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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt


Chronologisch Thread 
  • From: <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Das Wertschöpfungsentgelt
  • Date: Mon, 13 Feb 2012 20:13:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Evult

So, jetzt also die Vorstellung des Konzeptes „Wertschöpfungsentgelt“:

 

Ebene 2: Vorbetrachtungen

 

       Die Produktivität unserer Wirtschaft wächst jährlich im Schnitt um 2,3%, das heißt, dass der „Output“ ebenfalls um 2% bis 3% wächst.

       Wenn es keine Deflation geben soll, muss die Geldmenge mit der Warenmenge wachsen, idealerweise im selben Maß.

       Silvio Gesell hat 1920 untersucht, warum man eigentlich Zins auf Geld erlangen kann, mit Waren funktioniert das ja auch nicht. Er kam zu der Erkenntnis, dass der Geldgeber stets im Vorteil ist, weil Geld nicht an Wert verfällt, jede andere Ware schon. Mit einer Gebühr auf Geld, das einen Wertverlust von z.B. 1% monatlich verursachte, sollte nach seiner erdachten Lösung jeder Geldinhaber unter Druck stehen, Geld zu verleihen oder zum Konsum zu verwenden. Dadurch würden Geldgeber ihr Geld auch dann verleihen, wenn sie keinen Zins dafür bekommen. Der Zins würde marktwirtschaftlich innerhalb einer relativ kurzen Zeit auf null sinken (Angebot und Nachfrage bzw. Machtverhältnisse im Markt korrigiert).

       John Maynard Keynes hat diese Lösung von Silvio Gesell verarbeitet und hat vorgeschlagen, immer für eine leichte Inflation des Geldes zu sorgen, so dass auf diese Weise der Druck auf den Geldbesitzer ausgeübt wird, seine Reserven zu investieren oder zu verkonsumieren. Dies ist heute noch die Basis für die Geldmengensteuerung der Zentralbank. Man steuert die Geldmenge so, dass man 1 bis 2 Prozent Inflation sieht.

       Diese Lösung führte jedoch nicht zu dem Sinken von Zins auf null und nicht zum Verschwinden der Vermögenseinkommen, sondern in den letzten Jahrzehnten zu immer mehr ausufernden Vermögenseinkommen. Aus einem Grund: Die Geldschöpfung erfolgt nur bei den Banken und nur die Banken, deren Eigentümer und deren Großanleger profitieren von dem Geldschöpfungssystem. Alle anderen werden über Kredite immer mehr enteignet.

 

Ebene 3: Das Wertschöpfungsentgelt als Lösung

 

Verlegt man die Geldschöpfung weg von der Finanzwirtschaft hin zu der Realwirtschaft und deren Mitarbeitern, dann steigen die Bruttolöhne/ -gehälter, damit die Steuereinnahmen und der Staat kann sich entschulden. Es korrigiert den Buchungsfehler unseres Systems am Ursprung.

 

       Es ist bei Weitem logischer und sinnvoller,
Geldmengenerhöhung dort zu vollziehen, wo real geschaffener Wert entsteht.

       Wir verlegen die Geldschöpfung zur Wertschöpfung

       Empfänger des Wertschöpfungsentgelts sind alle Unternehmen, die reale, gesellschaftsrelevante Wertschöpfung erzeugen.

       Wertschöpfend ist: Alle Leistungen, die aus aktiver Tätigkeit entstehen und gesellschaftsrelevanten Nutzen bringen. Dazu gehören Güter und Dienstleistungen aber auch Kultur, Bildung, Wissenschaft oder Naturerhalt, für die kein direkter geldlicher Nutzen berechnet werden kann/ sollte.

       In den letzten 60 Jahren wurde jährlich im Durchschnitt 10% neues Geld geschaffen! Dieses Geld, in 2010 wären das 220 Mrd. Euro gewesen, kann nun an wertschöpfende Unternehmen verteilt werden.

       Die Wertschöpfung von Unternehmen kann aus heutigen Bilanzen, sogar im Nachhinein, berechnet werden:
Wertschöpfung = Umsatz – Vorleistungen – Abschreibungen

       Die (beispielsweise) 220 Mrd. Euro werden vom Finanzamt anteilig an alle Wertschöpfenden Unternehmen verteilt. Je höher die Wertschöpfung, desto höher das Entgelt.

       10% dieses Wertschöpfungsentgelts müssen die Unternehmen zinslos in Unternehmen der gemeinnützige Gesellschaften investieren (dazu muss es strenge Regeln zur Vermeidung von Fetterlnwirtschaft geben).

       80% des Wertschöpfungsentgelts müssen den Arbeitnehmern und verantwortlichen Unternehmern gutgeschrieben werden.

       Diese können entweder gemeinschaftlich oder individuell darüber entscheiden, ob sie das Geld ausbezahlt haben wollen oder ob sie es dem Unternehmen lassen, dafür einen Unternehmensanteil in dieser Höhe erwerben. Dadurch wächst die Macht der Leistungserbringer am Produktivmaterial.

       Wenn das Wertschöpfungsentgelt in Höhe von ca. 2% des Bruttoinlandsproduktes ausbezahlt wird, wirkt es preisneutral.

       Wenn das Wertschöpfungsentgelt in Höhe von ca. 4% des Bruttoinlandsproduktes ausbezahlt wird, bewirkt es eine leichte Inflation, die Geldinhaber auch ohne Aussicht auf Vermögenseinkommen motiviert, ihr Geld zu verleihen oder zu verkonsumieren.

       Diese Inflation wirkt zugunsten der Realwirtschaft und Leistungserbringer, nicht mehr zugunsten der Finanzwirtschaft!

