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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vermögen der Einen sind Schulden der Anderen?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vermögen der Einen sind Schulden der Anderen?


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vermögen der Einen sind Schulden der Anderen?
  • Date: Tue, 18 Mar 2014 11:10:46 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 17.03.2014 10:31, schrieb axel.grimm AT baig.de:
Ich sehe keien Widerspruch.
Auf Deine ursprüngliche Aussage möchte ich nochmals zurückkommen Axel.


"Die Einnahme des Einen sind die Ausgaben des Anderen" ist allgemeingültig.

Die Umkehrung dagegen nicht. Warum? Trifft eine Ausgabe auf eine Kredittilgung (bei einem Bankkredit), dann liegt keine Einnahmen vor, sondern ein "Geld ist vergangen".

Jede Maus ist ein Tier. Die Umkehrung ist dagegen falsch: Jedes Tier ist eine Maus.

Meiner Meinung nach verwechselst Du hier einige Fakten.

Bei dem Satz "Jede Maus ist ein Tier. Die Umkehrung ist dagegen falsch: Jedes Tier ist eine Maus." muss man wohl zuerst feststellen, dass die Gruppe der Mäuse nur eine Teilmenge der Gruppe der Tiere ist. Die Pferde, Schafe, Elefanten sind ebenfalls nur eine Teilmenge der Gruppe der Tiere. Dementsprechend ist die Aussage: "Jedes Tier ist eine Maus." ein logischer Fehlschluss.
Beim Geld könnte man als Beispiel anführen, dass jeder "EURO Bargeld bei den Nichtbanken" Bestandteil der Geldmenge M3 ist, aber nicht jeder Euro der Geldmenge M3 ist automatisch Bargeld. (Thema Geldmenge/Geldsumme und Deine Geldmenge M bitte beiseite lassen.)

Bei den "Einnahmen" und "Ausgaben" haben wir es mit zwei Faktoren zu tun, bei denen eine solche Abhängigkeit nicht vorhanden ist. Die Gruppe A und B sind voneinander unabhängig. Zahlt A an B 1.000 € so hat A eine Ausgabe von 1.000 € und B eine Einnahme von 1.000 €. Hier gilt auch der Umkehrschluss. Zahlt B an A, ist zwingend auch auch die Ausgabe von B eine Einnahme von A.

Der Vorgang der Kreditgewährung wie auch der Vorgang der Tilgung hat mit Ausgaben oder Einnahmen zuerst mal nichts zu tun. Bei der Kreditgewährung gehe ich davon aus, dass der Kreditbetrag gleichzeitig als Guthaben auf dem Girokonto und dem Kreditkonto des Kreditnehmers erscheint. Eine Einnahme oder Ausgabe ist mit diesem Vorgang nicht verbunden.
Das Gleiche gilt bei der Tilgung. Besitze ich genügend Guthaben auf meinem Girokonto, kann ich meine Forderungen  gegen die Bank mit Forderungen der Bank gegen mich gegenrechnen.

Der Kredit erzeugt eine "Einlage". BEi sehr geanuer Betrachtung, ist der Kreditvertrag "eingelegt" worden.
Ich schulde der Bank, abwer die Bank schuldet mir nichts. Hier sehe ich einen Fehler in Deiner Argumentation. Die Bank schuldet mir das mit dem Kredit erzeugte Giroguthaben und ich schulde der Bank den Kreditbetrag.
Die Aufgabe der Bank ist nun, das zusätzliche Geld gemäßt dem Tilgungsplan wieder "zu vernichten.

Nur mit der Bilanuzverlängerung ist zwar der Geldbestand erhöht, doch das Geld ist noch nicht in Umlauf. DAzu muss "ich" erst noch verwenden = einem anderen zukommen lassen.
Trifft das Geld auf ein negativen Kontostand, dann ist das Geld sofort wieder weg. = im Endzustand liegt ein Schuldnerwechsel vor. Dem Geld aus dem negativen Kontostand (=eine Kredit) stand der negative Kontostand gegenüber und nun der anderen Kredit = der "Nachschuldner".
Teile doch den Vorgang auf und dann erkennst Du auch, dass erstens eine Einnahme auf Deinem Girokonto erfolgte, welches bei einem anderen zu einer Ausgabe führte und danach kommt es erst zu der Verrechnung von Forderung zwischen Dir und Deiner Bank. Der Umkehrschluss, "Die Ausgaben des anderen sind Deine Einnahmen."  Indem Du die beiden Vorgänge zu einem einzigen vereinigst, erzeugst Du Verwirrung.

