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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige


Chronologisch Thread 
  • From: Karl Karam <karlkaram AT hotmail.de>
  • To: <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] FW: Zukunftsdialog der Kanzlerin - Heroinvergabe an Schwerstabhängige
  • Date: Sun, 8 Apr 2012 20:11:54 +0200
  • Importance: Normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>





Michael Demus schrieb 8. April 2012 17:31:
>
> Deshalb haben wir im NRW-Wahlprogramm gefordert:
> "Das Land soll die Einrichtung entsprechend gesicherter Arztpraxen und
> Ambulanzen unterstützen."
>
> Das allein wird nicht genügen fürchte ich. Also brauchen wir Ideen.
> Gemeinschaftspraxen vielleicht? Wie könnte die Bildung einer solchen
> gefördert werden? Andere Ideen?
>
> LG
> Micha
>------------------------------------------------------------------

Gute Frage!! Die Forderung im Wahlprogramm überliest sich leicht, sie ist
natürlich korrekt aber zu wenig konkret.

Kann man Landesvergabestellen fordern? Die Länder betreiben schließlich auch
Kliniken, warum also keine Ambulanzen?
Auch wären sie in einer viel stärkeren Position als z.B. eine kleine
Gemeinschaftspraxis, wenn es darum ginge, die beschleunigte Kostenübernahme
durch die Krankenkassen einzufordern. Außerdem verfügen sie mit einigen
Landeskliniken bereits über geeignete Einrichtungen, deren Umbau-Bedarf sich
in Grenzen halten ließe.

Kann das Land den Kommunen logistische Unterstützung "anbieten" (androhen,
aufzwingen), wenn die sich offensichtlich als unfähig/unwillig erweisen,
Ambulanzen einzurichten?

Findet sich endlich mal ein Anwalt, der bereit ist, eine Musterklage für
einen betroffenen Abhängigen auf Diamorphin-Vergabe zu führen? Meine
Versuche, einen solchen Anwalt zu finden, sind bisher alle gescheitert (Thema
sei "zu speziell").

Sind mobile Vergabestellen denkbar, also mit Bussen, Krankenwagen o.ä., um
auch die Versorgung auf dem Land sicher zu stellen, ohne dort teure
Vergabestellen einrichten zu müssen? So ein mobiler Dienst könnte mehrere
Ambulanzen ersetzen.
Oder ähnlich: Können die entsprechenden Ärzte evtl. regelmäßige Hausbesuche
machen, um Diamorphin zu vergeben?

Es muss DRINGEND gefordert werden, dass die bestehenden Ambulanzen -
zumindest vorübergehend - auch auswärtige Patienten aufnehmen und versorgen.
Das tun sie nämlich zur Zeit prinzipiell NICHT. Wer z.B. in Dormagen wohnt,
hat keine Chance, in Köln ins Diamorphin-Programm zu kommen, er muss nach den
Vergabestatuten sogar mindestens ein Jahr in Köln gemeldet sein. Jeder
Abhängige, der bereit ist zu pendeln, sollte die Garantie auf einen
Vergabeplatz bekommen. (Die Fahrkosten zur Substitution sind bereits länger
positiv entschieden, müssen also übernommen werden).

Mittel- bis langfristig sollte natürlich jeder Arzt - oder zumindest jeder
substituierende Arzt - Diamorphin vergeben können.
[Anmerkung dazu: Substituierende Ärzte sind KEINE Fachärzte für Drogen, sie
lassen sich aber oft gerne so nennen, weil sie ein paar Wochenendseminare zum
Thema belegt haben. Sie sind Dilettanten und haben vom Thema oft weniger
Ahnung als der erstbeste Junkie am Bahnhof (es gibt entsprechende,
erschreckende Studien von Indro e.V.). Thematisieren sollte man auch die
Entmündigung gestandener Mediziner, denen man verweigert, Süchtige zu
behandeln. Es gibt in Deutschland keine Facharzt-Ausbildung für Drogen. Ein
Hausarzt darf JEDE Krankheit behandeln, nur Heroinsucht nicht - was ist daran
eigentlich logisch?]

Die sog. Entgiftungen in geschlossenen Psychiatrien sind flächendeckend
vorhanden und verfügen bereits weitgehend über die geforderten
Sicherheits-Standards. Warum können die eigentlich nicht die
Diamorphin-Versorgung teilweise übernehmen? Dann hätten die auch ihre Job-
und Bestandsgarantie, um die es ihnen offenbar in erster Linie sowieso viel
mehr geht als um die Abhängigen. Bei geregelter Diamorphin-Vergabe müsste
nicht mehr jeder Junkie mehrmals im Jahr aus blanker Not (oder Zwang) in eine
Entgiftung. Die frei werdenden Kapazitäten dort wären also ideal nutzbar.

In jedem Altenheim werden ebenso hochpotente Betäubungsmittel aufbewahrt.
Werden die nun auch alle in Hochsicherheitstrakte umgebaut?


Ist davon was brauchbar? Ich werd weiter drüber nachdenken.

Gruß,
Karl Micha






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