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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- To: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Juristische Diskussion zum Geldsystem.
- Date: Wed, 2 Apr 2014 11:23:06 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 02.04.2014 01:55, schrieb Arne Pfeilsticker:
Am 01.04.2014 um 13:44 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:
Hallo Arne,Hallo Wolfgang,
ich hatte vor einiger Zeit mit der Staatsanwaltschaft über diesen Sachverhalt
gesprochen und dargelegt, dass die Geldschöpfung der Banken nicht weit weg
von der Geldschöpfung der Geldfälscher sei. Auch die Banken machen Geld nach
und bringen es in Umlauf.
Diese Sicht der Dinge erstaunt mich.
staunen ist die Vorstufe zur Erkenntnis.
Vielleicht sollten wir da nochmal über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kredit
und "Geld" (sehr schwammiger Begriff) reden.
Für mich sind die Begriffe glas klar:
Ein Kredit ist ein schuldrechtlicher Vertrag, in dem wechselseitige Zahlungen
in unterschiedlicher Höhe und zu unterschiedlichen Zeitpunkten vereinbart
werden.
Die Leistungen, in der die Zahlungsansprüche erfüllt werden, nennen wir Geld.
Und in einem Kreditgeldsystem sind diese Leistungen selbst wieder die
Forderungsseite von Kreditbeziehungen.
Geld ist ein Anspruch auf Geld. Und ein Anspruch auf Geld nennt man auch
Kredit.
Noch mal ein (konstruktiver) Versuch von mir, da es ja offensichtlich für manchen sinnvoll scheint, auf dieser Abstraktionsebene zu definieren und diskutieren:
Wie wäre es damit, die Tautologie durch eine Paradoxie zu ersetzen. Man hätte dann die Möglichkeit, die "Entfaltung" der Paradoxie in der Realität zu erforschen. Immerhin hätte man dann dann die beiden Seiten der (Bank)Bilanz, also Forderungen und Verbindlichkeiten im Blick:
Also : Statt A Relation A dann A Relation NICHT A.
Also konkret Geld ist ein Anspruch auf NICHT Geld.
Das könnte man dann vielleicht konkreter ersetzen:
Eine Forderung ist eine Verbindlichkeit.
Oder von mir aus auch umgekehrt:
Eine Verbindlichkeit ist eine Forderung.
Geld als Medium der Identität von Forderung und Verbindlichkeit.
Die Realität des "Geldes" wäre dann dadurch geprägt, wie dieses paradoxe Paar (Forderung ist identisch mit Verbindlichkeit), das (logisch) eigentlich sofort wieder kollabieren müsste (zurückgezahlt werden müsste), weil es für eine Seite in der Zukunft "kostspielig" wird, durch Bezugnahme auf einen jeweils speziellen Kontext auf Dauer gestellt werden (und später eventuell wieder verschwinden) kann.
Ich behaupte nicht, dass man das so sehen muss. Aber es sprechen für mich auf den ersten Blick keine Gründe dagegen, es auch so zu sehen, besonders, wenn man die Gültigkeit der Definition "Geld ist ein Anspruch auf Geld" proklamiert. Und für eine Diskussion anschlussfähiger scheint mir die paradoxe "Version" allemal.
Hierzu hätte ich gerne eine Begründung.
Ich sehe es eher so:
* Banken schöpfen Kredit, nicht Geld
Banken gewähren Kredite und bezahlen sie mit selbst gemachtem (geschöpftem)
Geld.
Beweis: Der Buchungssatz bei der Auszahlung eines Kredits lautet:
Darlehenskonto Kreditnehmer an Girokonto Kreditnehmer.
Die Soll-Buchung auf dem Darlehenskonto ist die Kreditforderung und die
Haben-Buchung auf dem Girokonto ist die Geldschöpfung in Höhe des Kredits.
Das Geld für die Gutschrift auf dem Girokonto des Kreditnehmer musste sich
die Bank von niemandem leihen; sie hat es mit und durch den Buchungssatz
selbst gemacht.
* Kredit kann und konnte immer auch als Zahlungsmittel dienenEs ist nicht der Kredit, sondern die Forderungen auf Rückzahlung des
ausbezahlten Kredits, die als Zahlungsmittel verwendet werden.
* will man daher Geldschöpfung der Privaten abschaffen, muß man Kredit (undStarker Tobak! Da fällt mir eigentlich nur noch Kant ein: Was ist Aufklärung?
damit Eigentum und Vertragsfreiheit) verbieten.
Würden alle Girokonten nicht bei den Geschäftsbanken, sondern ausschließlich
bei der Zentralbank geführt werden, dann wäre das im Wesentlichen das Ende
der privaten Geldschöpfung. Dadurch würde weder das Eigentumsrecht noch die
Vertragsfreiheit tangiert, sondern lediglich das Nachmachen und in Verkehr
bringen von Geld (= Geldfälschung) durch den Bankensektor unterbunden.
Richtig! - Aber das ist nicht der Punkt. Es ist eine Frage des Ausmaßes und
Schon immer konnte auch Kredit als Zahlungsmittel dienen - egal, ob es nun
einen Gerstengeld- oder Edelmetallgeldstandard gab.
wessen Kredite als Zahlungsmittel in einem Wirtschaftssystem de facto
verwendet werden.
Und immer entstand dabei natürlich die Möglichkeit, Zahlungen im Extremfall rein überRichtig. Das eine würde ich Ausgleich auf der Leistungsebene und das andere
Kreditverhältnisse und Verrechnung abzuwickeln, ohne daß das "eigentliche
Geld" (Gerste, Edelmetall, whatever) verwendet werden mußte (außer als rein
gedachter Wertstandard - money of account). Der andere Extremfall wäre, daß alle
Zahlungen in Geld abgewickelt wurden.
Ausgleich auf der Anspruchsebene nennen.
Ja, gerne.
Die Praxis lag meist irgendwo dazwischen, aber immer bestand die Möglichkeit, daß die
Kreditsummen über den physischen Geldvorräten lagen und bei "runs" dann nicht
für alle Zahlungen ausreichten (Problem jedes Goldstandard).
Dies provozierte den Lernschritt hin zu einem Papiergeldsystem, in dem die ZB
unbegrenzt durch physische Gütervorräte "Geld" produzieren kann.
Der entscheidende Lernschritt war aus meiner Sicht aber letztendlich der, die Probleme eines privaten
Kreditgeldsystems selbst über kreditäre Strategien zu lösen, d.h. Geld- und Fiskalpolitik in einem
"Papiergeldsystem" (ohne Goldstandard), in dem eben wiederum "Kredit" (Verbindlichkeit
der Notenbank) als "Geld" fungiert.
Dessen letzter Verwirklichungsschritt wurde erst mit dem Ende des Systems von
Bretton Woods vollzogen, wobei leider die Funktionsweise und antizyklischen
Steuerungsmöglichkeiten von Geld- und Fiskalpolitik bisher nur pragmatisch
genutzt, aber nicht theoretisch wirklich auf den Begriff gebracht sind, sodaß
sie momentan sogar ideologisch überwuchert werden konnten.
Ein Vollgeldsystem liegt m.E. auch im Möglichkeitsbereich dieser Art von
Geld- und Fiskalpolitik, ist aber m.E. weder nötig noch wirklich sinnvoll
(wäre eine eigene Diskussion).
Viele Grüße
Arne
Beste Grüße!
--
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