Die Krux und Verwirrung stiftet das Bargeld. Davon bin auch ich einige Zeit irrtiert worden. Sobald das Bargeld "gedanklich" vollständig elimniert wird, also nur noch ZB-Giralgeld udn Giralgeld vorleigt, wird es ganz einfach.
Da kann ich Dir nur beipflichten. Die "Wicksellsche Idealbank" (ohne Bargeld) erscheint mir für solche Modelluntersuchungen gut geeignet. Dieses Modell versuche ich zur Klärung der Geldschöpfungsmöglichkeit der Geschäftsbanken zu benutzen.

Ich betrachte geldtechnisch Banken nicht als "normale" Unternehmen, denn sie sind das Spiegelbild. Aus links wird rechts und aus rechst wird links.

Im Rahmen der Saldenmechanik musst Du mE die Akteure gleich behandeln. Auf welcher Seite ein Akteur Ein- und Ausgaben verbucht ist auf dieser Ebene unwesentlich.
Was die Vergeliche angeht udn zwar egal welche. Die hinken alle. Warum das so ist, darüber habe ich einie Zeizt nachgedacht und haben zur Zeit nur eine Erklärung: es ist das "werden und vergehen" aus dem nichts und in das nichts. Dieses Nichts existiert in der realen Welt nicht, es ist immer irgendwas da oder wird in irgendwas gewandelt.

Gerade beim Geldsystem können mE Vergleiche immer nur einen Teilaspekt beschreiben. Wenn man jedoch versucht über Vergleiche das ganze System zu beschreiben, muss man notwendigerweise scheitern. Das Entstehen und Vergehen von Geld hat die "orthodoxe Kredittheorie" relativ einfach erfasst. In Geschäftsbeziehungen auf privater Ebene mit Wechseln wird die Bank mit eingeschaltet. Der Wechsel wird durch einen Kredit mit Sichtguthabenentstehung abgelöst. Es ist nun ein allgemeingültiges Zahlungsmittel (Geld) in Form von "Forderungen gegen die Bank" entstanden. Die orthodoxe Theorie legt Wert darauf, dass nur auf Basis von realwirtschaftlichen Vorgängen Geld entstehen kann. Eine nicht haltbare Folgerung. Jedoch ist mE auch der Umkehrschluss, dass Geld nur ohne realwirtschaftliche Vorgänge entsteht, nicht zutreffend. Mit einem Mix müssen wir wohl leben.
Zur Bargeldeinzahlung:
Bevor Bargeld eingezahlt werden kann, muss es erst mal "geboren" werden. Die Geburt ist die Bilanzverkürzung Giralgeld an Kasse.
Bevor Bargeld in der Kasse ist, muss es erst mal hineinkommen. Das wiederum ist ein AKtivtausch bei der Bank und ein Passivtausch bei der Zentralbank.
Bevor die Bank Bargeld bei der ZB abheben kann, benötigt die ZB-Giralgeld, das beruht auf auf dem "Kreditvertrg/Sicherheit" des Kreditnehmers.

Wird Bargeld wieder zur Bank zurückgetragen, dann kommt es noch nicht zur Kredittilgung des Nichtbankenkredits, aber zur Kredittilgung des Kredits zwischen ZB und GB.
In meiner Antwort vom 17.03.2014 08:55 hatte ich diesen Vorgang beschrieben. War meine Erklärung so missverständlich, dass Du sie nochmals hier mit Deinen Worten wiederholen musstest? Wenn ja, wo waren missverständliche Angaben?

Das heutige System kann nur dann erfasst werden, wenn penibel zwischen ZB-Gelbereich und Nichtbankengeldbereich getrennt wird. Hat amn dann noch erfasst, das bei der ZB was anders geschieht als bei der GB und das ist wiederum anders als bei der Nichtbank UND auch dieses strikt auseinanderhält, dann wird es wirklich "einfach".


