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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geldordnung 2.0: Mit oder ohne Zins?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geldordnung 2.0: Mit oder ohne Zins?


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: "Christoph Ulrich Mayer" <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geldordnung 2.0: Mit oder ohne Zins?
  • Date: Sun, 2 Sep 2012 22:48:57 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 02.09.2012 um 22:31 schrieb Christoph Ulrich Mayer:

> Patrik schrieb:
> " Das Grundproblem ist, dass einige wenige darüber befinden dürfen, wer
> Geld kriegt und wer nicht - und diese Entscheider präferieren Leute, die
> schon viel haben."
>
> -> Das ist nicht ganz korrekt, der Zins fließt ja nicht an die Kreditnehmer
> sondern an die Kreditgeber. Dennoch bleibt die Tatsache, dass Zins immer zu
> denen fließt, die schon Geld haben und die sogenannten Geldgeber meist über
> die Kreditlaufzeit ca. 2x so viel genommen haben als sie jemals gegeben
> haben.
>
> Deswegen möchte ich das Kernproblem anders formulieren: Kredit wird immer
> in der Realwirtschaft benötigt, dort entstehen auch die realen Werte wie
> Immobilien und können beliehen werden. Der Kreditzins wird also immer aus
> der Realwirtschaft genommen (Schuldenbildung) und in die Finanzwirtschaft
> transferiert (Vermögensbildung).

Das sehe ich nicht so "Kredit wird immer in der Realwirtschaft benötigt" ist
so nicht richtig dargestellt, tatsächlich müsste es heissen "in der
Realwirtschaft wird immer Kredit benötigt", denn ein Großteil des Kredites
geht einfach von der Finanzwirtschaft an die Finanzwirtschaft.

Die Finanzinstitute schöpfen auf der einen Seite "Produkte" und geben auf der
anderen Seite Hedgefonds (auch Finanzinstitute) riesige Kredite, um diese
Produkte abzunehmen. Alles virtueller Blödsinn, aber ein Bruchteil davon
landet als Boni bei den "High potentials" (Masters of the Universe) und die
geben es wiederum zum kleinen Teil in der Realwirtschaft aus. Letztlich
stopfen sie sich einfach nur gegenseitig die Taschen voll. Und weil hinter
dieser Geldblase letztlich NICHTS steht, ist sie auch so fragil. Ginge ein
Großteil dieser Gelder tatsächlich in die Realwirtschaft, wären wir schon
einen großen Schritt weiter.

Der Zins hat eine umverteilende Wirkung, wer würde das leugnen? Aber die
überbordenden Profite im Finanzsektor kommen nicht von den Zinsen, sondern
von dem oben beschriebenen "Bankerspiel". Der Finanzsektor hat sich von der
Realwirtschaft weitestgehend entkoppelt. Er braucht keine externen Schuldner,
die Banker sind sich gegenseitig die besten Schuldner - denn die verstehen ja
was von Geld ;-)
>
> Und deshalb schlage ich eben die Verlegung der Geldschöpfung zur
> Realwirtschaft vor. Schwupps ist ein Großteil des Kreditbedarfs weg und
> Vermögensbildung passiert da, wo die Leistung erbracht wird.

Ich weiss nicht, ob du meine Diskussion über "Freikarten" verfolgt hast;
meine Gedanken gehen grundsätzlich in die selbe Richtung. Warum müssen immer
Banken dazwischengeschaltet sein? Was zwingt uns, unser Geldangebot von ihnen
abhängig zu machen? Wieso kann nicht jeder, der eine Leistung anbietet
entsprechend Geld emittieren?

Hier liegt die "root cause" der gesamten Problematik: Das
Geldschöpfungsprivileg in den Händen weniger privatwirtschaftlich
orientierter Menschen. Und die entscheiden nach eigenen Regeln, wem sie Geld
geben und wem nicht. Gerne den Vermögen, aber am allerliebsten - natürlich -
sich selbst!

Über diese Tatsache sollten wir viel intensiver nachdenken als über den Zins;
der ist nur ein sekundärer Effekt.


>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
> [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im
> Auftrag von Patrik Pekrul
> Gesendet: Sonntag, 2. September 2012 21:47
> An: Anton Tranelis
> Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Geldordnung 2.0: Mit oder ohne Zins?
>
>> Es hat auch etwas mit der Geldordnung zutun: Wenn Geld (durch den Zins)
>> immer erstmal zu den Kapitalbesitzern fließt, wird es
>> schwieriger/unwahrscheinlicher, dass es später für solche Grundbedürfnisse
>> ausgegeben wird.
>
> Ich halte das Gerede vom Zins für oberflächlich. Das Problem ist viel
> einfacher und fundamentaler:
>
> 1. Geld entsteht über Kredit
> 2. Kredit kriegt nur wer Sicherheiten bieten kann 3. Sicherheiten bilden,
> kann nur wer spart 4. Sparen kann nur, wer mehr einnimmt als er braucht
>
> Damit wird die Sache ganz einfach:
>
> Der, der schon viel hat, kriegt mehr, der der zuwenig hat kriegt nichts.
> Das wäre auch ohne Zins ganz genauso!
>
> Der Zins ist ein Katalysator aber nicht der Grundproblem.
>
> Das Grundproblem ist, dass einige wenige darüber befinden dürfen, wer Geld
> kriegt und wer nicht - und diese Entscheider präferieren Leute, die schon
> viel haben.
>
> Ahoi,
>
> Patrik
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
>
>





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