Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme


Chronologisch Thread 
  • From: Keox aka Daniel Worofka <piratkeox AT googlemail.com>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme
  • Date: Sun, 12 Feb 2012 09:52:06 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

ich habe auch schon daran gedacht Dich auf meine Blacklist zu setzen,
aber sie ist immer noch leer.

Gruß Keox

Am 12.02.2012 01:08, schrieb "Uwe Krüger Winands":
> +1 Danke Christoph, lesen lohnt sich wieder. Ich glaube, Dein Buch ist ein
> guter Tauschwert gegen meine 29,90 € - bestellt beim Buchhändler in
> Flensburg.
>
> @ Liste: wie wirken Axels Beiräge dagen auf Euch?
>
>
>
>> ----- Original Message -----
>> From: CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de
>> Sent: 02/12/12 12:23 AM
>> To: 'tobego', AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>> Subject: Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme
>>
>> Ahoi,
>>
>> zum Thema „Wie kann eine Kreditvergabe ohne Zins funktionieren?“:
>>
>> Nicht die Zinshöhe ist entscheidend sondern die Alternativen der
>> Geldanlage. Wenn Geld von sich aus an Wert verliert, wie jede andere
>> Handelsware auch, dann lohnt sich > die Investition auch dann, wenn sie
>> nur den Wert des Geldes erhält.
>> Ein Ausschnitt zum Regelmechanismus in einem System mit umlaufgesichertem
>> Geld (nur eines der erarbeiteten Modelle, es gibt noch andere):
>> Da ein wichtiger Motor für Renditestreben die Angst vor Verlust von
>> Vermögen ist, wäre es auch wichtig, den Vermögenserhalt auch in einem
>> zinslosen System aufrecht zu
>> erhalten. Findet eine Geldentwertung durch Demurrage (fließendes Geld)
>> oder auch Inflation statt, dann muss für Investoren ein Gelderhalt
>> garantiert sein.
>> Bei der Demurrage würde derselbe Betrag zurückbezahlt werden, der vorher
>> einbezahlt wurde (weil es keine Inflation gibt).
>>
>> Wenn man ein zinsloses Finanzsystem anstrebt, muss man neue Lösungen für
>> den Zins-Regelungsmechanismus finden. Denn man muss ja verschiedenen
>> Risiken Rechnung tragen. Dieser würde wie folgt erzeugt werden:
>>
>> Der Kreditantrag wird von der Bank bewertet. Die Kriterien dazu bleiben
>> wie bisher: Kreditwürdigkeit, Einkommen, vergangene Zahlungsmoral,
>> Sicherheiten,
>> Qualität des Geschäftsplans usw.
>> Der Kreditnehmer muss eine Versicherung über den entliehenen Betrag
>> abschließen. Die Versicherungsgebühr würde der Kreditnehmer bezahlen
>> müssen. Die Höhe des
>> monatlichen Betrages würde auf der Bewertung der Bank basieren und vom
>> Versicherungskonzern festgelegt werden. Die Bank hat das Recht, unseriöse
>> Versicherungsverträge
>> nicht anzuerkennen und in diesem Fall die Kreditvergabe zu verweigern.
>> Umgekehrt werden auch Banken einem Rating unterzogen. Vergeben Banken
>> leichtfertig Kredite, die
>> dann zum Verlust führen, kann der Versicherungskonzern ein höheres Risiko
>> ansetzen.
>> Da der Versicherungsbetrag die Höhe des Risikos widerspiegelt, wäre damit
>> der Regelungsmechanismus ersetzt, den heute der Zins übernimmt.
>> Risikogeschäfte müsste der
>> Kreditnehmer nach wie vor mit einem Risikoaufschlag bezahlen. Nur gibt es
>> eben kein exponentielles Schuldenwachstum durch Zinseszins mehr, sondern
>> einen konstanten oder
>> sinkenden Risikoversicherungsbeitrag. Schulden können also
>> schlimmstenfalls monatlich um den Versicherungsbetrag steigen, nicht mehr.