Ob man das erfasst hat oder nicht, ob man lieber das vbisherige möchte oder nicht
... ändert leider gar nichts an der extrem verschobenen Einkommensverteilung als auch and er Verteilung der Arbeitslosigkeit.
Zustimmung!
Addiere noch fehlende Nachhaltigkeit, Ressourcenverbrauch und fragwürdige Wertevorstellungen unseres jetzigen Systems hinzu, hast Du einen ungenießbaren Eintopf.

Gruß Axel


On Sun, 16 Mar 2014 19:06:58 +0100
 Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de> wrote:
Am 15.03.2014 20:30, schrieb Axel Grimm:
Peter Baum schrieb:
"Die Ausgaben des Einen sind immer die Einnahmen des Anderen"

Beim Vermögen sind die Geldvermögen gemeint (wie Rudi schon festestellt), denn Sachvermögen ist immer schuldfrei.
Beispiel: auf Kredit finanziertes KFZ: Es exiertiern nun drei Elemente: das KFZ, der Kredit und das Geld. Das KFZ ist Sachvermögen und schuldfrei, die Verschuldung gehört zum Geld.

"Die Einnahme des Einen sind die Ausgaben des Anderen" ist allgemeingültig.

Die Umkehrung dagegen nicht. Warum? Trifft eine Ausgabe auf eine Kredittilgung (bei einem Bankkredit), dann liegt keine Einnahmen vor, sondern ein "Geld ist vergangen".
Bei der Bilanzverkürzung siehst Du kein Einnahme- Ausgaben-Paar. Kann ich nachvollziehen, auch wenn mE ein Zwischenschritt fehlt. Was geschieht aber bei der Bilanzverlängerung durch Kreditaufnahme?
Bei der Kreditaufnahme entsteht zum gleichen Zeitpunkt eine Forderung der Bank gegen mich als Kreditnehmer, ich schulde der Bank jetzt den Kreditbetrag, und eine Forderung von mir gegen die Bank in Höhe des Kreditbetrages. Meine Forderung hat die Bank als "Guthaben" auf mein Girokonto gebucht. Mit dem Kreditvorgang sind mE noch keinerlei Ausgaben oder Einnahmen getätigt worden. Erst in einem zweiten Schritt, wenn ich von meinem Girokonto eine Rechnung begleiche kommt es zu Ausgaben bei mir und zu Einnahmen bei dem Aussteller der Rechnung.

Ähnlich sehe ich den Vorgang der Tilgung. Auf meinem Girokonto hat sich so viel "Geld" (mE genauer Forderungen gegen die Bank) angesammelt, dass ich ich einen Teil meines Kredits tilgen kann. Umgekehrt zur Krediterteilung wird jetzt "Geld" vernichtet, d.h. ein Teil meiner Forderungen gegen die Bank wird mit Forderungen der Bank gegen mich verrechnet. Mein Girokonto sinkt und gleichzeitig auch mein Kreditkonto. Axel, Du hast die Einzahlung auf mein Girokonto gleich auf das Kreditkonto weitergeleitet. Dies ist zwar vom Ergebnis das Gleiche, jedoch halte ich zum Verständnis die Erklärung über den auch tatsächlich praktisch stattfindenden Zwischenschritt notwendig. Bei der reinen Kreditgewährung und auch der reinen Tilgung kann man mE nicht über Ausgaben und Einnahmen sprechen.


Jede Maus ist ein Tier. Die Umkehrung ist dagegen falsch: Jedes Tier ist eine Maus.

Noch ein Beipiel, wie es zu "falschen" Ausagen kommt:
Es wird eine einzige Überweisung betrachtet, die über das Target-System läuft. Diese eine Überweisung wird in voller Höhe mit ZB-Giralgeld auf der Bankenebene begleitet.
Daraus leiten einige ab, das "Jede Überweisung mit ZB-Geld durchgeführt wird" ... eine falsche Schlussfolgerung.

Und noch ein Beipiel (sicher schon bekannt):
Eine Ratte vermehrt sich nicht (geprüft mit 100 Ratten, die alle eine Einzelhaft hatten). Daraus zu folgern, das "Ratten sich nicht vermehren" ist falsch ( obwohl es jederzeit und überall wiederholbar ist).

