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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Verkehrspolitik und Fahrrad

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Verkehrspolitik und Fahrrad


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Weinert <thomas AT weinert.info>
  • To: a.jaeger AT nexgo.de, Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Verkehrspolitik und Fahrrad
  • Date: Sat, 21 Apr 2012 11:54:53 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Hoi

2012/4/21 Andreas Jäger <a.jae AT arcor.de>:
> Hallo,
> einiges von Deinen Ausführungen kann ich so nicht stehen lassen, obwohl ich
> selber viel und gerne Rad fahre.
>
> Gruß Andreas
>
> Am 20.04.2012 22:02, schrieb glx:
>
>>
>> Val schrieb:
>>>
>>> Wichtige Ansatzpunkte zu Fahrrad-Positionen wäre IMHO z.B. die
>>> vollständige Aufhebung der Radwege-Benutzungspflicht, die in der heutigen
>>> Form nur dazu dient, den MIV von Fahrrädern auf der Fahrbahn zu befreien.
>>
>>
>> Definitiv, in Berlin starben ja auch 6 von 11 Radlern an sogenannten
>> Rechtsabbiegerunfällen, diese werden durch Radwege verursacht...
>
> Diese werden nicht durch Radwege verursacht, sondern durch unaufmerksame
> Verkehrsteilnehmer.

Beides - du kannst dir den Fahrradweg als zusätzliche Geradeausspur
neben den Rechtsabiegern vorstellen. Dazu kommt die Häufung von
Konfliktfällen durch Einfahrten etc. Es wird dem Autofahrer mit seinem
ohnehin eingeschränkten Sichtfeld noch extra schwer gemacht.

> Ich hatte bisher erst einmal eine kritische Situation
> mit einen rechts abbiegenden Auto und da war ich ganz normal auf der Straße
> unterwegs und wurde von diesem Auto gerade vor dem Abbiegen in eine
> Parklücke überholt.

Das Risiko für einen geradeaus fahrenden Fahrradfahrer ist auf dem
Radweg statistisch ca. um den Faktor 4 höher. Ähnlich hoch wie für den
Linksabbieger auf der Fahrbahn. Es besteht hier eine große Diskrepanz
zwischen gefühlter und tatsächlicher Sicherheit.

> Ansonsten weiß ich als Radfahrer, dass ich möglicherweise von Autos schlecht
> gesehen werde, wenn sich der Radweg hinter parkenden Autos befindet und
> achte selber auf rechtswidrig abbiegende Autos. Hier wäre eher vorzuziehen,
> dass 50 m vor Einmündungen das Halten und Parken verboten wird.

Natürlich muss man selbst auch darauf achten, aber das enthebt den
Autofahrer ja nicht von seiner Pflicht. Du musst auch bedenken das
dies alles für den regelkonformen Hochbordradweg gilt. Viele erfüllen
die Anforderungen gar nicht welche in den Verwaltungsvorschriften
angegeben sind (ERA 2010).

Derzeit ist der Abstand 5 Meter und wird häufig nicht eingehalten.
Parkplätze abbauen ist ein ganz heißes Eisen. DAS wäre
Radverkehrsförderung und würde auch die Aufenthaltsqualität erhöhen.

> Nochmals: Mir persönlich ist es viel lieber, ungestört auf dem Radweg zu
> fahren als ständig von genervten Autofahrern ohne ausreichenden seitlichen
> Abstand überholt zu werden. Radfahrspuren sind auch nicht überall
> einrichtbar.

Auf dem Radweg hast du Fußgänger, Kinderwagen, Masten, Mülleimer,
Zeitungsboxen, ... Grob gesagt - viel mehr Hindernisse mit weniger
Ausweichmöglichkeiten.

Grundsätzlich sollte eine Straße auf der Hochbordradweg Platz hat,
auch breit genug für Radstreifen sein. Es ist der gleiche Platzbedarf
nur halt auf der Fahrbahn.

Interessanterweise verstärken sie jedoch eher das Problem des
Überholabstandes. Die Linien erzeugen wohl ein "bis dahin darf ich"
Gefühl.

Warum suchst du eigentlich die Schuld bei dir, wenn sich Autofahrer
nicht an die Regeln halten und zu nah überholen?

> Wo steht, dass Spikes beim Fahrrad legal sind? Außerdem gibt es im Winder
> eher ein anderes Problem und das sind vereiste Spuren im Schnee und dahelfen
> auch keine Spikes, das ist wie Fahren in einer Straßenbahnschiene.

Es gibt kein Verbot. :-) Das Spikesverbot für KFZ ergibt sich aus
StVZO §36 Absatz 1 "Reifen oder andere Laufflächen dürfen keine
Unebenheiten haben, die eine feste Fahrbahn beschädigen können...".

Das ist auf Grund des Gewichtes mit einem Fahrrad nicht gegeben.

Im übrigen hast du hier wieder ein Argument gegen getrennte Radwege,
es ist viel einfacher den Radstreifen mit zu räumen als dies vom
Hauseigentümer für den Radweg zu erwarten.

