Re: [AG-GOuFP] George Soros: Europas Zukunft hängt jetzt von Deutschland ab

[moneymind <moneymind AT gmx.de>]

Hi Axel,

> wie auch immer es gestaltet wird, ist egal.
> Eurobonds RETTEN die Deutschen Geldvermögen.
> Geldvermögen benötigen eine identisch hohe Verschuldung, anders geht es 
> nicht.

Ja, das "D als Geberland" stammte von mir und war im Hinblick auf eine 
Fiskalunion gemeint, die den Eurobonds als kurzfristige Maßnahme dann 
mittelfristig folgen müßte (davor will Merkel sich m.E. drücken, wenn 
sie Eurobonds ablehnt bzw. sich in der Frage einfach bedeckt hält und 
widersprüchlich äußert).

> Niemand wird durch Eurobonds als auch durch Staatsschulden belastet ... 
> außer mit Geldvermögen.

Zunächst schon, ja. Längerfristig können Regierungen dann entscheiden, 
wann sie Defizite abbauen wollen (oder ob überhaupt), und wen sie dabei 
steuerlich belasten wollen. Dabei lassen sie sich bekanntlich stark von 
ökonomischen Theorien leiten, die von entsprechenden Interessengruppen 
lobbyistisch und medial gepushed werden.

> D raus und alle anderen rein = Der deutsche Exportwahnsinn wird durch 
> Aufwertung der EuroDM-Währung endlich erschwert und die bisher 
> exportierte Arbeitslosigkeit kann wieder importiert werden.

Ja, ist doch klar. Der Soros-Vorschlag "D raus" war ja auch so gemeint: 
wenn schon die Deutschen nicht wollen, daß sie mit einer Teilnahme an 
Eurobonds den nächsten Schritt zur Fiskalunion machen, weil sie nicht in 
die Rolle des Geberlands schlüpfen wollen (und die Wechselkursproblematik 
sowieso nicht verstehen), dann sollen sie doch einfach aussteigen. Daß es 
letztlich keinen Unterschied für D macht, ist auch klar - Soros will 
glaube ich einfach die gegenwärtige Blockade lösen, indem er nach 
Optionen sucht, die für alle aus ihrer (wie immer verkürzten) Sicht 
gangbar erscheinen, um den Zerfall der Währungsunion und der EU zu 
verhindern, der - wenn es weitergeht wie bisher - unausweichlich ist.

Meine eigene "Vision" wäre eher eine andere, nämlich Ausbau der Eurozone 
zu einer Fiskal- und Rechtsunion (v.a. auch auf Privatrechtsebene), mit 
Eurobonds als erstem nötigem Schritt, und eine wirtschaftspolitische 
Wende zu einer "realkapitalistischen Spielanordnung", in der der Staat 
(dann: Brüssel) wieder makroökonomische Verantwortung übernimmt, 
nämliche antizyklische Globalsteuerung auf der Basis eines "neuen", 
integrierten politökonomischen Paradigmas einer monetären 
Produktionstheorie (an dem gerade viele basteln, seien es nun heterodoxe 
Ökonomen, Amateure, etc. - sei es bei INET, an Unis oder auch in Kreisen 
wie hier in der AG).

> Die Vorschläge sind keine Lösung für ausgewachsene Wirtschaften, die 
> kein Wachstum mehr benötigen. 

Welche Art von "Wachstum" meinst Du? Und - benötigen oder nicht 
benötigen wofür genau? (Ich frage nur nach, damit ich besser verstehe, 
was genau Du damit meinst).

> Es löst auch nicht das Sparerhortungsproblem und in keinster Weise 
> irgendeine Verteilung von Einkommen und Vermögen.

Das hat ja auch niemand behauptet.

> Grundsätzlich ist die Option die Exportstarken aus dem Euro 
> herauszunehmen besser als die Geldgeber (=GR, P, I, = die mit den 
> Schulden) herauszunehmen. Ich halte beide für schlecht.

Ich auch, s.o.

Wäre schön, wenn wir weniger konfrontativ diskutieren könnten und mehr 
kooperativ im Hinblick auf unsere gemeinsamen Ziele ... ist zwar eine 
westliche kulturelle Gewohnheit seit den ollen Griechen ("Argument is War" 
- politische Rhetorik), kooperativer würden wir aber ggf. schneller in 
Richtung aufs gemeinsame Ziel vorankommen ... aber klar, erstmal einfach 
draufhauen macht natürlich auch Spaß, kriegen wir vielleicht demnächst 
mal wieder in größerem Maßstab, und nicht nur verbal (IRONIE).