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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Konsolidierung unseres Know Hows Was: Peukert

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Konsolidierung unseres Know Hows Was: Peukert


Chronologisch Thread 

Am 05.09.12 11:56, schrieb alex AT twister11.de:
> Hallo Gerhard, genau dieses Problem ist uns auch vor kurzem bei einer
> Diskussion wieder klar geworden.

Sorry erstmal, das ich damals nicht weiter eingegangen bin. Ich habe in
der Diskussion mit dir festgestellt, dass wir insgesamt noch nicht firm
genug sind, was die makroökonomische Modellbildung betrifft.

Ich habe daher bei mir ins Wiki eine geraffte Ideengeschichte des Geldes
eingestellt, die hoffentlich auf das Wesentliche fokussiert:

<http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ivl1705/Geld>

> Deshalb haben wir begonnen ein paar Fragen zu spezifizieren, mit denen man
> unser aktuelles Geld nicht nur beschreiben, sondern mit denen man auch
> alternatives Geld untersuchen kann um die jeweiligen Unterschiede
> herauszuarbeiten.
>
> http://piratenpad.de/p/geld

Oh ja, eine beeindruckende Liste von Anforderungen, die an Geld gestellt
werden. Sollte vielleicht mal in einer Mindmap klassifiziert werden.
Eventuell ist dabei auch die weiter unten verlinkte Präsentation von
Marc Lavoie hilfreich.

> Kennst du denn schon die WIKI-Beiträge von Arne Pfeilsticker "Was ist Geld?"
> Die sind nicht schlecht, aber auch etwas umfangreicher.

Ja, Klasse was Arne hier zusammengetragen hat. Allerdings ist das Ganze
sehr unstrukturiert und meines Erachtens sehr Quantitätstheorie-lastig.

> Anlehnen würde ich das ganze tendentiell an die Gedanken des CIRCUITISMUS..
>
> *Ich finde deinen Artikel großartig, aber ich habe einen kleinen
> Kritikpunkt:
> *" Von verschiedener Seite (v.a. Gsellianer) wurde vorgeschlagen, Geld mit
> einem künstlichen Verzehr (z.B. in Form einer Umlaufsicherungsgebühr) zu
> belegen, damit es beständig ausgegeben wird. Ein solches Geld taugt aber
> nicht mehr als Maß. Bei einem Maß hast du eine Abbildung bei der den
> Elementen einer Menge jeweils eine Zahl zugeordnet wird, sodass diese
> untereinander vergleichbar werden. So wie man ganz selbstverständlich
> erwartet, dass eine 100 Meter lange Brücke auch morgen noch 100 Meter lang
> ist, so sollte man erwarten, dass man auch morgen für seine 100 Euro das
> selbe Güterbündel bekomme wie heute. "
>
> Ich bin nicht der Meinung das du hier Recht hast.
> (Vorab, ich halte nicht viel von der Idee des 'künstlichen Verzehrs' mit
> dem Gesell Zahlungsmittel belegen wollte)
> Das gesagte gilt doch wohl vorallem für INFLATION. Aber ein 'künstlicher
> Verzehr' erlaubt Preise konstant zu halten.
> Dadurch wird doch grade gewährleistet, dass 1 EUR heute das gleiche kaufen
> kann wie nächste Woche. Das ein Wirtschaftsteilnehmer nächste Woche nur
> noch 99 cent besitzt hat doch den Wertmaßstab nicht verändert. ...Ein im
> Wesen zumindest ähnlicher Mechanismus wäre also viel geeigneter für die
> Erhaltung der Wertmaßstabsfunktion als es derzeit die INFLATION ist.

Das ist Jacke wie Hose. Egal, ob du im Nachhinein (Zielinflationsrate)
oder vorab (Umlaufsicherung) eine Korrektur vornimmst, im Zeitablauf
musst du dann immer zwischen nominalen und realen Preisen unterscheiden.
Im ersten Fall hast du eine steigende Linie im Zeitablauf, im zweiten
Fall eine fallende. Das ist für den Normalbürger nicht intuitiv, der
hätte gerne ein konstantes Wertmaß im Zeitablauf. Auch wenn jemand in
der Materie stärker involviert ist, wie es hier in der Gruppe der Fall
ist, so kommt es doch immer wieder zu Mißverständnissen. Wir Menschen
haben leider keinen Sinn für Veränderungsraten.

> Ansonsten finde ich deine Begeisterung für die "Quantum Economy" etwas
> vorschnell.
> Was ich ausgesprochen gut finde ist der Gedanke konzeptionell zwischen
> Bestands- & Stromgrößen zu unterscheiden.
> Was auch super ist, ist die doppelte Buchführung zur Modellierung des
> Modells zu verwenden.
> Die Quantum Economy, soweit ich verstehe, nimmt das "Ereignis" der
> Bezahlung als Evidenz dafür, dass ein Strom stattgefunden hat.
> Diese Art zu denken ist mir insgesamt sympathisch, aber ich habe den
> Eindruck, dass in dieser Theorie noch wesentliche Elemente fehlen, die aber
> vom CIRCUITISMUS betrachtet werden.

Da hast du vollkommen recht! Die Quantum Economy konzentriert sich
einzig auf Zahlungsvorgänge im buchhalterischen Kontext. Da sie aber auf
das 'Zahlenwi**en' der anderen Schulen komplett verzichten, werden sie
von denen auch nicht für voll genommen. Der geldtheoretische Hintergrund
begündet sich aber ebenfalls im Kreislauftheoretischen Ansatz von
Graziani. Ich poste hier mal eine Präsentation von Marc Lavoie (Uni
Ottawa), die auf Folie 4 und 5 einen Überblick über die
unterschiedlichen geldtheoretischen Schulen gibt (die QE findest du als
Dijon Theory of Emissions direkt unter CIRCUITISM):

<http://aix1.uottawa.ca/~robinson/Lavoie/Presentations/en/E22%20PK%20%20Money,%20Credit%20and%20Finance.ppt>

Ich denke erst eine Synthese mehrerer Ansätze führt zu einer soliden und
tragfähigen Geld- und Finanzordnung, die Grundlage für eine
Wirtschaftspolitik im 21 Jahrhundert sein kann. Meine Favoriten sind
hierbei:

* QE als solides Abrechnungssystem, basierend auf dem bewährten Prinzip
der doppelten Buchführung
* der vertikale Ansatz der Chartalisten (Wray, Mitchell), der die
Kaufkraft des Geldes in der Besteuerung begründet, wodurch erst
Nachfrage nach Geld geschaffen wird, und
* Keens Behavioral Finance, mit dessen rein dynamischen Modellen die
neoklassischen Gleichgewichtsmodelle in die Tonne getreten werden können.

gerhard







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