Deine Logikschlüsse zur Umkehrung sind noch meinen vorhergehenden Aussagen deshalb nicht zutreffend. Dein Beispiel mit der Überweisung ist hingegen eindeutig eine "falsche Schlussfolgerung" , wie auch von Dir beschrieben.

Zur Logik von Schlussfolgerungen habe ich im Netz interessante TV-Beiträge von BR-alpha gefunden. Wer sich dafür näher interessiert dem seien die Folgen in der Mediathek empfohlen.
http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/einfach-logisch/einfach-logisch100.html

Beste Grüße
Rudi2



Title: Geldschöpfung: Wicksellsche Idealbank – um-bruch

Geldschöpfung: Wicksellsche Idealbank

Aus um-bruch
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Inhaltsverzeichnis

Die Idealbank nach Wicksell

Das Modell der Idealbank zur Diskussion grundlegender Funktionen unseres Geldsystems wurde von dem schwedischen Ökonomen Knut Wicksell erstmals angewandt. Dabei ging er davon aus, dass in einem Land nur eine Bank existiert. Sämtliche Zahlungen werden bargeldlos getätigt. Dieses Modell wurde in vielen Sach- und Fachbüchern an den Anfang der Überlegungen zur Entstehung von Giralgeld gestellt. So auch von Erich Schneider „Einführung in die Wirtschaftstheorie“, II Kapitel, „Geldschöpfung und Geldvernichtung“, 1952. Sämtliche Zahlungsmittel in der Volkswirtschaft werden ausschließlich in Form von Guthaben bei der „Idealbank“ gehalten. Zahlungen erfolgen ausschließlich durch Umschreibungen auf den Kontenblättern. Einige Aspekte der Geldschöpfung lassen sich an diesem Modell gut aufzeigen.

Doch zuvor kann man sich die Frage stellen, wozu werden Banken überhaupt benötigt. Geschäfte können doch auch ohne Banken auf rein privater Ebene abgewickelt werden. Nachfolgend ein Beispiel mit Einschaltung einer Bank, in eine zuvor rein private Geschäftsabwicklung:

Benno kauft Waren von Anton
Kredit02.png
und muss diese natürlich auch bezahlen. Sobald die Waren geliefert sind, hat Anton einen Anspruch auf Geld in Höhe des Kaufpreises. Anton hat eine Forderung gegen Benno. Anton ist Gläubiger und Benno Schuldner. Hat Benno das Bargeld in seiner Kasse und zahlt bar, ist damit das Geschäft abgeschlossen. Im Land der Wicksellschen Idealbank existiert aber kein Bargeld sondern nur Buchgeld. Da dieses Buchgeld nur von der Idealbank erzeugt werden kann, muss diese auch an dem Geschäft beteiligt werden.

In die direkte Gläubiger- Schuldnerbeziehung kommt also als dritter Partner die Idealbank hinzu. Sie ist gleichzeitig neuer Schuldner für Anton und neuer Gläubiger für Benno. Sofern Benno über ein entsprechendes Bankguthaben verfügt, kann die Bezahlung bargeldlos mit einer Überweisung erfolgen. Das Buchgeld existiert nur in der Idealbank und wird dort von einem Konto auf ein anderes Konto umgeschrieben. Aber wie entsteht denn nun dieses Buchgeld? Es kann ja nicht einfach nur vorhanden sein.

Buchgeldschöpfung

Das Buchgeld der Idealbank kann auf unterschiedliche Art und Weise entstehen,

  • durch Kreditgewährung der Bank an einen Kunden
  • durch Ankauf von Aktiva durch die Bank, z. B. Gebäude, Wertpapiere oder andere Güter
  • oder durch Umwandlung von Spar- und Termineinlagen in Sichteinlagen.

Buchgeldschöpfung durch Kreditgewährung

Benno benötigt Buchgeld
Bilanz15.png
zur Zahlung seiner Waren an Anton. Die Bank gewährt Benno einen Kredit über 15.000 €. Im Kreditvorgang stellt sie Benno „Buchgeld“ zur Verfügung (für die Bank eine "Verbindlichkeit gegenüber Kunden") und verzeichnet auch gleichzeitig eine Schuld Bennos (für die Bank eine "Forderung an Kunden").

