kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: KoPo-Koordination
Listenarchiv
- From: Ulrich <ulrics AT gmx.de>
- To: KoPo-Koordination <kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV
- Date: Mon, 26 Sep 2011 20:32:47 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/kommunalpolitik>
- List-id: KoPo-Koordination <kommunalpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Andreas,
danke für den Text.
Berlin wäre ein guter Vergleich. Zu Templin soll es auch eine Rechnung geben, welche ich bisher aber leider nicht finden konnte. Die von mir probierten Links dazu auf der Seite AG Bau und Verkehr ( http://wiki.piratenpartei.de/AG_Bauen_und_Verkehr/Kostenloser_%C3%B6ffentlicher_Nahverkehr ) funzen leider nicht bzw. die Seiten gibt es nicht mehr.
Vielleicht hat da noch jemand das Konzept auf der Festplatte.
VG
ulrics
Am 23.09.2011 13:43, schrieb Andreas Rohrmann:
Ahoi Ulrich.
ich hätte mal eine Frage, wer würde sich in der Lage fühlen aus den hier
geposteten Ansätzen einen Artikel zusammenzuschreiben?
Am Besten untermauert mit ein paar Zahlen aus Beispielstädten.
Wir vom Kompass würden gerne einen Artikel zum kostenlosen ÖPNV bringen
für die nächste Ausgabe.
Umfang 4000 - 12 000 Zeichen inkl. Leerzeichen.
Abgabe in den nächsten 2 Wochen.
Ich war mal kreativ und habe einen Vorschlag geschrieben.
Macht was draus :-)
Ich habe den Hinweis der Piraten Hameln aufgegriffen und deren "Konzept"
mit angehängt. Es passt so fast 1:1 in den Artikel.
Cool wäre, wenn die Berliner (wenn vorhanden) auch so eine Zusammenfassung
liefern könnten. Denn Berlin ist da sicherlich noch ein richtiges Extrem,
was die Kosten für einen Vergleich bedeuten.
Greetz Andreas70
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ÖPNV für die Nutzer kostenlos?
Immer wieder wird darüber gesprochen, nur wenige Kommunen oder Kreise
können sich mit so einem Konzept anfreunden. Weniger Autos, dafür Busse?
Und das zum Nulltarif?
Zumindest wäre es ein innovativer Weg für Deutschland die CO2-Emmissionen
im individuellen Verkehr massiv zu reduzieren. Es wäre ein "Rezept" für
lebendige Innenstädte. Denn die breiten Straßen in den Großstädten
schneiden sich für die Metallkarossen wie Messerschnitte ins Fleisch - sie
beschneiden die Freiheit der Menschen und verdrecken die Innenstädte. Aber
auch auf dem Lande sind Straßen mit dem Individualverkehr ein großes
Problem für Mensch und Natur.
Reduziert man die ÖPNV allein auf die Kosten, so muss man auch dies auf
den individuellen Verkehr ebenso. Was kostet und der Verkehr mit Autos,
SUV...? Wie groß sind die jährlichen Aufwände für die Straßensanierung?
Was für eine Platzverschwendung durch Parkflächen und was kostet die
Bereitstellung von Parkplätzen? Wie viel Mittel stecken die Kommunen und
Kreise in den Unterhalt von Signalanlage? Wieviel volkswirtschafltichen
Schaden richtet der Individualverkehr durch Unfälle an?
Heute verursachen die Fahrzeuge erhebliche Kosten. Die Kommunen, die
Kreise, die Länder und der Staat haben einen erheblichen Kostenanteil an
dem Individualverkehr.
Wie wäre es, man würde alle diese Kosten zusammentragen und direkt mit den
Kosten des ÖPNV vergleichen?
Leider gibt es derzeit keine ausreichende Kostentransparenz, um diesen
Vergleich qualifiziert zu führen.
Mit Bus und Bahn wäre noch immer ein Netz aus Straßen und Schienen
vorhanden. Doch wäre dies nicht so stark belastet, als wenn ungehemmt
Fahrzeuge individuell "rumgurken".
Es gibt viele Initiative, die sich in dieser Richtung seit Jahren
einsetzen, so wie die "Transition Town Bielefeld". Oder es gibt Kommunen,
die haben den Schritt gewagt und das mit großem Erfolg: die belgische
Stadt Hasselt ist ein Vorzeigemoddel. Es lohnt sich der Besuch von
Hasselt, bei dem man intensiv das Konzept erleben und sich mit den
Hintergründen eines visionären Verkehrskonzeptes auseinandergesetzt kann.
Hasselt probiert seit 1997 aus, was passiert, wenn Autos weitestgehend aus
der Innenstadt verbannt werden und dafür viele kostenlose Busse fahren. Es
wurden Busspuren und Grünstreifen eingerichtet und somit die
Feinstaub-Belastung erheblich gesenkt. Die Zahl der Fahrgäste im
öffentlichen Personennahverkehr ist um das Vierzehnfache gestiegen.
Hasselt will das Konzept weiter ausbauen. Das zeigt, dass es keine
Illusion ist.
Der Klimawandel zwingt uns alle über kurz oder lang, neue Wege wie Hasselt
zu gehen! Es wäre zu hoffen, dass das belgische Verkehrskonzept auch in
Deutschland Schule macht.
Die Piraten in Hameln (Niedersachsen) haben sich ebenso mit Hasselt und
dem kostenlosen ÖPNV auseinandergesetzt und das Modell auf die
Kreishauptstadt übertragen:
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In der Hamelner Tagespresse stand, dass laut Geschäftsführer Carsten Busse
etwa 7 bis 8 Millionen Euro im Landkreis durch den Fahrkartenverkauf
eingenommen werden. Dort stand auch, dass wir das Ganze über Steuern
finanzieren wollten, was nicht zu Hundert Prozent richtig ist, aber
belassen wir es erstmal dabei.
