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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Exponentielles Wachstum

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Exponentielles Wachstum


Chronologisch Thread 
  • From: Frauke Mattfeldt <mattfeldt AT karten-verlag.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Exponentielles Wachstum
  • Date: Tue, 19 Jun 2012 12:11:17 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Dass der Zins die Geldmenge nicht direkt verändert ist ja gerade das Problem.

Ihr argumentiert, dass der Zins nicht dem Geldkreislauf entzogen wird, da der Zins von der Bank wieder z.B. als Lohnzahlung in den Geldkreislauf zurück fließt.
Das ist aber ja nicht das Problem.
Es ändert nichts an der Tatsache, dass der Zins selbst nicht mit geschöpft wird. Dadurch dass er nicht mitgeschöpft wird hat er keine Auswirkungen auf die Geldmenge. Aber genau darin liegt das Problem.
Dadurch, dass der Zins nur durch die Aufnahme neuer Kredite in den Kreislauf hineingebracht werden kann beschleunigt er das Wachstum der Geldmenge dadurch, dass immer neue Kredite aufgenommen werden müssen, die sich nicht direkt am geschöpften Mehrwert / Wirtschaftswachstum orientieren, sondern auch die Größe der Zinsen implizieren.

Daher zwingt der Zins dazu, dass die Wirtschaft wachsen MUSS - ansonsten käme es reihenweise zu Insolvenzen - auch ohne dass jemand hortet. Die Zinsgeldmenge fehlt einfach im System.
Mit dem Zinssystem ist also eine Volkswirtschaft/Gesellschaft, deren quantitativer Lebensstandard gleich bleibt, nicht möglich.

Dies sollte aber aus meiner Sicht möglich sein.

Warum sollte ein quantitativ gleichbleibender Lebensstandard bei materieller Sättigung nicht möglich sein sondern zwangsläufig einen Verfall zur Folge haben?
Ein solcher Verfall ist im Zinssystem aber einprogrammiert, weil der Zins bei den Schuldnern stetig weggenommen werden muss und stetig zur Bank fließt. Es findet also - selbst wenn alle das gleiche machen und gleich viel arbeiten, gleich viel produziert wird, eine stete Umverteilung vom Schuldner zur Bank statt, wenn dieser nicht tilgt. Würde er wiederum tilgen, so würde sich die Geldmenge insgesamt reduzieren - und es würde wieder Geld fehlen. Gut, könnte den Wert des Geldes steigern. Wenn aber nun alle tilgen und entschuldet sind, ist in unserem System das gesamte Geld weg, wenn ich das richtig verstanden habe. Allein das ist ja schon unsinnig. Warum sollte das Tauschmittel weg sein nur, weil keiner mehr Schulden hat? Die Waren und Dienstleistungen, die getauscht werden können, sind doch noch da. Wir haben alle keine Schulden mehr - schwupps - Tauschmittel weg? Hä?

Es ist also in unserem Geldsystem nicht möglich, einen Standard zu erhalten. Wir könnten also niemals sagen: "Jetzt sind wir zufrieden mit dem, was wir haben - materiell sind wir gesättigt - und versuchen, den Lebensstandard zu erhalten bzw. nur qualitativ zu verbessern".
Irgendwann ist ein quantitativer Zuwachs nicht mehr notwendig und aufgrund begrenzter Ressourcen auch nicht möglich. Dann würde ein qualitatives Wachstum der Wirtschaft ausreichend sein.
Wozu aber müsste sich hierfür die Geldmenge ändern, d.h. warum müsste sie immer weiter zunehmen? Letztendlich würde es auch ausreichen, wenn sich die Preise ändern.

Gruß, Frauke


Am 19.06.2012 08:40, schrieb Axel Grimm:
Keox schrieb:
Hallo,

also erstmal steigt durch den Zins nicht die Nichtbanken-Geldmenge. Er trägt lediglich zur Umverteilung von schon vorhandenem Nichtbanken-Geld bei. .......

Axel meint zum Beispiel, dass durch das Stillegen von Nichtbankengeld (Sparguthaben, M2, M3, Bankschuldverschreibungen) nicht mehr genügend liquides Geld (M1) vorhanden sei, um die bestehenden Kredite zu tilgen. Denn bei Kredittilgung wird ja liquides Nichtbankengeld vernichtet. Deshalb wäre gesamtwirtschaftlich betrachtet Neuverschuldung der einzige Ausweg, wenn verhindert werden soll, ....

Durch den Zins verändert sich die Geldmenge nicht. Zins ist nur eine Einkommensart wir Pacht, Lohn, Miete,...
Würde Zins die Geldmenge verändern, dann müssten Gehaltszahlungen auch die Geldmenge ändern.
Es geht nur um M (M = M3 + das außerhalb von M3)

Die Geldmenge *steigt* durch
- die Vergabe von Bankkrediten
- Wenn Vermögenstitel in eienr Bank bilanziell höherbewertet werden (und der "Gewinn" ausgeschüttet wird)
- Banken Anlagevermögen kaufen
- Banken Wertpapier von Nichtbanken kaufen (z.B. Staatsanleihen)

Die Geldmenge sinkt durch
- Verkauf von Vermögenstitel, die Banken halten (z.B. Staatsanleihen)
- Tilgung von Bankkrediten
- Abschreibungen auf Anlagevermögen in Banken

Der Zins hat keine Wirkung auf die Geldmenge M, er verändert die Geldmenge nicht. ***

Die Menge M1 ist das liquide Geld mit dem getilgt und bezahlt werden kann. Zinsen bewirken keine Veränderung in M1, es ist das Einkommen eines Anderen und es bleibt M1.

M1 verändert sich, sobald gespart oder entspart wird
bzw. sobald mit M1 Banken Wertpapiere (z.b. Staatsanleihen) abgekauft oder verkauft werden.

Die Menge M3 ist selbst nur ein Teil der Geldmenge M1.

Wenn M steigt, dann ist entweder das Kreditvolumen gestiegen oder die Banken haben Wertpapiere (u.a. "Finanzprodukte") angekauft. das Anlgevermögen unterliegt Abschreibungen und ist unbedeutend für die Geldmengenveränderung.

Der Zins ist keine Ursache für die Aufschuldung und auch nicht für Geldmengenveränderungen. Erst muss aktiv gespart werden, dann bleibt die Geldmenge M unverändert aber M1 ist gesunken.

Denke mal darüber nach und falls Du bemerkts, das die Geldmengendefintione, bei der die höher die untere Geldmenge enthält "ungeeignet" und nur verwirrend ist, dann ist es zufällig auch meine Meinung.

Und nun noch zu M3:
M3 sinkt, sobald langfristige Bankgeldanlagen getätigt werden. Somit existiert ein Abfluss in M3, der gar nicht gemessen wird. M3 steigt auch, wenn die Laufzeit langfristige Bankgeldanlagen unter zwei rutscht. M3 wird nicht nur durch die geldmengenbeeinflussenden Vorgänge verändert, sondern auch durch die Analgedauer in Bankgeldanlagen.

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Grundsätzlich: Die Fixiierung auf den Zins und die Fixierung auf das Interbankengeld "vernebelt" die Sinne, um das zu sehen, was wirklich wichtig ist.

*** Für die ganz Genauen
Wenn Banken Kreditzinsen erhalten, dann SINKT die Geldmenge M! Wenn Banken Rechnungen, Löhne oder Gewinne bezahlen, dann steigt die Geldmenge M.







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