Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

[AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr


Chronologisch Thread 
  • From: Heinz-Ulrich Eisner <hueisner AT web.de>
  • To: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Liquiditätsgebühr
  • Date: Thu, 26 Apr 2012 21:38:00 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Bemerkenswert bei dem Mumble mit Prof. Huber war, dass er offensichtlich Funktionsweise und Wirkung einer Liquiditätsgebühr überhaupt nicht verstanden hat.
Da er ja möglicherweise nicht der einzige ist, möchte ich das hier mal kurz darstellen.

Ich gehe im folgenden von einem Vollgeldsystem aus.

Die Funktionsweise ist denkbar einfach: die Banken erheben auf Kontoguthaben eine Gebühr, ähnlich wie eine Kontoführungsgebühr; die Höhe wird durch eine staatliche Stelle festgelegt, die erhobene Gebühr wird von der Bank an den Staat abgeführt.
Hierfür ist keine überbordende staatliche Bürokratie erforderlich (wie Prof. Huber behauptete).

Die Wirkung ist weitgehend identisch mit einer entsprechenden Inflationsrate.
Bei einer Inflationsrate von 6% (z.B.) und einer Liquiditätsgebühr von 6% (bei Inflation 0%) verlieren Guthaben gleichermaßen 6% an Kaufkraft.

Des Weiteren verändern sich die Ausgangs- bzw. Machtpositionen der Verhandlungsparteien bei einer Kreditvergabe gegenüber einer Situation ohne Inflation/Liquiditätsgebühr:

Grundsätzlich ergeben sich Zinssätze im Vollgeldsystem nach Angebot und Nachfrage: hohes Kapitalangebot, wenig Nachfrage führen zu niedrigen Zinssätzen, umgekehrt zu hohen.
Bei einem Vollgeldsystem mit 0% Inflation und ohne Liquiditätsgebühr (wie von Huber favorisiert) würden Zinsen für den Verleih von Geld niemals unter 2-3% sinken (was dann ein Realzins wäre), selbst bei einem Überangebot an Geldkapital und zu wenig Nachfrage.
Durch eine Inflation bzw. Liquiditätsgebühr wird lediglich der Korridor der möglichen Realzinssätze nach unten erweitert: bei Inflation/Liquiditätsgebühr von 6% wäre ein Kredit zur Realverzinsung von -3% bereits ein Gewinn von 3% für den Geldbesitzer gegenüber einem bloßen Halten des Geldes.

Diesen Effekt halte ich für gesellschaftlich äußerst begrüßenswert.

Der Unterschied einer Liquiditätsgebühr zur Inflation ist, dass die Preise stabil gehalten werden können, die Geldfunktion als Wertmesser würde besser funktionieren.
Gegenüber einer Situation mit hoher Inflationsrate gäbe es nicht die Notwendigkeit von jährlichen Lohnverhandlungen, Arbeitskämpfen, allein um die Kaufkraft zu erhalten, die kalte Progression fiele weg.

Um das Bargeldproblem zu lösen (Marken kleben halte ich in großem Stil nicht für sinnvoll), würde ich vorschlagen, dass der Staat gar kein Bargeld mehr heraus gibt, aber es generell freistellt, Bargelder zu emittieren.

Beim Mumble gefragt, welche Inflationsrate eine Monetative anstreben solle, meinte Prof. Huber, das werde noch diskutiert (innerhalb der Initiative): er würde 0% favorisieren. Des weiteren erklärte er in dem Gespräch, Geldhortung gäbe es ja in einem modernen Geldsystem nicht mehr.
Sollte bei einem Vollgeldsystem tatsächlich eine 0%-Inflation realisiert werden, prognostiziere ich, dass er sehr überrascht wäre, wie schnell Geldhortung wieder massiv um sich greift.

Schönen Gruß
Heinz-Ulrich




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang