Re: [AG-GOuFP] Wir werden erwähnt...

[Thomas Schindler <thomas.schindler2 AT gmx.de>]

Oh wie hübsch! Mal wieder eine Zinsdiskussion im Forum!

Und mal wieder machen wir es uns irgendwie selbst unnötig schwer.

Zum Beispiel mit solchen Aussagen:

Axel Grimm schrieb:

> 1. Zinseszins existiert nur beim Banksparen.
>
> 2. Aus Schulden kann nie ein Zinseszins abgeleitet werden

Zinseszins ergibt sich bekanntlich dann, wenn Zinserträge nicht 
konsumiert, sondern zusätzlich zum vorher bereits vorhandenen Guthaben 
angelegt werden, so dass sie ebenfalls Zinsen abwerfen.
Dabei ist es dann übrigens vollkommen egal, ob die Periode, nach welcher 
Zinsen ausgezahlt, gutgeschrieben oder was auch immer werden nun einen 
Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr oder gar hundert Jahre beträgt. 
Das Prinzip ist trotzdem gewahrt: Es entsteht, bei Wiederanlage statt 
Verkonsumierung der Zinsen in der kommenden Periode auch für die 
neuangelegten Zinsen der vorherigen Periode ein Zinsertrag - der 
Zinseszins. Und die Dynamik dieses Wachstums ist dann eben exponentiell, 
sofern sie nicht gestört wird. Eine solche Störung kann dann zum 
Beispiel sein, dass der Zins auf Null sinkt, weil die wirtschaftlichen 
Rahmenbedingungen dies bewirken.

Wenn man sich nun die Schuldenseite anschaut, und dort nach dem Zinseszins 
fahndet, dann sollte man sich zwei Dinge klar machen:

1. Da es einen Zinseszins auf Guthaben gibt, muss ihn wohl irgendjemand 
aufbringen. Da ist der einzig verfügbare Kandidat wohl der Schuldner, 
oder?

2. Da der Zinseszins auch bei Guthaben nur auftritt, wenn der Zins einer 
Periode nicht verkonsumiert, sondern ebenfalls zinsbringend angelegt wird, 
kann man bei der Betrachtung der Schulden natürlich nur erwarten, den 
Zinseszins vorzufinden, wenn man das inverse Szenario dazu betrachtet: 
Nämlich dass Zinsen nie getilgt werden, sondern stets eine 
Kreditneuaufnahme in der Höhe der angefallenen Zinsen stattfindet. So 
manche Regierung dürfte in der Vergangenheit ihre Fiskalpolitik wohl 
zumindest in der Nähe dieses Modells betrieben haben, so dass es leider 
keineswegs völlig unrealistisch ist.

Darüber hinaus muss anscheinend mal wieder betont werden, dass in einem 
System, in welchem Geldguthaben einen Realzins abwerfen (also eine 
Verzinsung von Guthaben von mehr als Inflationsausgleich plus Risikomarge) 
auch zwangsweise sämtliche andere Formen von Kapital einen Ertrag 
abwerfen (natürlich nur im Durchschnitt, nicht jede einzelne 
Investition!), der, sofern dieser Ertrag wieder Rendite bringend angelegt 
wird, natürlich zu nichts anderem führt als der oben beschriebenen 
exponentiellen Zinseszinsdynamik.