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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- To: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen
- Date: Wed, 5 Mar 2014 08:34:15 +0100
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 04.03.2014 23:24, schrieb moneymind:
Hi Bene,
Egal ob die CO2 Geschichte stimmt oder nicht, ich finde es nicht
verkehrt sich unabhängig zu machen von fossilen Energieträgern. Die
Nachteile der Abhängigkeit sehen wir in Konlikten mit Russland oder
dem Nahen Osten.
Jaklar, kann man machen. Ich wollte nur drauf raus, daß sich der
ökonomische Wachstumsbegriff auf Vermögenswerte
Versteh ich nicht ganz, wenn du das nominelle BIP meinst ist das Klar.
Aber beim realen BIP sind die Werte ja inflationsbereingt.
Aber es sind /Vermögens/werte. Die können beliebigen Gütern
zugeschrieben werden, solchen, die man für "unökologisch" und solchen,
die man für "ökologisch" hält. Ökonomie dreht sich um Vermögenswerte,
Ökologie um die stofflichen Güter. Güter bestehen aus "Naturstoffen",
Vermögenswerte enthalten "kein Atom Naturstoff", es sind rein soziale
Zuschreibungen (Gedankendinge zwischen Personen - bei Forderungen
allerdings welche mit Rechtfolgen).
Der in Rechengeld ausgedrückte "Vermögenswert" von etwas ist eine
"soziale Konstruktion",
Ja. Man sollte nur nicht meinen, dass das einer wäre, die von einem Konstrukteur konstruiert wird, sondern er wird aus der "Sozialität" selbst heraus konstruiert. Der "Konstrukteur" ist das soziale System selbst, für das bzw. in dem er gilt.
An dieser Perspektivenverschiebung müssten sich m.E.moderne Konzepte orientieren. Und zwar fundiert und nicht nur mit schönen Worten in Sonntagsreden oder an philosophischen Stammtischen.
die nur innerhalb bürgerlichen Rechtsordnungen
mit Eigentums- und Schuldrecht gibt (bzw. nur dort Sinn ergibt - aber
Das würde ich so nur mit Einschränkungen gelten lassen. Abstrakt wäre das auch ohne ein solches möglich. Es stimmt aber, dass die gegenwärtige Ausprägung der Wirtschaft in enger Koevolution mit dem Rechtssystem entstanden ist, also ohne ein solches in der jetzigen Form keinen Bestand haben könnte.
Man sollte sich nur nicht dazu verleiten lassen, das Wirtschaftssystem mit dem Rechtssystem zu vermischen oder gar zu verwechseln, wenn man den "neuen Bedingungen" entsprechende Lösungen entwickeln will. Der von euch so kritisierte Mainstream krankt m.E. unter anderem daran, dass er diese Trennung nicht vollzieht bzw. theoretisch fundiert nicht vollziehen kann.
anderswo durchaus simuliert werden kann, siehe z.B. ukrainische
"Bilanzen", die Makulatur sind). Ein "soziales Gedankending", das "kein
Atom Naturstoff" (Marx) enthält.
Diese "sozialen Gedankenkonstruktionen" (die Eigentums- und Schuldrecht
Es sind keine Gedankenkonstruktionen, sondern Konstruktionen in der Kommunikation. "Gedankenkonstruktionen sind "sozial unsichtbar", oder kann hier jemand Gedanken lesen?
Die konsequente Vermischung bzw. Verwechslung von psychischen und sozialen Systemen ist auch ein gewichtiger Faktor, der wissenschaftlich immer wieder in eine Sackgasse führt und empirische Verwerfungen (z.B. Personenkult) hervorbringt.
voraussetzen und als Bedeutungsmoment beinhalten) sind Gegenstand der
"Ökonomie" (Sozialwissenschaft, in der es um menschliches Handeln und
Denken geht).
... in der es letztendlich bei konsequenter Durchdringung nur um Kommunikation gehen kann.
Das "Ökosystem" ist Gegenstand der Naturwissenschaften (in
denen es um von Menschen unabhängige Naturzusammenhänge geht).
..., ährend es bei der Ökonomie um vom Menschen als (physisch) körperliches Individuum unabhängige Kommunikationsstrukturen und -prozesse geht.
Zum Beispiel hat ein Baumstamm in einer kapitalistischen Sägerei einen
Vermögenswert (mit dem er in der Bilanz steht). Für einen Aborigine im
australischen Busch gibt es schlicht keinen abstrakten, in Zahlen
ausgedrückten Vermögenswert, der in einer Bilanz mit dem Vermögenswert
von einem Korb Mais und dem Vermögenswert einer Forderung gegen den
Nachbarn zu einem "Gesamtvermögen" zusammengezählt wird. Der Baumstamm
hat völlig andere soziale Bedeutungen für ihn (als mögliches Geschenk
z.B., etc.).
Der "Wert" wird über die zu bestimmten Preisen erfolgten Zahlungen im Medium Geld konstruiert. Ohne Zahlungen gibt es werde Preise noch Geldwerte (noch wären irgendwelche rechtlichen Regelungen bzw. Definitionen bezüglich des Geldes relevant, das aber nur nebenbei).
Mein Punkt war, manche reden über Ökonomie, das Wachstum von
Vermögenswerten, das was mit Kreditexpansion zu tun hat (von der sie nix
verstehen), meinen aber Natur (stoffliches Wachstum - wie
Bevölkerungswachstum usw.).
