kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: KoPo-Koordination
Listenarchiv
- From: Florens Dölschner <piraten.florens AT doelschner.de>
- To: KoPo-Koordination <kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Kommunalpolitik] Konstenloser ÖPNV
- Date: Wed, 21 Sep 2011 12:01:32 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/kommunalpolitik>
- List-id: KoPo-Koordination <kommunalpolitik.lists.piratenpartei.de>
Du vergisst eine Sache, die Ticketschalter verkaufen ja nicht nur Tickets, sondern helfen beispielsweise auch, die richtige Route zu finden.
Am 21. September 2011 11:36 schrieb Klaus Hammer <piratenpartei AT hv-kh.de>:
Hallo,
ich glaube, bei der ganzen Diskussion um "kostenlosen" ÖPNV werden an einigen Stellen immer noch die gleichen Dinge vergessen.
Die Finanzierung des ÖPNV ruht derzeit auf 2 Sockeln:
- Einnahmen aus dem Ticketverkauf
- Staatliche Zuschüsse.
Hierbei wird leider außer Acht gelassen, dass Einnahmen NICHT gleich Gewinne sind. (Dazu gleich unten mehr)
Bei den Ausgaben werden alle Ausgaben zusammengerechnet dagegen gestellt. Dadurch werden die Ausgaben, welche durch den Ticketverkauf erst entstehen zu gleichberechtigten Kosten neben z.B. Den Unterhaltskosten für Busse/Bahnen...
Wenn man einen Kostenlosen ÖPNV Betrachtet, muss man allerdings diese Kosten voneinander trennen.
Also ALLE Kosten, die durch den Ticketverkauf entstehen. Das sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Herstellungskosten der Einzeltickets/Monatskarten
- Komplette Vertriebsstruktur (Mitarbeiter, Verkaufsstellen)
- Verwaltungskosten für ABOs (Mitarbeiter, Mahnungsstelle, etc.)
- Aufstellung und Energiekosten für Ticketautomaten (Im Freifeld und Bus/Bahn)
- Kosten für die Kontrolle der Tickets. (Mitarbeiter, Geräte, Mahnkosten, Eintreiben von Geldern f.d. Schwarzfahren, etc.)
-Provisionen für Wiederverkäufer (Lottobuden etc.)
Von den Einnahmen muss man also die o.g. Punkte abziehen.
Rechenbeispiel:
Staatliche Zuschüsse: 200 Mio EUR
Einnahmen durch Tickets: 200 Mio EUR
Kosten durch Ticketverkauf 190 Mio EUR
Gewinn durch Ticketverkauf 10 Mio EUR
Summe: 210 Mio EUR stehen dem ÖPNV zur Verfügung.
In diesem Fall würde durch die Abschaffung des Tickets lediglich ein kleiner Teil zusätzlich finanziert werden müssen.
Unter Umständen kann es sogar zu negativen "Gewinnen" aus dem Ticketverkauf kommen. Dann sieht die Beispielrechung etwa so aus:
Rechenbeispiel:
Staatliche Zuschüsse: 200 Mio EUR
Einnahmen durch Tickets: 200 Mio EUR
Kosten durch Ticketverkauf 210 Mio EUR
Gewinn durch Ticketverkauf -10 Mio EUR
Summe: 190 Mio EUR stehen dem ÖPNV zur Verfügung.
Dann spart man sogar noch Geld wenn es keine Tickets mehr gibt.
Diese Rechenbeispiele müssen natürlich durch wirkliche Zahlen ergänzt werden. Daher haben die Berliner Piraten jetzt die Möglichkeit z.B. an diese Informationen zu kommen. Dann kann man sowas konkret für Berlin durchrechnen.
Wie bereits ganz oben geschrieben, ist das Hauptproblem, dass die Infrastruktur für den Ticketverkauf nicht separat als eigenen Kosten aufgeführt werden, sondern dass diese quasi zu den "natürlichen" Kosten des ÖPNV gezählt werden.
Bei den Betrachtungen oben fällt natürlich auf, dass eine Menge Personalkosten in der Berechnung auftauchen. Diese Arbeitsplätze sind natürlich durch einen Fahrscheinlosen ÖPNV bedroht.
Da der ÖPNV auch weiterhin bezahlt werden muss, (Fahrzeuge, Fahrer, Technik) würde ich mir wünschen, dass nicht mehr vom Kostenlosen sondern vom Fahrscheinlosen ÖPNV gesprochen wird. Denn die Kosten sollen von der Allgemeinheit getragen werden.
--
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Hammer
Piratenpartei Deutschland
Landesverband NRW
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