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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] Todesursachenstatistik

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] Todesursachenstatistik


Chronologisch Thread 
  • From: Heiko Humbert <heiko.humbert AT gmx.de>
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Todesursachenstatistik
  • Date: Thu, 19 Dec 2013 11:22:23 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Timur Beygo:

> Hallo.
>
> Ich sehe es etwas anders. Zu deinem ersten Argument der Vereitelung
> von Straftaten mit Schusswaffen durch eine bewaffnete Bevölkerung ist
> bei diesen niedrigen Fallzahlen scheint nicht relevant.

Kommt drauf an. Es könnten durchaus gewalttätige Übergriffe verhindert
werden. Daß die Fallzahlen niedrig sind, ist jetzt nicht unbedingt ein
Grund um einen Antrag auf einen Waffenschein abzulehnen. Eine
Versicherung schließt man ja auch nur für den Fall der Fälle ab - und
der Versicherungs-Fall an sich tritt ja auch höchst selten ein. Hindert
das die Leute, die Versicherung abzuschließen? Es ist höchst
unwahrscheinlich, daß ich meine Unfallversicherung oder meine
Haftpflichtversicherung jemals in Anspruch nehmen muß - trotzdem habe
ich so was.

> Zum Zweiten Punkt kann ich nur bemerken, dass selbst eine bewaffnete
> Bevölkerung nicht gegen organisierte Streitkräfte/Kampfeinheiten
> intervenieren könnte. Das betrifft folgende Punkte: 1. Um kämpfen zu
> können, benötigt es schwere Waffen/Kriegswaffen 2. Es bedarf einer
> Logistik - Munition/Nahrung/Energie/Kommunikation/Befehlskette 3. Es
> fehlt an der Organisation. 40-50 Mill. Einzelkämpfer sind ein
> Hindernis aber keine Gefahr für eine Armee.

Hm - auch das muß man differenzierter sehen. Frag' Dich mal, wie viele
unserer eher schlecht ausgebildten Soldaten auf die eigenen Leute
schießen würden. Mit ideologisch verblendeten Truppen, wie man sie aus
Kambodscha kennt, kriegt man so was hin. Mit den paar Manschkerln der
Bundeswehr (bedingt einsatzbereit, viele davon im Ausland) und den
250.000 Polizisten sicher nicht. Die EUGENDFOR sind auch nur 3000-4000
Mann. Wenn's mal in Deutschland brennen sollte, dann brennt's in den
anderen europäischen Ländern schon lange vorher. Kann man also auch
vergessen. Die neu aufgestellten RSU-Kräfte kann man auch in der Pfeife
rauchen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Regionale_Sicherungs-_und_Unterstützungskräfte

Schwere Waffen gegen die eigene Bevölkerung? Frag' Dich mal, wie
realistisch so was ist ... Staatsterror und Medienmanipulation ist viel
einfacher, billiger und macht nicht so viel kaputt.

> Fazit: Selbst in den USA ist ein Widerstand durch Waffengewalt eher
> unwahrscheinlich. Deren Bürgerwehr/Nationalgarde ist taktisch
> schlecht ausgebildet. Wir haben so etwas nicht einmal.

In den USA hätte die eigene Armee einen schweren Stand. Das Land ist zu
groß, die meisten aktiven Einsatzkräfte sind im Ausland. Die
Nationalgarden bestehen alle aus normalen Bürgern, von denen die
wenigsten auf die eigenen Leute schießen würden. (Kleine, vorher medial
dämonisierte Bevölkerungsgruppen mal ausgenommen).

Aber es gibt dutzende, wenn nicht hunderte von Milizen in den USA, die
dem Staat bzw. der Regierung nicht unterstellt sind und das sind bei
weitem nicht alles Rassisten oder Tea-Party-Anhänger:
http://www.darkgovernment.com/news/list-of-u-s-militia-groups/
In den US gibt's längst organisierten Widerstand. Noch ohne
bürgerkriegsähnliche Zustände, aber so was kann sich ändern. Ich
habe genug Verwandtschaft "drüben" und über unsere Medien bekommt man
gar nicht mit, wie sehr es da brodelt. Ständig bilden sich neue Milizen
und kleine Gruppierungen von Leuten, denen der Weg, den ihr Land geht,
nicht im geringsten gefällt. Das FBI hat schon lange nicht mehr die
Kapazitäten, das alles zu überwachen oder gar einzudämmen.

> Deine Argumente sind, aus meiner Sicht, daher kein Grund das
> Waffenrecht zu lockern.

Es gibt dafür viele andere Gründe das Waffengesetz zu revisionieren,
auszumisten und zu liberalisieren.

> Vielleicht noch eine Bemerkung. Indien/Gandhi hat sich ohne Waffen
> gegen eine Streitmacht gestellt.

Sorry, aber zu Gandhis Zeiten war das Empire schon im Niedergang
begriffen. Gandhi selbst war Pazifist, viele seiner Anhänger und andere
kämpfende Volksgruppen waren das aber nicht und wenn man sich die
Geschichte zur Befreiung Indiens ansieht, da gab es mehr als genug
Gewalt von allen Seiten.

Die meisten Menschen haben nur einen sehr vagen Begriff davon, was
Pazifismus eigentlich bedeutet. Die meisten Pazifisten haben Gandhi nie
gelesen. Die wären entsetzt über viele seiner Texte, weil das mit ihrer
Vorstellung von Pazifismus eher kollidiert. Beispiele:
http://lawgunsandfreedom.wordpress.com/2013/01/28/ghandi-sollte-man-lesen/

Last but not least ... wie viele erfolgreiche, einigermaßen "friedliche"
Revolutionen gab es denn in der Geschichte? Indien und DDR - in beiden
Ländern war das Regime schon am Ende und in Indien ging es währenddessen
und danach trotzdem ziemlich blutig zu

> Ich denke nicht, dass in der BRD eine solche Situation eintreten
> würde, in der wir nicht, ohne Waffen, gegen einen Systemwechsel
> angehen könnten.

Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit ist äußerst gering, daß wir uns mit
Waffengewalt gegen unsere Regierung verteidigen müssten. Aber völlig
ausschließen kann man es auch nicht. Trotzdem ist das Recht zum
Waffenbesitz ein Indikator dafür, für wie gefährlich die Regierung das
eigene Volk hält - bzw. wieviel Angst die Politiker haben.




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