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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr
- Date: Mon, 30 Apr 2012 21:22:55 +0000
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Heinz-Ulrich Eisner schrieb:
Bemerkenswert bei dem Mumble mit Prof. Huber war, dass er offensichtlich Funktionsweise und Wirkung einer Liquiditätsgebühr überhaupt nicht verstanden hat. Da er ja möglicherweise nicht der einzige ist, möchte ich das hier mal kurz darstellen. Ich gehe im folgenden von einem Vollgeldsystem aus. Die Funktionsweise ist denkbar einfach: die Banken erheben auf Kontoguthaben eine Gebühr, ähnlich wie eine Kontoführungsgebühr; die Höhe wird durch eine staatliche Stelle festgelegt, die erhobene Gebühr wird von der Bank an den Staat abgeführt. Hierfür ist keine überbordende staatliche Bürokratie erforderlich (wie Prof. Huber behauptete).+1
Keox]Ich denke, daß die Flucht in Sachvermögen mit besserer Werthaltung als Geld (z.B. besser als ca. 0 bis -5% p.a.) auch durch Besteuerung erreicht werden kann. Dies bedeutet, daß die Grundsteuer wahrscheinlich höher ausfallen würde plus einem Freibetrag pro Person je Haushalt (d.h. inkl. Kinder). Dazu wäre eine Bodenreform ala Freiland nicht unbedingt notwendig und wäre politisch sicher viel leichter auch graduell umsetzbar.
die Einführung und Umsetzung eines negativin Zinses auf unbares Geld ist natürlich kinderleicht. Was Huber mit Bürokratie wohl gemeint hat, wäre die Unterbindung von Flucht ins Sachvermögen. Ich habe seine genaue Antwort nicht mehr in Erinnerung und ich habe Gesell auch nicht gelesen, aber Keynes größter Einwand gegenüber einer Umlaufsicherung in seinem
Hauptwerk:
"Der hinter dem gestempelten Geld liegende Gedanke ist gesund. Es ist in der Tat möglich, daß Mittel gefunden werden könnten, um ihn in bescheidenem Rahmen in der Wirklichkeit anzuwenden. Aber es bestehen viele Schwierigkeiten, auf die Gesell nicht gefaßt war. Insbesondere war·er sich nicht bewußt, daß das Geld nicht einzigartig darin ist, daß ihm eine Liquiditätsprämie anhaftet, sondern in dieser Beziehung nur·im Grad von vielen anderen Waren abweicht, und daß seine Bedeutung daher·rührt, daß es eine größere Liquiditätsprämie
als irgendeine andere Ware hat. Wenn den Banknoten somit durch das Stempelsystem ihre Liquiditätsprämie genommen würde, würde eine lange Reihe von Ersatzmitteln in ihre Fußstapfen treten - Bankgeld, täglich abrufbare Darlehen, ausländisches Geld, Juwelen und die Edelmetalle im allgemeinen und so weiter. Wie ich oben erwähnt habe, hat es Zeiten gegeben, in denen wahrscheinlich die Begierde nach dem Besitz von Land, ohne· Rücksicht auf sein Erträgnis, dazu beigetragen hat, den Zinsfuß hoch zu halten; - freilich wäre nach Gesells System diese Möglichkeit durch die Verstaatlichung des Landes ausgeschaltet worden."
Gesell hat bestimmt nicht umsonst eine Bodenreform entwickelt. Ohne weitere Maßnahmen müsste man wohl damit rechnen, dass die Preise für bestimmte Güter (vorallem Grundstücke, Immobilien und Rohstoffe) stark steigen würden. Das Vermögen der Reichen besteht nicht umsonst kaum aus liquidem Geld.
Axel hat soweit ich weiss Gesell selbst gelesen und auch schon ausgiebig mit Vertretern der Freiwirtschaftslehre diskutiert. Er kann mit Sicherheit konkret erklären, welche Probleme entstehen und welche Hürden man überwinden muss, um erfolgreich eine Umlaufsicherung einzuführen.