>> Was spricht dagegen?
>> In meinen Hänger kann ich locker 2 Supermärkte ansteuern, ein gehäufter
>> Einkaufswagen passt auf jeden Fall rein. Und mehr kaufen die meisten
>> Autofahrer auch nicht ein...
>>
> Beim Einkauf für eine vierköpfige Familie ist selbst der Kofferraum eines
> Kompaktautos manchmal zu klein. Hier fehlen einfach die kleinen Läden direkt
> um die Ecke, das Autoproblem kommt doch nur durch die Konzentration des
> Handels in großen Supermärkten.

Dies ist teils richtig. Fahrradfahrer kaufen üblicherweise weniger,
aber dafür häufiger ein. Allerdings ist die Zentralisierung des
Handels auch eine Folge des MIV. Es befeuert sich gegenseitig. Die
Wege werden weiter, der Zweck bleibt gleich, der Zeitbedarf auch.

>> VerkehrspiratHamm schrieb:
>>>
>>> zur Arbeit
>>
>> Was spricht dagegen?
>> Ich fahre jeden Tag mit den Rad zur Arbeit und mir kommen dabei genügend
>> Leute entgegen die ganz offensichtlich das selbe tun, bei jeden Wetter und
>> bei jeder Jahreszeit...
>>
> Bei 25 km Weg zur Arbeit ist das für normale Radfahrer schon eine sportliche
> Höchstleistung, wie soll dann noch die Arbeit ordentlich erledigt werden?

Eine Höchstleistung ist dies nicht, 25km sind selbst bei gemütlichen
15 km/h keine 2 Stunden. Außerdem baut es Stresshormone ab und bringt
den Kreislauf in Schwung. Für eine Einzelstrecke wäre mir persönlich
allerdings derzeit auch zu viel und ich würde wohl mit ÖPNV
kombinieren. Ich habe einen Kollegen mit 10km Einzelstrecke, der das
Fahrrad nutzt.

> Abgesehen von den Kosten, wo kann ich in einem normalen Mietshaus alle diese
> Fahrzeuge Abstellen? Schon die sichere Unterbringung von mehreren Fahrrädern
> für die Familie ist oft schwierig.

Ja, da muss etwas getan werden. Konzepte gibt es, aber an der
Umsetzung hapert es.

>> Daher brauchen wir Innerorts dringend Tempo 30 um die
>> diferenzialgeschwindigkeit gegen 0 gehen zu lassen. Außerorts sind nach VwV
>> StVO
>> http://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_26012001_S3236420014.htm
>> (§41, Zeichen 274, Satz 4) ohne Radverkehrsanlage 70km/h angebracht, da ist
>> ja auch die Sicht viel besser.
>
> Wenn ich mit dem Fahrrad auf einer zweispurigen Durchgangsstraße 20 km/h
> fahre, wird mich bei 30 km/h Höchstgeschwindigkeit im Berufsverkehr kein
> Auto überholen können da die Differenzgeschwindigkeit zu klein ist. Also
> dann doch lieber 15 km/h für alle? Das kann nicht der Weg sein.

Da ist noch die zweite Fahrspur. Auf der gleichen Fahrspur kann man
ein Fahrrad gar nicht sauber überholen, der Sicherheitsabstand von
1,50 ist nicht einhaltbar.
Es geht dabei darum die Standardgeschwindigkeit zu ändern und dann
gezielt höhere Freigaben für Durchgangsstraßen zu erlauben, welche die
entsprechende Infrastruktur aufweisen.

Tempo-30-Zonen unterliegen relativ starren Regelungen.

> Falträder sind nicht immer eine Alternative, außerdem müssen sie bei den
> o.g. Bedingungen immer zusammengefaltet sein und wegen 2 Stationen S-Bahn
> diese Prozedur?

Ich hab 2 verschiedene Falträder. Bei dem einen brauche ich 15 beim
anderen 3 Sekunden.

> Außerdem gibt es Personen, die auf Grund ihrer Größe und
> ihres Gewichtes kein Faltrad bekommen.

Es wird teurer, aber möglich ist es sehr wohl. (Bernds, Bike Friday)

> Wichtiger wäre es, dass:
>
>  * es P+R-Stationen mit *_sicherer_* Fahrradaufbewahrung gibt

Ja das ist eine gute Variante.

>  * ausreichend Plätze für die Mitnahme von Fahrrädern, auch im
>   Fernverkehr und auch während der Spitzenzeiten im Nahverkehr,
>   vorhanden sind. Ein Verkehrsmittel, wo das nicht gewährleistet ist,
>   ist doch eigentlich schon überfüllt und es wären längere Züge oder
>   kürzere Taktzeiten erforderlich.

Ja das wäre toll, aber die Realität sieht anders aus. Dazu wäre ein
massiver Ausbau des ÖPNV notwendig. Der steht ja schon im Programm.
oder? :-)

Gruß
Thomas




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