Es sind zwei Schuldverhältnisse neu entstanden. Zum einen schuldet die Bank Benno 15.000 €. Dies wird durch das entstandene "Sichtguthaben" auf seinem Konto dokumentiert. Zum anderen aber schuldet auch Benno der Bank 15.000 €. Auf seinem Kreditkonto wird dieser Betrag als Schuld aufgeführt.

Die nebenstehende Abbildung zeigt den Geschäftsvorfall "1. Kredit Benno" und dessen Einfluss Die grau hinterlegten Felder beschreiben die Zielorte für die Eintragungen. Diese Struktur ist allgemein festgelegt. In der Darstellung werden die Einzelposten der Bilanz gleich in die entsprechenden T-Konten aufgelöst. Über einer waagerechten Linie wird die Kontenbezeichnung eingetragen. Eine senkrechte Linie teilt die Buchungen in Soll und Haben. Diese Linien sind in der nebenstehenden Abbildung rot ausgeführt, sehen wie ein "T" aus und sind Ursprung des Namens "T-Konto".

Die Seitenbezeichnungen "Soll" und "Haben" sind für das Verständnis der Buchungen eher verwirrend, da sie nichts mit "sollen" oder "haben" zu tun haben. Es wäre einfacher gewesen sie "links" und "rechts" zu nennen. Aber an den eingeführten Bezeichnungen "Soll" und "Haben" führt kein Weg vorbei. Eine Buchung erzwingt nun eine vorgegebenen Reihenfolge von Fragenstellungen und Bearbeitungsschritten.[1]

  1. Welche Konten sind von dem Vorfall betroffen? (Forderungen an Kunden und Verbindlichkeiten ggü. Kunden)
  2. Handelt es sich um einen Abgang oder einen Zugang? (Für beide Konten ist es ein Zugang. Die Infos in den grau hinterlegten Feldern geben die Zielorte für die Eintragungen fest vor.)
  3. Der Buchungssatz lautet immer "Soll" an "Haben" ("Forderungen an Kunden" an "Verbindlichkeiten ggü. Kunden", 15.000 €)

Buchgeldschöpfung durch Ankauf von Aktiva

Als Aktiva bezeichnet
Bilanz16.png
man das Vermögen oder den Besitz eines Unternehmens. Die Idealbank kauft von Anton ein Rechnersystem, mit welchem sie künftig ihre Kontenbewegungen einfacher durchführen und dokumentieren kann. Sie bezahlt Anton mit selbstgeschöpftem Buchgeld. Auf Antons Konto werden 20.000 € gebucht.[2]

Im Gegensatz zur vorherigen Kreditgewährung entsteht hier kein neues Schuldverhältnis des Kunden gegenüber der Bank. Anton erhält Zahlungsmittel von der Bank, ohne jegliche Verpflichtung für die Zukunft. Seine "Gegenleistung" hat er bereits mit der Lieferung des Rechnersystems erbracht.

In den beiden vorgenannten Beispielen hat die Bank Zahlungsmittel neu geschaffen. Die Zahlungsmittelmenge hat sich erhöht; in der Bankbilanz ist eine "Mehrung" oder "Verlängerung" eingetreten.

Ist Buchgeld Geld?

Ist es gerechtfertigt, die in den Kontenbüchern der Idealbank aufgezeichneten Zahlen als Geld zu bezeichnen? Eine Zahl bei den "Verbindlichkeiten gegenüber Kunden" bedeutet doch, dass die Bank in Höhe dieser Zahl Schulden bei dem Kunden hat. Umgekehrt bedeutet ein Eintrag bei den "Forderungen an Kunden", dass ein Kunde Schulden bei der Bank hat. Aus den Zeiten der Goldwährungen hat es sich einbürgert, dass die Verbindlichkeiten der Bank gegenüber Kunden als "Einlagen" bezeichnet werden. Goldmünzen wurden bei der Bank abgegeben und der Kunde erhielt in seinem Kontenblatt einen Eintrag über die abgelieferte Geldmenge. In unserem Kreditgeldsystem ist dieser Begriff "Einlage" jedoch irreführend. Es werden nur Schulden und Guthaben (oder Forderungen und Verbindlichkeiten), in die "Kontenbüchern" eingetragen. Bei den Sichtguthaben über "Forderungen an die Bank" zu sprechen kommt dem tatsächlichen Sachverhalt bedeutend näher als die Verwendung der Bezeichnung "Buchgeld" oder "Giralgeld".

