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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Deflationstendenz

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Deflationstendenz


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Deflationstendenz
  • Date: Tue, 17 Mar 2015 12:30:52 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi,

Warum wird nicht zwischen Inflation und Teuerung unterschieden?
Warum wird nicht zwischen Deflation und Wohlfeilheit unterschieden?

Weil diese Unterscheidung genau so an der Problematik vorbeigeht und nix bringt. Die Höhe von Schulden ist *_NOMINAL_ fixiert*. Während also Preise und Löhne fallen, bleiben Tilgung fixiert. Somit erhöht sich die Schuldenlast. Das erzwingt die Liquidierung von Assets, was die Preise weiter senkt. Etc pp.

Von Deflation (bzw. von einer Inflationsrate unter der Zinsrate, also einem positiven Realzins) profitieren also die (Netto-)Gläubiger, die deshalb an Deflation und ihrer Herbeiführung interessiert sein müssen.

Mit "netto" meine ich: natürlich ist fast jeder Gläubiger UND Schuldner, weil er sowohl Forderungen als auch Verbindlichkeiten hat. Die Nettoposition besteht aus Forderungen abzüglich Verbindlichkeiten (addiert man dazu das Sachvermögen erhält man die Netto-Vermögensposition = Eigenkapital).

Bei Deflation will daher jeder (eher) Gläubiger sein (also "Sparer") und "spart" (hortet Geldvermögen).

Bei Inflation dagegen (oder wenn die Zinsrate unter der Inflationsrate liegt, also bei einem negativen Realzins) profitieren die (Netto-)Schuldner, die deshalb an Inflation und ihrer Herbeiführung interessiert sein müssen.

Bei Inflation will daher jeder (eher) Schuldner sein: er gibt sein Geld aus und verschuldet sich.

Nun herrscht auf den Gütermärkten (auf denen allein "die Inflationsrate" gemessen wird) Deflation - aber auf den Finanzmärkten Inflation (der DAX hat gerade als Reaktion auf die QE-Ankündigung der EZB die Rekordmarke von 12000 geknackt).

Wofür also werden sich Leute bei Null- oder gar Negativzins in dieser Situation verschulden - für realwirtschaftliche Investitionen (die auch Arbeitsplätze schaffen)? Oder für Zockerei?

Wofür werden Banken Kredite vergeben - und selbst aufnehmen?

Und wie würden sich diese Kalküle verändern, wenn nicht nur Schuldner einen Zins für Schulden, sondern auch Gläubiger einen Zins auf Guthaben zahlen müßten, wie von Keynes für die ICU vorgesehen?

NB: Keynes plädierte NICHT à la Gesell für einen NEGATIVZINS (der Gläubiger benachteiligt und Schuldnern nützt, also die Asymmetrie zwischen Gläubigern und Schuldnern nur spiegelbildlich verkehrt, aber nicht beseitigt); einen Negativzins, den wir ja schon haben und über den Gesellianer, Guthabenkrisler etc. so jubilieren, ohne zu merken, daß der gar nichts bringt.

Sondern für eine SYMMETRISCHE "Bestrafung" von Gläubigern UND Schuldnern.

Es schein klar, daß das allen Prinzipien des privaten Banking widerspricht. Keynes hat das nur auf internationaler Ebene als Prinzip für zwischenstaatliche Handelsbeziehungen vorgeschlagen.

Wäre sowas generell machbar? Müßte dafür das Bankensystem verstaatlicht werden? Da stellen sich (mir) ganz neue Fragen.

Was meint ihr dazu?!?




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