ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Thomas Schindler <thomas.schindler2 AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur
- Date: Mon, 25 Jun 2012 18:18:30 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Keox schrieb:
Hallo,
aus Deinem Wikibeitrag:
"Die Berechnung
A-Land berechnet (zinsfrei):
10 Kohlekraftwerke kosten zusammen 10 Millionen Taler, während ihrer Laufzeit von 20 Jahren verbrauchen sie für 40 Millionen Taler Kohle. Gesamtkosten 50 Millionen Taler in zwanzig Jahren. 1000 Windkraftwerke kosten zusammen 40 Millionen Taler
Die Sache ist klar: A-Land entscheidet sich für die Windkraft.
B-Land berechnet (zinsbelastet):
10 Kohlekraftwerke kosten zusammen 10 Millionen Taler für den Bau der Kraftwerke und 5,84 Millionen Taler Zinsen bei einem Zinssatz von fünf Prozent und einer Laufzeit von 20 Jahren. Dazu kommen Kosten für die Kohle von 40 Millionen Talern (ohne Zinsen, weil die Kohle erst in dem Moment, in dem sie zur Energieerzeugung benutzt wird, und somit praktisch direkt aus den Einnahmen der Energieerzeuger und nicht auf Kredit bezahlt wird.) Gesamtkosten 55,84 Millionen Taler. 1000 Windkraftwerke kosten 40 Millionen Taler, plus 23,36 Millionen Taler Zinsen (ebenfalls 20 Jahre Laufzeit). Gesamtkosten 63,36 Millionen Taler.
Aufgrund dieser Rechnung entscheidet sich B-Land für die Energieerzeugung aus Kohle."
Das kommt mir wie eine Milchmädchenrechnung vor. Du gehst einfach davon aus, dass für die Kohleförderung die entsprechenden Unternehmen kein Geld leihen und deswegen auch keine Zinsen zahlen müssen. Das ist realitätsfremd. In Land A in dem es keine Zinsen gibt, kostet die Kohle 40 Millionen, also muss die Kohle in Land B aufgrund der Zinsen teurer sein.
Letztendlich schadest Du den Zinskritikern, wenn Du solche unvollständigen selbst konstruierte Beispielrechnungen verwendest.
Gruß Keox
Hallo Keox,
wie ich sehe, hätte ich noch eine weitere Vereinfachung in meinem Beispiel explizit erwähnen sollen:
Kosten, die für die Beschaffung der Produktionsmittel anfallen, sowie die dafür notwendigen Zinsen, sind klein gegenüber den Gesamtkosten und außerdem bei beiden Lösungen etwa gleich groß, so dass sie vernachlässigt werden können.
Inzwischen habe ich den Artikel damit ergänzt.
Also, vielen Dank erst mal für den hilfreichen Hinweis.
Nun noch eine generelle Bemerkung zu Beispielen: Beispiele sind natürlich immer unvollständig und selbstkonstruiert. :-)
Die Frage ist nur, ob die Unvollständigkeit zu einer Verfälschung der beabsichtigten Aussage führt. Ich möchte jetzt erklären, warum das meiner Meinung nach hier nicht der Fall ist.
Sowohl für die Herstellung der Windkraftwerke als auch für den Abbau der Kohle und die Produktion der Kohlekraftwerke benötigt man natürlich Produktionsmittel. Diese müsse vorfinanziert werden und deshalb fallen dafür natürlich auch in einem Zinssystem Zinsen an. Aber das trifft eben für Windkraft genauso wie für Kohlekraft zu. Ich gehe hier davon aus, dass durch die weitgehend identische zeitliche Struktur dieser Kosten keine nennenswerten Zins- und somit Kostenunterschiede entstehen und vernachlässige diese deshalb.
Anscheinend ist die entscheidende Aussage, die ich mit diesem Beispiel herausarbeiten wollte, aber noch nicht so ganz klar geworden. Es geht hier um den Einfluss, welchen unterschiedliche zeitliche Kostenstrukturen in einem zinsbelasteten System auf den Preis einer Ware haben.
Bei einem Windkraftwerk müssen fast die gesamten Kosten aufgebracht werden, BEVOR überhaupt das erste Kilowatt Strom verkauft wurde. Es muss also praktisch für die gesamten Kosten, die für die Energieerzeugung per Windkraft anfallen, ein Kredit aufgenommen werden, für den dann eben entsprechend hohe Zinslasten aufgebracht werden müssen.
Bei den Kohlekraftwerken ist aber nur der - wesentlich geringere - Preis der Kraftwerke vor dem Anfang der Energieproduktion aufzubringen. Der Hauptanteil der Kosten wird direkt aus den Erträgen aus dem laufenden Betrieb beglichen. Zwischen dem Abbau der Kohle und dem Verkauf des damit erzeugten Stroms liegen bestenfalls ein paar Wochen (sagen wir mal vier), und nur diese kurze Frist müsste ggf. durch einen Kredit überbrückt werden, der dann aber nur ein 240tel der Gesamthöhe der Kosten für die Kohle ausmachen würde (ich habe diese Kosten in meinem Artikel der Einfachheit halber vernachlässigt, weil sie sehr gering sind).
Dadurch fallen in einem zinsbelasteten System für diese Lösung viel weniger Zinsen an als für die Windkraftwerke und dadurch wird die Stromproduktion durch Kohle in einem zinsbelasteten System billiger als die durch Windkraft, obwohl erstere einen höheren Ressourcenverbrauch hat.
Falls ich für dich immer noch in Rätseln spreche, lass uns einfach weiter diskutieren. Ich weiß, dass der ganze Gedankengang, den ich hier unter die Leute zu bringen versuche, für die meisten neu und ungewohnt ist.
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, alex, 27.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, Stephan Schwarz, 27.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, Axel Grimm, 27.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, Stephan Schwarz, 27.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, Axel Grimm, 27.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinsmodell, Frauke Mattfeldt, 27.06.2012
- [AG-GOuFP] Fwd: Re: Zinsmodell, Frauke Mattfeldt, 27.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 24.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Keox, 24.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Keox, 26.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 26.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Keox, 24.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Comenius, 24.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Comenius, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Thomas Schindler, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Andreas Schneider, 24.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Pieter Hogeveen, 24.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wissensmanufaktur, Stefan Fricke, 24.06.2012
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