In seinem Buch "Einführung in die Wirtschaftstheorie"[3] stellte Erich Schneider schon 1952 einleitend fest:

"Wir beschränken uns dabei bewußt auf die Analyse einer Wirtschaft, wie sie heute ist, d. h. auf eine Wirtschaft, in der allein Forderungen als Zahlungsmittel verwendet werden."

Doch bleiben wir beim Begriff "Buchgeld", da sich dieser so etabliert hat, auch wenn er heute manchmal mehr Verwirrung stiftet denn Zusammenhänge erhellt.
Ein Kunde kommt zur Bank und bittet um einen Kredit. Die Bank erläutert ihm, dass zur Zeit nicht genügend Einlagen vorhanden seien um einen Kredit zu gewähren. Klingt zwar logisch und einleuchtend entspricht jedoch nicht dem wahren Sachverhalt. Bedingt durch ihre Möglichkeit selbst Zahlungsmittel zu schaffen, indem sie Forderungen gegen sich selbst erzeugt, kann die Idealbank theoretisch beliebig viel Buchgeld erzeugen. Sie kann auch nicht zahlungsunfähig werden, da sie ihre Zahlungsmittel selbst erschafft. Es muss also kein Geld vorhanden sein, bevor die Idealbank einen Kredit gewährt und damit dem Kunden Zahlungsmittel, in Form einer Schuld der Bank, zur Verfügung stellt.


Buchgeldvernichtung

Genau so wichtig wie die
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Untersuchung der Buchgeldschöpfung ist ein Blick auf die Buchgeldvernichtung. Nachdem Benno mit dem aufgenommen Kredit Waren gekauft und diese nun zum Teil wieder mit Gewinn verkauft hat, steht sein Girokonto wieder auf 15.000 €. Die durch den An- und Verkauf seiner Waren entstandenen Einzelbuchungen sind hier nicht aufgeführt. Er zahlt von seinem Girokonto (Verbindlichkeiten gegü. Kunden, Benno) jetzt 10.000 € auf sein Kreditkonto (Forderungen an Kunden, Benno) ein. In der nebenstehenden Abbildung ist dieser Vorgang gezeigt. Damit vermindert sich sein Giroguthaben wie auch sein Kreditkonto. Für beide Konten ist es ein Abgang. [4] Um das Ergebnis dieser Rückzahlung zu verdeutlichen, werden die Konten von Benno abgeschlossen. Als Schlussbestand (SB) wird bei beiden Konten ein Betrag von 5.000 € ermittelt. Mit diesem Vorgang wurden 10.000 € Buchgeld vernichtet. Einleuchtender wird es, wenn man das Buchgeld als Verbindlichkeit der Bank gegenüber Benno betrachtet. Mit der Umbuchung wird sowohl die Forderung von Benno gegenüber der Bank wie auch die Forderung der Bank gegenüber Benno um jeweils 10.000 € verringert. Die Konten notieren somit nur Guthaben und Schulden oder Verbindlichkeiten und Forderungen. Wenn Schulden zurückgezahlt werden, verringert sich logischerweise auch das Guthaben des Gläubigers. Es findet eine Bilanzverkürzung statt, da Passiva und Aktiva verringert werden. Der Begriff "Geldvernichtung" beschreibt diesen Vorgang nur unzutreffend und deutet eher ein "Verbrennen von Banknoten" denn eine "Minderung von Schulden" an.

Ähnliches geschieht beim Verkauf von Aktiva durch die Bank. Verkauft die Bank ihre Rechneranlage, so geht eine Minderung der Bilanzposition "Sachanlagen" einher mit einer entsprechenden Reduzierung des Sichtguthabens des Käufers. Auch hier findet eine Bilanzverkürzung statt und gleichzeitig eine "Buchgeld-Vernichtung".

