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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Die ganz tiefen Ursachen
  • Date: Tue, 04 Mar 2014 22:24:21 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Bene,

Egal ob die CO2 Geschichte stimmt oder nicht, ich finde es nicht verkehrt sich unabhängig zu machen von fossilen Energieträgern. Die Nachteile der Abhängigkeit sehen wir in Konlikten mit Russland oder dem Nahen Osten.

Jaklar, kann man machen. Ich wollte nur drauf raus, daß sich der ökonomische Wachstumsbegriff auf Vermögenswerte

Versteh ich nicht ganz, wenn du das nominelle BIP meinst ist das Klar. Aber beim realen BIP sind die Werte ja inflationsbereingt.


Aber es sind /Vermögens/werte. Die können beliebigen Gütern zugeschrieben werden, solchen, die man für "unökologisch" und solchen, die man für "ökologisch" hält. Ökonomie dreht sich um Vermögenswerte, Ökologie um die stofflichen Güter. Güter bestehen aus "Naturstoffen", Vermögenswerte enthalten "kein Atom Naturstoff", es sind rein soziale Zuschreibungen (Gedankendinge zwischen Personen - bei Forderungen allerdings welche mit Rechtfolgen).

Der in Rechengeld ausgedrückte "Vermögenswert" von etwas ist eine "soziale Konstruktion", die nur innerhalb bürgerlichen Rechtsordnungen mit Eigentums- und Schuldrecht gibt (bzw. nur dort Sinn ergibt - aber anderswo durchaus simuliert werden kann, siehe z.B. ukrainische "Bilanzen", die Makulatur sind). Ein "soziales Gedankending", das "kein Atom Naturstoff" (Marx) enthält.

Diese "sozialen Gedankenkonstruktionen" (die Eigentums- und Schuldrecht voraussetzen und als Bedeutungsmoment beinhalten) sind Gegenstand der "Ökonomie" (Sozialwissenschaft, in der es um menschliches Handeln und Denken geht). Das "Ökosystem" ist Gegenstand der Naturwissenschaften (in denen es um von Menschen unabhängige Naturzusammenhänge geht).

Zum Beispiel hat ein Baumstamm in einer kapitalistischen Sägerei einen Vermögenswert (mit dem er in der Bilanz steht). Für einen Aborigine im australischen Busch gibt es schlicht keinen abstrakten, in Zahlen ausgedrückten Vermögenswert, der in einer Bilanz mit dem Vermögenswert von einem Korb Mais und dem Vermögenswert einer Forderung gegen den Nachbarn zu einem "Gesamtvermögen" zusammengezählt wird. Der Baumstamm hat völlig andere soziale Bedeutungen für ihn (als mögliches Geschenk z.B., etc.).

Mein Punkt war, manche reden über Ökonomie, das Wachstum von Vermögenswerten, das was mit Kreditexpansion zu tun hat (von der sie nix verstehen), meinen aber Natur (stoffliches Wachstum - wie Bevölkerungswachstum usw.).

Und sagen dann, (ökonomisches) Wachstum ist per se schädlich weil unökologisch, und reden damit völlig und komplett am Thema vorbei.

Was ja wurscht wäre, ließe es sich nicht für neoliberale wachstumsdämpfende und beschäftigungssenkende Geldpolitik mißbrauchen - was viele Ökos ja meistens entweder nicht mal blicken oder sogar gut finden.

Damit wollte ich sagen: der neoliberalen makroökonomischen Verblödung haben die "Grünen" m.E. ganz schön "auf die Sprünge geholfen", und gar nicht mal aus bösem Willen heraus, sondern einfach aus einer Kombination von Desinteresse, Auflehnung gegen ihre Elterngeneration, Identitätssuche oder anderem mehr heraus - vielleicht ja auch aus der Begeisterung heraus, endlich ein massenwirksames politisches Totschlag-Thema gefunden zu haben: der menschengemachte Weltuntergang kommt nämlich seit Jahrtausenden überall ziemlich gut an, der ist ein global recht weit verbreitetes Thema traditioneller Schöpfungsmythologien. Die christliche Bibelstory ist da nur ein Beispiel unter vielen.

Nunja, die hatten damals andere ökonomische Probleme als wir heute - so ziemlich die entgegengesetzten. Aber viele Grünen waren ursprünglich Linke (68er Marxisten!), die sich dann - statt politökonomische Grundlagenklärung voranzutreiben - immer mehr für den neoliberalen Diskurs funktionalisieren ließen.

Was erhoffst du dir von einer neuen "politökonomischen Grundlagenerklärung"? Letztlich scheitern schon selbst Steuererhöhungen, die egal welche Grundlagenerklärung, immer ein Standardinstrument bleiben werden.
Das was man bräuchte wäre wenn dann eine bessere Kommunikation und Mitteilungsweise der Konzepte an die Bevölkerung, um dann auch derartige Mehrheiten bekommen zu können.

Ja, und die Grundlagenklärung hilft dabei m.E. enorm. Sie erlaubt es nämlich, die Essenz der grundlegenden Zusammenhänge auch einfach zu erklären und zu kommunizieren, ohne dabei mit spezielleren Ebenen in Widerspruch zu geraten.

Die Leute merken nämlich intuitiv, ob man etwas "einfach und auch richtig" oder einfach nur "einfach, aber willkürlich" erklärt.

Es geht aber nicht nur um Kommunikation, sondern darum, gescheite und differenzierte Wirtschaftspolitik auf solide Fundamente bauen zu können.




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