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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt


Chronologisch Thread 
  • From: Hilmar Benecke <pirathilmar AT arcor.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt
  • Date: Tue, 14 Feb 2012 13:05:43 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

+1! - Sehr schöne Analyse, Nicolai, der ich in nahezu jedem Punkt zustimme!

Gruß
Hilmar

Am 13.02.2012 23:58, schrieb Nicolai Haehnle:
Hallo Christoph,

danke, dass du dir die Arbeit machst, dein Konzept hier reinzustellen.

2012/2/13<CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>:
Menschliche Arbeit und die Natur erbringen zusammen 100% der Leistung, die
Menschen in Anspruch nehmen.

Produktivitätsmittel –wie Computer und Roboter – potenzieren die Menschliche
Arbeitskraft. Sie sind ebenso zu 100% von Mensch und Natur erzeugt und
erdacht worden. Man muss sich klar machen, dass Geld nicht arbeitet.
Einverstanden.

Jeder
Geldzuwachs muss entweder durch Leistung gedeckt werden oder führt zu
Inflation. Wenn es nur gespart wird, führt es zur Machtvergrößerung bei
dieser Bevölkerungsgruppe statt zur Inflation.
Ich würde auch noch die umgekehrte Kausalität erwähnen: Inflation
führt zu einem Zuwachs der Geldmenge (weil Unternehmen ihren
Kreditrahmen bei Banken erweitern bzw. stärker ausnutzen, um die
wachsenden Produktionskosten zu bezahlen). Ähnlich führt eine
Asset-Price-Inflation zu einem Zuwachs der Geldmenge (weil z.B.
Immobilienbesitzer größere Hypotheken aufnehmen können).

Dass Sparen zur Machtvergrößerung führen *kann* sehe ich auch so,
allerdings ist das nicht immer so, gerade mit Blick auf das
Rentensystem. Die Politik seit rot-grün zwingt die Menschen mehr oder
weniger dazu, kapitalbasierte Altersvorsorge aufzubauen. Die Menschen
werden de facto zum Sparen gezwungen. Ein Machtgewinn für die Sparer
ergibt sich daraus nicht, wohl aber ein Machtgewinn für die
Versicherungsunternehmen!

Was die FAZ aber nicht beschreibt ist, dass die Banken für ihre
(geschöpften) Kredite Zins verlangen und so an jeder Geldschöpfung
mittelfristig verdienen.
Daran ist auch nichts grundsätzlich verkehrt, da die Banken ja eine
Dienstleistung erbringen. Womöglich sind die Zinsen aber zu hoch.

Die eigentliche Sauerei im Bankensystem ist die viel zu hohe Rendite
auf Eigenkapital, und die liegt daran, dass Banken viel zu riskante
Positionen halten dürfen - die Verluste werden dann sozialisiert.

Das ist eine Kritik an zu niedrigen Eigenkapitalquoten und
übereifrigen Bankenrettern in der Politik. Zerschlagt die Banken auf
eine Größe unter z.B. 5% des BIP, und zumindest letzteres Problem wird
aus der Welt verschwinden.

Diese Form der Geldschöpfung in Kombination mit dem Zins/ Renditesystem
führt zum exponentiellen Wachstum.
Das halte ich für ein Gerücht, aber das haben wir hier ja schon
ziemlich oft durchgekaut.

Deutsche Unternehmen haben seit 1948 insgesamt 2,4 Billionen Euro
Handelsbilanzüberschuss erzielt, sind aber mit 3,6 Billionen Euro
verschuldet.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und überhaupt, was sagen
Unternehmensschulden überhaupt aus? Natürlich haben Unternehmen
Schulden. Die stehen auf der Passivseite, und werden verwendet, um die
Aktivseite zu finanzieren. Das machen die aus gutem Grund so. An
dieser Stelle argumentierst du nicht gerade seriös.

Durch unser Geld- und Finanzsystem wird die Realwirtschaft in die
Verschuldung und Enteignung getrieben, während über die Finanzwirtschaft
einige wenige immer reicher werden. Dies ist durch die von Menschen
geschaffenen Systemregeln mathematisch unumgänglich. Doch da dieses System
von Menschen geschaffen wurde, können wir es auch jederzeit ändern. Die
Frage ist nur, wie dies am Besten geschieht und wie man das dann in der
politischen Realität umsetzt.
Da hilft vielleicht ein Blick in die Geschichte. Es gab eine lange
Phase im letzten Jahrhundert, in dem der Anteil der Arbeitseinkommen
am BIP langsam aber sicher ständig gestiegen ist. Erst um ca. 1980 hat
sich dieser Trend verändert.

Aber was war denn damals anders als heute? Ein Kreditwesen mit Zinsen
gab es damals auch, die Zinsen und Kredite können also nicht Schuld
sein. Ich würde die Ursache eher in Deregulierung, regressiven
Steuersenkungen, und einer allgemeinen Entmachtung der Arbeitnehmer
durch hohe Arbeitslosigkeit sehen.

- Das Finanzwesen agiert international und mit großen Geldmengen,
was regionale Regierungen immer mehr entmachtet.
Das liegt zum großen Teil daran, dass die Politiker sich einschüchtern
lassen. Man könnte viel, wenn man als Politiker nur wollte.

- Die Werte der Geldanleger dominieren in der Gesellschaft: Profit,
materielles Wachstum, Anlagesicherheit. Alle anderen Werte werden durch
dieses System untergeordnet.

- Es entstehen wachsende Machtzentren durch Geldansammlungen, die
langfristig die Demokratie und Gleichheit gefährden.
Es gibt diese Machtzentren, aber bist du dir sicher, dass es wirklich
die *Geld*ansammlungen sind, die das Problem sind? Sieh dir z.B.
Bertelsmann an. Das Geldvermögen ist da kein Problem, sondern
insgesamt der geballte Besitz. Jede Form von zentrierte
Vermögensansammlung ist ein Problem, gerade auch produktives Kapital -
denn die Erträge von produktivem Kapital sind in der Regel ja immer
höher als bei Geldvermögen.

Man muss also ganz allgemein gegen zu hohe Vermögenskonzentration
vorgehen. Mit dem Geld hat das höchstens sekundär zu tun.

- Unternehmen werden vom Kapital getrennt, werden von externem
Kapital abhängig. Dadurch werden auch deren Mitarbeiter abhängig.

- Gesellschaftsdienliche Tätigkeiten wie die von Krankenschwestern
werden gering entlohnt, gesellschaftlich unrelevante oder schädliche wie von
Brokern werden zu hoch entlohnt.
Auch das liegt an einer Entmachtung der Arbeitnehmer durch
Arbeitslosigkeit und so weiter. Das BGE könnte daran einiges ändern,
aber auch eine vernünftige Beschäftigungspolitik würde helfen.

Wir sind also wieder an einem Punkt angekommen, an dem ich mit dir in
praktisch allen Punkten übereinstimme, was die kaputten Symptome in
der Gesellschaft angeht. Wir unterscheiden uns in der Analyse der
Ursachen.

Schöne Grüße,
Nicolai




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