Re: [AG-GOuFP] Holen wir unser Gold nach Hause!

[Christian Seiler <christian.seiler AT hotmail.de>]

nha schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> 2012/3/10 Christian Seiler <christian.seiler[at]hotmail.de>:
>
> <blockquote><cite>Zitat:</cite>Keox schrieb:
> > Hallo,
> >
> > Der Vorteil einer goldgedeckten Währung liegt zwar darin, daß die
> > Geldmenge nicht mehr nach Belieben vergrößert werden kann, wodurch
> > Inflation langfristig vermieden wird. Aber dadurch entsteht der
> > Nachteil, daß Deflation vorprogrammiert wäre. Jede goldgedeckte 
> > Währung
> > endet in Deflation, solange die Wirtschaft weiter wächst. Deshalb wäre
> > eine goldgedeckte Währung auch nur eine Scheinlösung.
>
> Das ist nicht ganz richtig. Wie gesagt man kann das nicht steuern. ICh bin
> kein Befürworter des Goldstandards wegen diesem "Zufallselement". Auch 
> bei
> Wachstum ist eine Deflation keineswegs vorprogrammiert, weil auch die
> Goldmenge normalerweise wächst. Nur wenn die Wirtschaft schneller 
> wächst als
> das Wachstum der Goldmenge wirkt sich dies deflationär aus. Inweifern das
> dann besonders schlimm ist oder auch nicht, darüber will ich mir kein 
> Urteil
> erlauben ohne vorherige Bildung.
> Goldstandard bedeutet nicht automatisch Deflation. NAtürlihc liegt das im
> Rahmen der Möglichkeiten. Wie gesagt, was oft dem Goldstandard 
> zugeschrieben
> wurde, als mitverursacher der Großen Depression hatte weniger mit der
> Golddeckung an sich zu tun, sondern mit der Handlung der politischen
> Akteure.
Die Great Depression hatte wohl wirklich ursächlich weniger mit dem
Goldstandard zu tun. Ich sehe im Goldstandard vor allem deshalb ein
Übel, weil er den Handlungsspielraum im Inland unnötig einschränkt,
genauso übrigens wie die Wechselkursbindung - denn de facto ist der
Goldstandard eine Form von Wechselkursbindung.

Dass Wechselkursbindungen keine gute Idee sind, dafür gibt es in der
Geschichte sehr, sehr viele Beispiele. Griechenland heute ist nur das
aktuellste Beispiel.

In der heutigen Situation wäre der beste Weg für Griechenland
eigentlich, wenn die eigene Währung gegenüber dem Ausland abwerten
würde, weil das der schnellste Weg zum Ausgleich der
Zahlungsbilanzungleichgewichte ist. Aber das geht eben nicht, weil
Griechenland den Euro hat.

Genau das gleiche Problem hat historisch auch Länder getroffen, die
sich an den Goldstandard gehängt haben.

Der Goldstandard hat einfach *nur* Nachteile in unserer heutigen Zeit.
In der Vergangenheit hat man ihn vielleicht mit dem Argument begründen
können, dass der internationale Zahlungsausgleich mit Gold abgewickelt
wird. Aber das Argument war schon immer vergleichsweise schwach, und
inzwischen haben wir deutlich bessere Techniken für den
internationalen Handel.

So bleibt der Goldstandard ein Wunschtraum von den ewig gestrigen, und
von solchen, die sich von der in der Kindheit entwickelten Vorstellung
von Geld als Ding nicht so leicht lösen können.

Schöne Grüße,
Nicolai----------------------------------------------------------------------Lerne, 
wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
Natürlich werden die geldpolitischen Handlungsspielräume eingeschränkt, 
das ist auch der Hauptgrund, und dieser ist nur richtig. Auch wir haben in 
unserem Credit money System die einschränkung, dass es einen relativ 
unabhängige Zentralbank mit Taylor Regel gibt. Gäbe es keinerlei 
einschränkung würde gar kein Handel mit dem Geld zustande kommen - eine 
Ersatzwährung würde angenommen werden. Das kann man überall da 
beobachten wo der einheimischen Währung kein Vertrauen entgegengebracht 
wird und eine Fremdwährung oder eine Nichtwährung wie Zigaretten an 
deren Stelle zirkulieren. Natürlich hat ein Goldstandard vorteile. Auch 
ein festes Wechselkurssystem hat enorme Vorteile. Darum wurde ja für den 
EWR eine Währung konzipiert - der Euro. Es ist auch falsch zu behaupten 
ein fester Währungskurs würde Wachstum oder sonstiges verhindern. Das 
stimmt einfach allein dadurch nicht, dass die Zentralbank die Geldmengen 
trotzdem ändern muss (z.b. um Zahlungsbilanzkrisen zu verhindern) und 
dadurch den Wechselkurs stabil zu halten.

Griechenland ist etwas völlig anderes. Sie haben eine gemeinsame Währung 
mit anderen Staaten einer gemeinsamen wirtschaftszone. Das heißt sie 
müssen plötzlich einen gemittelten Wechselkurs, einen deutlich höheren 
als früher akzeptieren ohne diesen beeinflussen zu können - Griechenland 
kann diesen Wechselkurs nicht ausgleichen wie es mit dem Goldstandard der 
FAll wäre - durch Inflationserwartungen. Ein solcehs System einer 
gemeinsamen Währung setzt vorraus, dass die teilnehmenden Länder eine 
funktionierende Fiskalunion besitzen und dass sich nicht nur die 
Produktion frei bewegen kann, wobei hier bewegen sehr abstrakt zu sehen 
ist, faktisch schaffen es einfach Unternehmen aus produktiveren Ländern 
die Unternehmen aus Griechenland vom griechischen und internationalen 
Markt zu verdrängen, weil sie relativ billiger sind. Durch die fehlende 
völlige Freizügigkeit wird das Ungleichgewicht in Arbeitslosigkeit enden 
oder in einem absinken der Löhne und Preise. Da daran die Regierung kein 
interesse hat, bricht sie lieber das Fiskalabkommen (Maastricht kriterien 
- ich vermute die werden seit 2003 nur noch Rückseitig als Schmierpapier 
benutzt)und erhöht die Staatsausgaben um die Beschäftigung konstant zu 
halten. DAss der Zug ins nichts führt ist auch klar.