Geldschöpfungskapazität der Idealbank

Aus den vorgenannten Beschreibungen der Geldschöpfung wird erkennbar, dass die Idealbank in ihrer Fähigkeit Buchgeld zu schöpfen theoretisch nicht beschränkt ist. Banktechnisch gesehen existiert keine Grenze. Praktisch müssen jedoch entsprechend viele Wirtschaftsteilnehmer bereit sein sich zu verschulden oder aber geneigt sein, der Bank Aktiva in Form von z. B. Waren, Wertpapieren, Immobilien oder Ähnlichem gegen Buchgeld zu verkaufen.

Zwei Banken

Was ändert sich am Bankensystem, wenn in einem Land jetzt zwei Banken existieren?

Die Idealbank teilte sich auf in eine unabhängige Volksbank und eine unabhängige Sparkasse. Innerhalb der Abwicklung zwischen der Volksbank und ihren Kunden sowie auch der Sparkasse und ihren Kunden, ändert sich gegenüber dem Modell der Idealbank nichts. Problematisch wird erst die Überweisung von einem Volksbankkunden an einen Sparkassenkunden oder umgekehrt.
Bilanz06b.png

Anton hat bei der Volksbank einen Kredit über 12.000 € aufgenommen. Er besitzt nun ein Giroguthaben über 12.000 € und die Bank eine Forderung an Anton über 12.000 €. Er möchte nun 3.000 € an Benno, der Kunde bei der Sparkasse ist, überweisen. Die Sparkasse wird diese Überweisung der Volksbank nicht annehmen. Weshalb? Nimmt sie die Überweisung an, so hat sie gegenüber Benno danach eine Schuld von 3.000 €, jedoch keine Forderung in gleicher Höhe aufgebaut. Für die Volksbank hingegen wäre es ein glänzendes Geschäft, da sie ihre Verpflichtungen gegenüber Anton um 3.000 € verringert hat, aber immer noch die Forderung an Anton über 12.000 € aufrecht erhält.

Am Modell von zwei Währungen, lässt sich dieser Vorgang leicht erklären. Die Volksbank kann nur Volksbank € produzieren und die Sparkasse nur Sparkassen €. Obwohl beide € den selben Wert besitzen lassen sie sich nicht austauschen, da die Volksbank € nur innerhalb der Kundschaft der Volksbank Gültigkeit haben und die Sparkassen € nur innerhalb der Kundschaft der Sparkasse.[5] Volksbank € können nicht zur Sparkasse überwiesen werden und auch nicht umgekehrt.


Wie lässt sich jetzt das Problem zwischen der Volksbank und der Sparkasse lösen?
Bilanz06a.png
Die Volksbank muss Sparkassen € kaufen. Hierzu eröffnet sie ein Konto bei der Sparkasse und nimmt auch einen Kredit bei der Sparkasse auf. Der Kreditbetrag entspricht der Höhe der Überweisung. Nachdem sie nun über Sparkassen € verfügt weist sie die Sparkasse an, das im Zuge des Kredits entstandenes Guthaben an den Sparkassenkunden Benno zu überweisen. Die Verbindlichkeit der Volksbank gegenüber Anton hat sich um 3.000 € verringert und gleichzeitig ist eine Verbindlichkeit gegenüber der Sparkasse entstanden. Bei der Sparkasse hat eine Bilanzverlängerung stattgefunden. Es ist eine neue Verbindlichkeit und ein neue Forderung entstanden.

Bilanzverlängerung = Geldschöpfung?

Da bei der Volksbank keine Veränderung der Bilanzsumme erfolgt ist und bei der Sparkasse eine Bilanzverlängerung in Höhe der Überweisung stattgefunden hat könnte man vermuten, dass auch eine Buchgeldschöpfung im Bankensystem stattfand. Dem ist jedoch nicht so, da die Verbindlichkeiten der Banken untereinander kein "Geld" darstellen. Die Verbindlichkeit der Volksbank gegenüber der Sparkasse ist kein Geld. Nur Verbindlichkeiten gegenüber Kunden werden den Geldmengen zugeordnet. Ein kleiner aber entscheidender Unterschied. Obwohl sich die Bilanzsumme der Volksbank nicht verändert hat, ist die Geldmenge bei der Volksbank gesunken. Aus einer Verbindlichkeit gegenüber Anton (= Geld) ist eine Verbindlichkeit gegenüber der Sparkasse (kein Geld) geworden.