Und sagen dann, (ökonomisches) Wachstum ist per se schädlich weil
unökologisch, und reden damit völlig und komplett am Thema vorbei.
Da mit ökonomischem Wachstum meist auch ein Ansteigen der ökologischen Probleme beobachtbar ist, ist die angesprochene Thematik durchaus relevant. In der weiteren Behandlung sollte man jedoch sauber unterscheiden, ob man von einem Kausalitätskonzept ausgeht, also zwingende (den Naturgesetzen ähnelnde) Kausalitäten konstruiert, oder ob man von einer gegenwärtig zu beobachtenden Korrelation ausgeht.
In sozialen Zusammenhängen kann es nur um Kommunikation (s.o) gehen, das andere sind "nur" unvermeidbare bzw unverzichtbare "Nebenprodukte" bzw. "Begleiterscheinungen" der Kommunikation, die diese dann in der Folge wiederum wesentlich mitbestimmen und bzgl. der möglichen Themen einschränken.
Was ja wurscht wäre, ließe es sich nicht für neoliberale
wachstumsdämpfende und beschäftigungssenkende Geldpolitik mißbrauchen -
was viele Ökos ja meistens entweder nicht mal blicken oder sogar gut
finden.
Damit wollte ich sagen: der neoliberalen makroökonomischen Verblödung
haben die "Grünen" m.E. ganz schön "auf die Sprünge geholfen", und gar
nicht mal aus bösem Willen heraus, sondern einfach aus einer Kombination
von Desinteresse, Auflehnung gegen ihre Elterngeneration,
Identitätssuche oder anderem mehr heraus - vielleicht ja auch aus der
Begeisterung heraus, endlich ein massenwirksames politisches
Totschlag-Thema gefunden zu haben: der menschengemachte Weltuntergang
kommt nämlich seit Jahrtausenden überall ziemlich gut an, der ist ein
global recht weit verbreitetes Thema traditioneller
Schöpfungsmythologien. Die christliche Bibelstory ist da nur ein
Beispiel unter vielen.
Nunja, die hatten damals andere ökonomische Probleme als wir heute - so
ziemlich die entgegengesetzten. Aber viele Grünen waren ursprünglich
Linke (68er Marxisten!), die sich dann - statt politökonomische
Grundlagenklärung voranzutreiben - immer mehr für den neoliberalen
Diskurs funktionalisieren ließen.
Was erhoffst du dir von einer neuen "politökonomischen
Grundlagenerklärung"? Letztlich scheitern schon selbst
Steuererhöhungen, die egal welche Grundlagenerklärung, immer ein
Standardinstrument bleiben werden.
Das was man bräuchte wäre wenn dann eine bessere Kommunikation und
Mitteilungsweise der Konzepte an die Bevölkerung, um dann auch
derartige Mehrheiten bekommen zu können.
Ja, und die Grundlagenklärung hilft dabei m.E. enorm. Sie erlaubt es
nämlich, die Essenz der grundlegenden Zusammenhänge auch einfach zu
erklären und zu kommunizieren, ohne dabei mit spezielleren Ebenen in
Widerspruch zu geraten.
Die Leute merken nämlich intuitiv, ob man etwas "einfach und auch
richtig" oder einfach nur "einfach, aber willkürlich" erklärt.
Es geht aber nicht nur um Kommunikation, sondern darum, gescheite und
differenzierte Wirtschaftspolitik auf solide Fundamente bauen zu können.
Es wäre kreativ sicher sehr ergiebig, die Realwirtschaft einmal als "Abfallprodukt" der Finanzwirtschaft zu thematisieren. Durch diese, zugegebenermaßen sehr unkonventionelle und auf den ersten Blick absurde Persektivenverschiebung lassen sich jedoch, den entsprechenden wissenschaftlichen Hintergrund vorausgesetzt, Lösungen andenken, die das Prädikat neu und revolutionär wirklich verdienen würden.
Aber ich glaube, dafür ist die Zeit (auch in der AG) noch nicht reif. Man wird wohl noch einige Zeit damit leben müssen, die im Wirtschaftskontext allgemein thematisierten Beobachtungen, die sich interdisziplinär im wissenschaftlichen Rahmen vielfach schon fassen lassen würden, nur auf ideologischer Ebene mit der Gefahr der sprichwörtlichen "Sackgassen" und den entsprechenden kommunikativ destruktiven Wirkungen (siehe m.E. diese AG) zu bearbeiten.
- [AG-GOuFP] Weimar 2.0, moneymind, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Weimar 2.0, Benedikt Weihmayr, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, moneymind, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Benedikt Weihmayr, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Exile (O.Herzig), 02.03.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Ex-SystemPirat, 05.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Axel Grimm, 05.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Ex-SystemPirat, 05.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Ex-SystemPirat, 05.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Axel Grimm, 05.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Ex-SystemPirat, 05.03.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Frank Dahlendorf, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Rudi, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Frank Dahlendorf, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Rudi, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Frank Dahlendorf, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Rudi, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Thomas Irmer / ID Concept, 03.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, Frank Dahlendorf, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen, moneymind, 02.03.2014
- Re: [AG-GOuFP] Weimar 2.0, Benedikt Weihmayr, 02.03.2014
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