[quote=hueisner schrieb:Die Wirkung ist weitgehend identisch mit einer entsprechenden Inflationsrate. Bei einer Inflationsrate von 6% (z.B.) und einer Liquiditätsgebühr von 6% (bei Inflation 0%) verlieren Guthaben gleichermaßen 6% an Kaufkraft. Des Weiteren verändern sich die Ausgangs- bzw. Machtpositionen der Verhandlungsparteien bei einer Kreditvergabe gegenüber einer Situation
ohne Inflation/Liquiditätsgebühr: Grundsätzlich ergeben sich Zinssätze im Vollgeldsystem nach Angebot und Nachfrage: hohes Kapitalangebot, wenig Nachfrage führen zu niedrigen
Zinssätzen, umgekehrt zu hohen. Bei einem Vollgeldsystem mit 0% Inflation und ohne Liquiditätsgebühr (wie von Huber favorisiert) würden Zinsen für den Verleih von Geld
niemals unter 2-3% sinken (was dann ein Realzins wäre), selbst bei einem Überangebot an Geldkapital und zu wenig Nachfrage. Durch eine Inflation bzw. Liquiditätsgebühr wird lediglich der Korridor der möglichen Realzinssätze nach unten erweitert: bei Inflation/Liquiditätsgebühr von 6% wäre ein Kredit zur Realverzinsung von -3% bereits ein Gewinn von 3% für den Geldbesitzer gegenüber einem bloßen Halten des Geldes. Diesen Effekt halte ich für gesellschaftlich äußerst begrüßenswert. Der Unterschied einer Liquiditätsgebühr zur Inflation ist, dass die Preise stabil gehalten werden können, die Geldfunktion als Wertmesser würde besser funktionieren. Gegenüber einer Situation mit hoher Inflationsrate gäbe es nicht die Notwendigkeit von jährlichen Lohnverhandlungen, Arbeitskämpfen, allein um die Kaufkraft zu erhalten, die kalte Progression fiele weg.
+1
hueisner schrieb:
Um das Bargeldproblem zu lösen (Marken kleben halte ich in großem Stil nicht für sinnvoll), würde ich vorschlagen, dass der Staat gar kein Bargeld mehr heraus gibt, aber es generell freistellt, Bargelder zu emittieren.Bargeld sollte weiterhin durch die Zentralbank ausgegeben werden, für die Umsetzung einer Umlaufgebühr gibt es, meiner Ansicht nach, derzeit aktuell zwei gute, praktikable Vorschläge:
1. Electronic Cash => hier kann die Entwertung im Buchungssystem realisiert werden
2. Gelegentliches widerrufen von gewissen Scheinserien und Münzsorten. Der Termin wird angekündigt, die Scheinserie/Münzsorte jedoch nicht. Die Unsicherheit alleine führt dazu, daß das Geld nicht übermäßig gehortet wird. Positiver Nebeneffekt: Ausgeben von Schwarzgeld wird erzwungen, damit steigt die Wahrscheinlichkeit, daß es auffliegt.
'hueisner schrieb:
Beim Mumble gefragt, welche Inflationsrate eine Monetative anstreben solle, meinte Prof. Huber, das werde noch diskutiert (innerhalb der Initiative): er würde 0% favorisieren. Des weiteren erklärte er in dem Gespräch, Geldhortung gäbe es ja in einem modernen Geldsystem nicht mehr. Sollte bei einem Vollgeldsystem tatsächlich eine 0%-Inflation realisiert werden, prognostiziere ich, dass er sehr überrascht wäre, wie schnell Geldhortung wieder massiv um sich greift. Schönen Gruß Heinz-UlrichWOW, das wäre ja fast schon naiv, hat er das wirklich so gesagt?
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Bodo Thiesen, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, High-End-Studio Prenk, 29.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Heinz-Ulrich Eisner, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, High-End-Studio Prenk, 30.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, High-End-Studio Prenk, 29.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, René Röderstein, 29.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Karlsruher, 30.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Heinz-Ulrich Eisner, 30.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Karlsruher, 01.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Heinz-Ulrich Eisner, 30.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Nicolai Haehnle, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Bodo Thiesen, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Thomas Waggershauser, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, High-End-Studio Prenk, 29.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Eckhard Rülke, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, alex, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Eckhard Rülke, 27.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr, Daniel , 27.04.2012
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