Geldschöpfungskapazität bei zwei Banken?

Konnte bei der Idealbank diese Frage noch eindeutig beantwortet werden mit "unendlich" falls die Kunden mitspielen, ist es bei zwei Banken in einem Land schon bedeutend schwieriger. Die Volksbank wie auch die Sparkasse können zwar eigene € in beliebiger Höhe schöpfen, nicht aber € der jeweils anderen Bank. Sicher werden sich die Banken gegenseitig unbesicherte Kreditlinien einräumen, damit nicht jede Überweisung die Aufnahme eines neuen Kredites mit sich bringt. Bis zu dieser Kreditlinie kann also z. B. die Volksbank Überweisungen an Kunden der Sparkasse tätigen und umgekehrt. Wird diese Linie von der Volksbank überschritten, verlangt die Sparkasse Sicherheiten. Diese Sicherheit kann z. B. in einer Bankschuldverschreibung der Volksbank bestehen. Gehen Überweisungen immer nur von der Volksbank in Richtung Sparkasse, so wird irgendwann die Volksbank der Sparkasse gehören.

Jetzt werden aber Überweisungen nicht nur in einer Richtung laufen. Kunden der Sparkasse werden auch Überweisungen an Kunden der Volksbank vornehmen. Werden von Kunden der Volksbank an einem Tag Überweisungen in Höhe von 50.000 € an Kunden der Sparkasse getätigt und erhält die Volksbank im Gegenzug Überweisungen von Kunden der Sparkasse in Höhe von 46.000 €, so besteht von der Volksbank lediglich ein Kreditbedarf von 4.000 € bei der Sparkasse. Verbindlichkeiten und Forderungen werden gegenseitig aufgerechnet und nur das Saldo in Höhe von 4.000 € muss ausgeglichen werden. Dieses Saldo kann am nächsten Tag schon wieder in die andere Richtung zeigen, d. h. die Sparkasse muss sich einen Kredit bei der Volksbank besorgen.

Sparkasse und Volksbank beschließen, sich neue Bankgebäude für jeweils 1 Million € zuzulegen und bezahlen diese jeweils mit selbstgeschöpften €. Bleibt das Verhältnis der Überweisungen zwischen den zwei Banken gleich, entstehen durch diesen Ankauf keinerlei Zahlungsprobleme. Die Banken könnten sich somit auf Kosten der Nichtbanken bereichern.

Treffen wir weiter die Annahme, dass das Giralgeld der Nichtbanken nur auf diese Weise entstanden sei. Dann besitzen die beiden Banken insgesamt 2 Mio. €, Schulden jedoch keine Schuldner. Möchte Anton, der Verkäufer des Bankgebäudes mit den Volksbank € kaufen gehen, so muss er Glück haben, dass jemand ihm im Gegenzug zu den Volksbank € eine Ware übereignet oder aber eine Dienstleistung erbringt. Da außer der Bank niemand Schulden hat, ist auch niemand gezwungen, Güter gegen ein Schuldversprechen der Volksbank zu tauschen.


Einzelnachweise

  1. Allgemein verständliche Grundlagen zur doppelten Buchführung lassen sich auch im Internet bei Youtube finden, z. B. "Grundlagen des Rechnungswesens" ab Minute 8.
  2. Der Buchungssatz lautet jetzt "Sachanlagen" an "Verbindlichkeiten ggü. Kunden", 20.000 €.
  3. Erich Schneider: Einführung in die Wirtschaftstheorie. 11 Auflage. J.C.B.Mohr, Tübingen 1952., Seite 2
  4. Der Buchungssatz lautet deshalb "Verbindlichkeit ggü. Kunden Benno an Forderungen an Kunden Benno, 10.000 €".
  5. Das ist auch vergleichbar mit zwei Ländern mit wertmäßig gleicher Währung. Dies war z. B. vor der Einführung des € zwischen Luxemburg und Belgien so. Es existierten luxemburgische und belgische Franc, die zu anderen Währungen immer den gleichen Wechselkurs besaßen.
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