       Wenn das Wertschöpfungsentgelt in Höhe von ca. 8% des Bruttoinlandsproduktes ausbezahlt wird, wirkt es als stärker inflationär und entwertet Vermögen, das nicht investiert ist. Damit wird auch Geld in Steueroasen entwertet. Der Effekt der heutigen Inflation wird umgekehrt: Arbeit wird mehr wert, das Vermögenseinkommen schrumpft.

       Die Geldschöpfung bei den Banken würde abgeschafft werden, indem innerhalb von z.B. 5 Jahren die Mindestreserve auf 100% erhöht wird.

       Dies ist möglich, weil die Realwirtschaft sich entschuldet und sich aus durch das Wertschöpfungsentgelt ohne Kredit ihr Wachstum finanzieren kann.

 

Ebene 4: Auswirkungen des Wertschöpfungsentgelts

 

       Die Geldmenge wächst mit der Produktivität und an der richtigen Stelle.

       Neuem Vermögen stehen nicht mehr neue Schulden gegenüber!

       Staaten, Unternehmen und 90% der Bevölkerung werden langfristig entschuldet!

       Dadurch wird die Trennung der Unternehmen vom Kapital gelöst.

       Dadurch wird die Trennung der Arbeit(er) von den Produktivmitteln gelöst!

       Mangel durch das Geldsystem wird aufgelöst

       Geld- und Machtkonzentrationen werden aufgelöst

       Damit wird Freiheit und Demokratie erst wirklich möglich!

       Die Vermögenseinkommen schrumpfen, Arbeitseinkommen steigen.

       Gesellschaftsnützliche Tätigkeiten werden mehr entlohnt,

       nicht wertschöpfende Tätigkeiten werden weniger entlohnt.

       Die Macht der Banken wird immer weiter reduziert

       die Politik wäre nicht mehr Bankenkrisen erpressbar

       Staaten werden unabhängiger.

       Es steht mehr Geld für Nachhaltigkeit und Werteverwirklichung zur Verfügung

       Der Wachstumszwang verschwindet mehr und mehr, weil keine Schulden zur Steigerung zwingen

       Arbeitszeiten können gesenkt werden

       Arbeit wird besser verteilt, Wohlstand ebenfalls

       Armut verschwindet mehr und mehr

       Dies gilt auch weltweit

       Es gäbe wieder Gerechtigkeit (Geben=Nehmen) bei der Verteilung der Gelder!

       Das Arbeitseinkommen würde (bei 10% Neugeldschöpfung) im ersten Jahr um 15% steigen! Ebenso die Steuereinnahmen!

       Das Arbeitseinkommen würde rechnerisch langfristig 2 bis 7 mal so hoch sein wie heute (Vermögenseinkommen sind auch Inflationsniveau reduziert, der Geldumlauf wird voraussichtlich von heute 1,8 auf einen gesunden Wert von 6 steigen).

       Arbeit würde sich wieder lohnen (auch gegenüber z.B. Harz IV).

       Es würde ein Ausgleich zur Einkommensteuer geschaffen.

       Schwarzarbeit würde deutlich weniger rentabel.

       Die faire Verteilung der Früchte der Wirtschaft in der Breite der Bevölkerung, wie sie Ludwig Erhard vorschwebte, würde Realität.

       Wir können aus der Fülle heraus und aus eigenem Antrieb heraus leben. Und damit in echter Freiheit.

       Die Ausbeutung würde auch international aufhören, es würde mehr Frieden in der Welt einkehren.

       Die Staatseinnahmen könnten parallel um 30% steigen.

       die Finanzierung des Staates und der Renten wäre kein Problem. Auch Arbeitslosengeld & Sozialhilfe kann auf einem fairem Niveau geleistet werden.

       Finanzkrisen gäbe es nie mehr in der heutigen Form.

       Wir könnten uns jede Form des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit leisten!

       Da es keine virtuellen Gelder mehr gibt, sind die Kontoguthaben sicher und können auch bei Bankeninsolvenzen nicht verschwunden.

       Spekulationsblasen durch „Exzesse auf Pump“ würden vermieden werden. Der Geldfluss würde stetiger werden, die Konjunkturzyklen sanfter verlaufen.

       Die Geldmenge wäre erstmals tatsächlich und direkt von der Zentralbank bestimmbar und kann nach realwirtschaftlichen Anforderungen wie Preisstabilität gesteuert werden (was heute nur indirekt durch Leitzins versucht werden kann).

       Jeglicher Gewinn aus Geldschöpfung käme allen gesellschaftsnützlich tätigen Bürgern zugute, nicht mehr Banken, ihren Inhabern und Großanlegern.

       Usw. usw. !

 

Ebene 5: Weitung des Blicks

 

Damit die höhere Gelverfügbarkeit nicht zu größerer Ausbeutung von Natur und Rohstoffen führt, sollten wir parallel den Geldstrom auf dem Produktivmarkt werte- und nachhaltigkeitsgesteuert lenken. Dies kann z.B. durch ein Werte-Siegel ( www.Werte-Siegel.de ) oder durch ein Gemeinwohl-Ökonomie-Siegel ( www.Gemeinwohl-Ökonomie.org) geschehen. Man fügt dem Regelkreis „Markt“ sozusagen ein Thermostat für Werthaltigkeit hinzu.

 

Weitere Zusammenhänge findet Ihr in meinem Buch „Goodbye Wahnsinn“.

 

Diesen Beitrag habe ich in meinem Blog veröffentlicht:

http://menschen-gerechte-gesellschaft.blogspot.com/

 

Herzliche Grüße

Christoph

 




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