weniger Patienten für mehr Ärzte.
Verteilungskampf? Oder neue kreative Ansätze in Diagnostik und Therapie?

>> obwohl ich ja auch schon zu bedenken gab, dass auch eine Landarztparxis
einen Haufen Geld kostet, die erst mal eingerichtet sein will. Hier muss man
Lösungen finden, sei es, dass man den Ärzten die Praxiseinrichtung
(teil-)finanziert oder/und dass sich Landärzte zusammentun und sich eben
Geräte teilen o.ä.

Nun, der Sicherstellungsauftrag liegt noch bei der KBV mit ihren
Landes-Kv'en. Eine einzelvertragliche Regelung, etwa mit einer Klink im
Einzugsbereich - etwa unter Bildung eines klinikeigenen MVZ mit angestellten
Ärzten der Klinik, könnte Bewegung in die Sache bringen. Wäre auch ein
interessanter Aspekt ("Zuweiser") und würde einen Systembruch beseitigen.
Damit keine Verträge mit einzelnen Kassen gemacht werden müssen, wäre hier
z.B. der AOK-BV, der IKK-BV oder der BKK-BV.



Gruß

Hans-Jürgen








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