>> Ebenso kann die Rückzahlungsdauer als Regelung verwendet werden. Das geht
>> so:
>>
>> Je höher das Risiko, desto schneller muss der Kredit abbezahlt werden. So
>> kann man dort z.B. eine Rückzahlung innerhalb von 4 Jahren fordern, was
>> einer monatliche Rate von ca. 2% des geliehenen Betrags entspricht.
>>
>> Bei geringem Risiko (wie ein Wohnungskauf bei gesichertem Einkommen)
>> könnte die Rückzahlung innerhalb von 20 Jahren angesetzt werden, was
>> monatlich ca. 0,4% des
>> geliehenen Betrags entspricht.
>> Auch auf diese Weise ist ein Regelungsmechanismus möglich, der die
>> Verteilung und die Wettbewerbsfairness bei Kreditvergabe sinnvoll
>> reguliert. Die „optimale Verteilung
>> von Ressourcen“, die bisher behauptete unersetzbare Funktion des Zinses,
>> wird also vollständig ersetzt. Ohne die negativen Nebenwirkungen durch
>> exponentielles
>> Vermögenswachstum.
>>
>> deutsche Banken prüfen Kredite relativ gut, die Kreditausfallrate liegt
>> bei ca. 2%.
>>
>> Das Prinzip einer Versicherung ist, dass alle einen kleinen Betrag zahlen
>> und damit eine geringe Anzahl Schadensfälle abfangen.
>>
>> Das heißt hier, dass im Durchschnitt 2% (+Verwaltungsaufschlag) der
>> Gesamtsumme als Versicherungsbeiträge bezahlt werden, also bei 100.000
>> Euro im Durchschnitt gesamt
>> 2.000 Euro. Je nachdem, wie hoch das Risiko für den Kredit eingestuft
>> wird, muss der Geldnehmer einen höheren Prozentsatz zahlen oder einen
>> geringeren
>> (wohlgemerkt nicht jährlich sondern über die Gesamtlaufzeit hinweg!).
>>
>> Der Satz kann sogar noch kleiner sein, denn: Der Schuldner wird durch die
>> Versicherung nicht vollständig entlastet sondern bleibt für seine Schuld
>> haftbar (wobei es einen gewissen Prozentsatz Fälle mit Privatinsolvenz
>> gibt), die Versicherung sichert jedoch den Geldgeber gegen Verlust oder
>> Zahlungsverzögerung ab. Die Schuldner müssen also in vielen Fällen im Lauf
>> der Zeit ihre Schuld begleichen, wodurch die Versicherungskosten niedriger
>> liegen als bei 2%, damit auch die Versicherungsbeiträge.
>>
>>
>>
>> In keinem Fall werden die Beiträge im Erfolgsfall zurückbezahlt, sonst
>> wäre es ja keine Versicherung. Versicherungen stehen in gegenseitiger
>> Konkurrenz und können nicht einfach beliebigen Profit aus so etwas
>> schlagen. Wenn man das Thema Profit komplett ausschalten will, kann man
>> das Modell „Social Business“ von Nobelpreisträger Mohammad Yunus
>> verwenden. Unternehmen nach diesem Prinzip sind normale
>> Wirtschaftsunternehmen, jedoch dürfen sie keine Gewinne ausschütten,
>> müssen diese durch Preissenkungen oder Reinvestition an die Kunden
>> weitergeben.
>>
>>
>>
>>
>>
>> Zur Frage:
>>
>> „Was ist der Unterschied zwischen Gewinn aus unternehmerischer Tätigkeit
>> und Zinsen?
>>
>> Eine Versicherung hat Kapital und wettet darauf, dass Du als Kreditnehmer
>> nicht ausfällst, erwartet dafür eine risikogerechte Entlohnung -- das ist
>> für mich Zins.“
>>
>>
>>
>> Der Unterschied ist: Der Unternehmer leitet ein Unternehmen, erbringt die
>> Leistung der Organisation, Analyse des Kurse und der Steuerung. Der
>> Unternehmer trägt das Risiko seines Geschäftes, kann damit Gewinn
>> erzielen, wenn er es richtig macht und kann auch Schiffbruch erleiden,
>> wenn er suboptimal handelt.
