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Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
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Re: [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige
Chronologisch Thread
- From: Karl Karam <karlkaram AT hotmail.de>
- To: <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige
- Date: Sun, 8 Apr 2012 16:22:19 +0200
- Importance: Normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Danke für die Links, der Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung ist nicht
datiert, aber wohl nicht neu!?
Die Richtlinien zur Diamorphinvergabe werden gegenwärtig überarbeitet. Ein
Mitglied von JES-Vision sitzt
als Patientenvertreter (ohne Stimmrecht) mit im GBA. Die Vorschrift mit den
drei ärztlichen Vollzeitstellen ist quasi schon
gestrichen (also offiziell erst nächsten Monat bzw. bei Inkrafttreten). Sonst
wird sich wahrscheinlich nicht viel ändern, evtl. wird noch
die vorgeschriebene Besetzungszeit der Ambulanz (unabhängig von den
Öffnungszeiten) von gegenwärtig 12 Stunden täglich reduziert oder gestrichen
(hoffentlich wenigstens das).
Viel helfen wird das nicht - nach dem TAZ-Artikel immerhin in Berlin und für
die Anfangsphase einer Ambulanz - aber wie will man eine 365-Tage-Ambulanz
eigentlich mit weniger als drei Ärzten im Betrieb halten, also ohne die Ärzte
dort anzuketten? (Gegen Urlaub und krank werden können sie ja Diamorphin
nehmen - Ironie off).
Um die hohen Sicherheitsstandards - geschätzte Kosten pro Ambulanz ca. 100
000 Euro - kommen wir erstmal nicht herum, darauf hat der GBA auch keinen
Einfluss. Natürlich hast Du Recht damit, diese und andere Vorschriften zu
streichen bzw. zu entschärfen. Diamorphin vom Hausarzt auf Rezept ist die von
mir favorisierte (und billigste) Lösung. Aber Heroin-Abhängige können im
Gegensatz zu Politikern nicht darauf warten, dass sich da was tut. Sie
brauchen Diamorphin sofort - oder besser gesagt schon gestern. Da geht es mit
jedem verlorenen Tag ganz konkret um Gesundheit, Leben und Tod, was Du
natürlich weißt.
Und hier setzt meine Kritik an den "Drogenhilfen" und Kommunen an. Die haben
für alles Geld: für Schwarze Scherrifs und illegale Videoüberwachung auf der
Drogenszene, den ganzen inzw. unüberschaubaren Hilfs- und Methodenapparat,
lebensrettende Seminare ("Genderproblematik im Drogenbereich"), Studien und
Forschungsprojekte über " In-Take-Gespräche", "Motivational Interviewing als
Stand-alone-Behandlung" oder "non-treatment-seeking population", die
Pippi-Labore etc. pp., am ganzen Kontroll- und Reparaturbetrieb rund um die
Drogenszenen incl. PSB will man keine Abstriche machen, als seien die
Drogenhilfe der eigentliche Selbstzweck und nicht das Wohl der Patienten. Es
wäre machbar, hier Mittel umzuschichten und Morgen schon Vergabestellen zu
eröffnen. Hier geht es offensichtlich um Besitzstandswahrung in verschiedenen
Bereichen, auf Kosten der Abhängigen.
Auch die Entgiftungen und Therapien, die mancher Süchtige zu Dutzenden von
Innen kennt, hätten bei einer flächendeckenden Diamorphin-Vergabe
wahrscheinlich weniger Patientenzahlen.
Die Drogenhilfen bestreiten sogar in vielen Kommunen, dass es überhaupt einen
Bedarf an Heroinvergabe gibt.
Die GBU-Richtlinien und Sicherheitsvorschriften sind zweifellos ein Problem,
dass es zu lösen gilt, aber das Problem sitzt nach meiner Wahrnehmung noch
etwas tiefer. Die Diamorphin-Vergabe wird in vielen Kommunen und
lokalen/regionalen Drogenhilfen schlichtweg abgelehnt bzw. ihr Bedarf
wahrheitswidrig bestritten.
Ahoi,
Karl Micha
> Date: Sun, 8 Apr 2012 12:10:09 +0200
> From: max.plenert AT hanfverband.de
> To: ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
> Subject: Re: [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe
> an Schwerstabhängige
>
> Am 08.04.2012 11:20, schrieb Karl Karam:
> >
> > An den skandalös hohen Sicherheitsanforderungen kann der GBA meines
> > Wissens gar nichts ändern.
>
> siehe auch http://www.taz.de/!81313/ und
> http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=33201 bzw.
>
> GBA-Richtlinien zur Diamorphin-Abgabe ernten Widerspruch
> http://www.vision-ev.de/2010/05/11/gba-richtlinien-zur-diamorphin-abgabe-ernten-widerspruch/
>
> Statt sie zu fördern werde eine Ausweitung der diamorphingestützten
> Behandlung
> Schwerstabhängiger durch die neuen Richtlinien der gesetzlichen
> Krankenkassen
> erschwert oder gar verhindert. Diese Befürchtung äußert der
> JES-Bundesverband
> gegenüber der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans.
> Dyckmans selbst hatte sich kritisch zu den Richtlinien des Gemeinsame
> Bundesausschusses (GBA) geäußert.
>
> JES – das Kürzel steht für „Junkies und ehemalige Substituierende“ –
> versteht
> sich als Interessenvertretung drogengebrauchender Menschen. Matthias Häde
> vom
> JES-Vorstand bemängelt die Ansprüche, die der GBA formuliert habe: „Eine
> permanente Anwesenheit eines Arztes während der 12-stündigen Öffnungszeit
> sowie
> drei ärztliche Vollzeitstellen zur Bedingung für die Behandlung mit
> Diamorphin
> zu machen, ist fachlich schlicht nicht nachvollziehbar und wird viele kleine
> Einrichtungen vor Probleme stellen.“ Der GBA ist zuständig für die
> Richtlinien,
> nach denen die Krankenkassen medizinische Regelleistungen übernehmen.
> Die GBA-Leitlinien seien restriktiver als die Gesetzesvorschriften, die der
> Bundestag im Mai des vorigen Jahres verabschiedet habe, kritisiert mit Marco
> Jesse ein weiteres JES-Vorstandsmitglied. Gleiches habe es vor einigen
> Jahren
> bereits bei den Richtlinien für die Methadon-Substitution gegeben. Die
> damalige
> Drogenbeauftragte habe diese Regelungen sogar außer Kraft setzen lassen.
>
> Geteilt wird die Kritik des JES auch vom Bundesverband der Eltern und
> Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V.. Die hohen Auflagen an die
> Diamorphin-Abgabestellen würden eine wohnortnahe Versorgung Schwerstkranker
> unmöglich machen. Gleichermaßen kritisch sieht auch die Deutsche AIDS-Hilfe
> das
> GBA-Vorgehen. Hier wird besonders noch darauf verwiesen, dass
> Diamorphin-Substitution in Einzelfällen auch den Schutz vor HIV oder
> Hepatitis C
> bedeuten kann.
>
> Quellen:
>
> Pressemitteilung der Deutschen AIDS-Hilfe, 22. März 2010
> pm_dah20zur20diamorphingestuetzen20substitution_220310
>
> Pressemitteilung des JES-Bundesverbandes jes_pm_diamorphin_21032010
>
> Offener Brief von Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende
> Drogenarbeit e.V. an Mechthild Dyckmans brief_an_dyckmans_040410
> --
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> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-drogen
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- Re: [Drogenpolitik] [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige, Bestenfalls, 11.04.2012
- Re: [Drogenpolitik] [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige, Till Uhlmann, 11.04.2012
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