Es stehen also der Einfachheit halber 7,5 Millionen Euro im Raum. Wir
haben im Landkreis Hameln-Pyrmont ca. 125.000 Wahlberechtigte. Wollten wir
das also über eine Abgabe finanzieren, müsste jeder Wahlberechtigte 60,- €
pro Jahr bzw. 5,- € pro Monat aufwenden.
Nun ist nicht jeder Wahlberechtigte auch zugleich erwerbstätig, gehen wir
also nur mal von denen aus, die derzeit einer Beschäftigung nachgehen. Das
sind im Landkreis etwa 70.000 Menschen. Teilen wir die 7,5 Millionen auf
diese Gruppe auf, so fällt auf jeden eine Abgabenlast von 8,93 € im Monat.
Für knapp neun Euro im Monat könnten also alle Menschen, ob jung, ob alt,
Schüler, Rentner, Manager oder Angestellter einfach so in jeden Bus
einsteigen. Keine Monatskarten mehr, kein Anstehen am Buseingang, einfach
so. Das klingt doch erstmal gar nicht so schlecht.
Aber es wird noch besser.
Wir haben allein in Hameln ca. 12.000 sogenannte Einpendler, also
Beschäftigte, die in Hameln arbeiten, aber nicht hier wohnen. Nehmen wir
mal ganz zurückhaltend an, dass nur ein Viertel davon jeden Tag mit dem
Auto anreist und dann auf ein Park&Ride-System für 1,- € pro Tag umsteigt,
das selbstverständlich auch von Tagestouristen genutzt werden könnte.
Dadurch ließen sich etwa 800.000 € zusätzlich einnehmen, was zu einer
verbleibenden monatlichen Abgabenlast von 7,98 € führen würde,
wohlgemerkt, nur von den Erwerbstätigen, bei allen Wahlberechtigten sind
wir jetzt nur noch bei 4,47 € im Monat.
Und es gibt weitere Finanzierungsmöglichkeiten:
So sind die Parkplatzgebühren in Hameln im Vergleich zu anderen Städten
extrem niedrig, derzeit 80 Cent für die erste Stunde. Das ist für
Autofahrer natürlich sehr angenehm, aber wir wollen ja Autofahrer zu
Busfahrgästen machen.
Vergleichbare Städte haben Einnahmen aus Parkgebühren von ca. 800.000 €
pro Jahr bei einer ähnlichen Tarifstruktur. Erhöhen wir also die Einnahmen
aus Parkgebühren, was immerhin nur noch diejenigen trifft, die nun trotz
allem immer noch nicht mit dem Bus fahren wollen, um 50%, also um 400.000
€. Dann sind wir bei einer Abgabenlast von 7,50 € pro Monat für jeden
Erwerbstätigen. Bei allen Wahlberechtigten sind wir bei 4,20 €.
Angesichts der Tatsache, dass erwerbstätige Eltern für ihre Kinder bereits
jetzt Busfahrkarten kaufen und sowohl Rentner als auch andere
Nichterwerbstätige auch jetzt schon einen Teil ihres verfügbaren
Einkommens für den ÖPNV ausgeben, weil sie sich gar kein Auto leisten
können, ist davon auszugehen, dass sich die durchschnittliche Abgabenlast
dann irgendwo zwischen fünf und sechs Euro einpegeln wird.
Und dabei sind einige Aspekte noch gar nicht berücksichtigt:
* Die großen Arbeitgeber in Hameln wenden derzeit viel Mühe und somit
finanzielle Mittel auf, um ihren Mitarbeitern Parkplätze zur Verfügung
zu stellen. Diese Unternehmen könnten sich an der Finanzierung des ÖPNV
beteiligen.
* Hasselt hat seine Fahrgastzahlen verdreizehnfacht. Mit höheren
Fahrgastzahlen ließen sich aber auch höhere Einnahmen durch Werbung in
und an Bussen erzielen.
Auf der anderen Seite würden Kosten entfallen, die ausschließlich durch
den Fahrscheinverkauf entstehen:
* Herstellungskosten der Einzeltickets/Monatskarten
* Komplette Vertriebsstruktur
* Verwaltungskosten für Abos
* Aufstellung und Energiekosten für Ticketautomaten
* Kosten für die Kontrolle der Tickets
* Provisionen für Wiederverkäufer
Und wir haben bisher nur über Geld gesprochen.
Nicht berücksichtigt wurde bisher:
* der Aspekt der verbesserten Lebensqualität
* Belebung des Einzelhandels
* die Verringerung von Unfällen
* die neuen Möglichkeiten zur Fahrspurverkleinerung, um Radwege zu
schaffen (z.B. auf der Deisterallee)
* die reduzierten Instandhaltungskosten für Straßen
* der Wegfall des Verkehrs, der nur für die Parkplatzsuche anfällt
* die bessere CO2-Bilanz
* die Verringerung von Feinstaubemission
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- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, (fortgesetzt)
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Jan, 21.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Klaus Hammer, 21.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Florens Dölschner, 21.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Ulrich, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Andreas Rohrmann, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Torben Friedrich, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Ulrich, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Andreas Rohrmann, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Andreas Rohrmann, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Eiself (Frank Grenda), 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Markus Bloch, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Ulrich, 26.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Thomas Gaul, 26.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Andreas Rohrmann, 26.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Markus Bloch, 26.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Ulrich, 23.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Florens Dölschner, 21.09.2011
- Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV, Klaus Hammer, 21.09.2011
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