>>
>> Jedenfalls bis zu einem Grad, in dem sein Einkommen noch in einem Bereich
>> liegt, der noch durch Bedürfnisbefriedigung verwendet werden kann (das
>> Höchstvermögen in Deutschland liegt um Faktor 200.000 über dem
>> Durschschnittsvermögen von 91.500 Euro, wieviel müsste er wiegen, wenn er
>> so viel mehr essen würde?) hat der Unternehmer sein Einkommen durch
>> aktives Handeln/ Leistung und getragenes Risiko verdient.
>>
>>
>>
>> Bei Aktienrenditen und –kursgewinnen trägt der Anleger das kleinste Risiko
>> - er kann innerhalb von 5 Minuten verkaufen – das größte Risiko tragen die
>> Mitarbeiter des Unternehmens und die von den Kunden bezahlte Leistung
>> bringen ebenfalls die Mitarbeiter. Der Aktienbesitzer erbringt während
>> seines Aktienbesitzes keinerlei Leistung. Das so erzielte
>> Vermögenseinkommen macht 420 Mrd. Euro jährlich aus.
>>
>>
>>
>> Bei Zinsen handelt es sich letztlich um Kreditverträge, der
>> Kreditempfänger bekommt Geld für z.B. Investitionen und trägt das Risiko
>> für seine Unternehmung. Scheitert er, dann bleibt er verschuldet und
>> verpflichtet, das Geld zurückzuzahlen. In einigen Fällen klappt dies
>> nicht. Das betrifft 2% der Kreditvergabegelder innerhalb der
>> Kreditlaufzeit. Ich kenne zwar die durchschnittliche Kreditlaufzeit bis
>> zum Kreditausfall nicht, sie ist aber sicher höher als 1 Jahr. Nehmen wir
>> an, es sind 10 Jahre. Dann muss die Bank also einen durchschnittlichen
>> Risikoaufschlag von 0,2% pro Jahr, bei 100.000 Euro Kredit also 200 Euro
>> jährlich, gesamt 2.000 Euro berechnen. Dazu kommen 1,6% des Gesamtbetrages
>> jährlich Verwaltungsaufwand und Inflationsausgleich der Bank (das
>> entspricht dem Schnitt), also 1600 Euro jährlich, gesamt also 16000 Euro.
>> Macht zusammen Kosten von 18.000 Euro innerhalb 10 Jahren, die dem
>> Kreditgeber zugestanden werden sollten.
>>
>> Der risikobezogene Anteil beträgt also, bezogen auf die realen Kosten, im
>> Schnitt ganze 11%. So groß ist also das Risiko des Kreditgebers nicht –
>> und: er trägt nichts durch Eigenleistung bei (im Unterschied zum
>> Unternehmer). (Vorsicht mit den Zahlen diesbezüglich, dass wir aufgrund
>> der exzessiven Geldschöpfung heute eine Inflation haben, die klar über
>> 1,6% liegt, diese Zahl kommt aus dem Schnitt der vergangenen Jahre.)
>>
>>
>>
>> Zins bedeutet nicht eine jährlich gleichbleibende Rate von 1,8% sondern
>> eine Rate von durchschnittlich ca. 5%, die wiederverzinst wird, also durch
>> Zinseszins exponentiell wächst. Aus 100.000 Euro werden dadurch innerhalb
>> 10 Jahren 162889 Euro. Die Differenz, 44.889 Euro ist der Gewinn des
>> Kreditgebers, der nicht durch Risiko oder Inflation oder
>> Verwaltungsaufwand erzeugt wird sondern durch die Machtverhältnisse auf
>> dem Geldmarkt.
>>
>>
>>
>> Das hört sich noch nicht so schlimm an, doch je länger die Laufzeit, desto
>> krasser wird die Differenz.
>>
>> 100.000 Euro nach 10 Jahren: 162.889€, nach 20: 265.330, 30: 432.194, 40:
>> 703.998, 50: 1.146.740 Euro
>>
>>
>>
>> Dazu kommt, dass die Reichsten in Deutschland wesentlich höhere Renditen
>> einstreichen, Du kannst mal die Renditen ausrechnen, die die Milliardäre
>> minimal erzielt haben müssen, um in der Zeit ihres Vermögensaubaus auf das
>> heutige Vermögen gekommen zu sein. Bei den Aldi-Brüdern sind das >22%
>> (wenn sie nichts ausgegeben hätten). Umgerechnet ist das ein Stundenlohn
>> von brutto ca. 500.000 Euro. Zeige mir einen Menschen, der diese
>> Wertschöpfung durch seine eigene Leistung erzeugt.
>>
>>
>>
>> Darüber hinaus wir Einkommen aus Vermögen wesentlich geringer besteuert
>> als Einkommen aus Arbeit. Die Renditen werden sogar faktisch mit nahezu 0%
>> versteuert, wenn sie aus Anlagen vor 2008 stammen.
>>
>>
>>
>> Dann argumentieren ganz schlaue, dass der Zinseszinseffekt ja nicht gelte,
>> weil die Empfänger der Zinsen und Renditen das Geld ja über Ausgaben
>> wieder in die Wirtschaft bringen. Doch je reicher die Menschen, desto
>> weniger geben sie anteilig für Konsum aus. Bei der Einkommenskategorie
>> >5.000 Euro monatlich liegt die Konsumquote bei 50%,
>> (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/WirtschaftsrechnungenZeitbudgets/LaufendeWirtschaftsrechnungen/Tabellen/Content75/KonsumausgabenGebietsstaende,templateId=renderPrint.psml)
>> bei den Superreichen bei ca. 1%. Das bedeutet: Sie bringen das Geld eben
>> nicht zurück in die Wirtschaft, sondern sie sparen stattdessen immer mehr
>> und mehr an. Nicht nur, dass sie einmal getätigte Anlagen laufen lassen,
>> sie schließen immer neue Geldanalagen ab.
>>
>>
>>
>> Fakt ist: 550 Mrd. Euro jährlich sind Vermögenseinkommen aus Zinsen, 420
>> Mrd. aus Renditen (Aktien & Co) + sonstige = 1.030 Mrd. Euro jährlich. Das
>> wären 12.875 Euro jährlich pro Bürger (inkl. Rentner & Kinder). Praktisch
>> haben die einkommensmäßig gesehen unteren 80% nahezu keinen Anteil daran
>> (wieviel hat Du pro Jahr (als Informatiker gehörst Du vermutlich zu den
>> Top 40%)? Deine Freunde?), die oberen 10% in Deutschland ca. 60% Anteil
>> daran, in den USA haben die oberen 1% 60% Anteil daran.
>>
>>
>>
>> Christoph
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>> Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
>> [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de]
>> Im Auftrag von tobego
>> Gesendet: Freitag, 10. Februar 2012 23:12
>> An: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme
>>
>>
>>
>>
>>
>> Am 09.02.12 22:28, schrieb Heinz-Ulrich Eisner:
>>
>> Am 09.02.2012 22:12, schrieb Nicolai Haehnle:
>>
>>
>>
>>
>> Deswegen unterstütze ich auch Zinsen - denn es hat noch niemand einen
>> Vorschlag gebracht, wie Kreditvergabe ohne Zinsen funktionieren
>> könnte.
>>
>> Den Vorschlag gibt es schon ewig lang: du mußt nur Geldhaltung mit Kosten
>> belasten.
>>
>> der Negativzins, Schwundgeld und co ist das gleiche in Grün - wie du es
>> nennst oder ob du vorher oder nachher zahlst = zins
>> lg
>> t
>
>




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang