Re: [Ag-waffenrecht] Paintball

[Skunki <Skunki AT news.piratenpartei.de>]

Cathy schrieb:
> gunnark schrieb:
> > Paintballspieler geraten mit dem Waffengesetz u.a. in Konflikt da die 
> > Begrenzung der Mündungsenergie auf 7,5 Joule kein "normales" Spielen 
> > auf größeren Feldern zuläßt.
>
> Das ist völlig klar, da Paintballmarkierer dem Waffenrecht unterliegen.
> Unter 7,5 Joule sind sie daher erlaubnisfrei ab 18 Jahre.
> Da sie mehr als 0,5 Joule haben, zählen sie als Waffe und dürfen daher 
> keine Vollautomaten sein.
>
> Meine Fragen:
> 1. Minderjährige
> In der Initiative von Skunki steht, dass er dafür ist, das Training ab 
> 16 Jahre zu erlauben, den Erwerb aber wie gehabt ab 18 beschränken.
> Kannst du den Paragraphen nennen, der den Spielbetrieb für 
> Minderjährige untersagt? (Bei Luftgewehren ist die aktuelle Altersgrenze 
> 14 Jahre - früher 10)
>
> 2. Joule
> Es gibt private Initiativen, die Freigrenze für "Freie Waffen" auf 16 
> Joule anzuheben, wie dies z.B. in Polen u.a. EU-Ländern geregelt ist.
> Wären 16 Joule auch für Paintball angemessen?
>
> 3. Semi-Auto vs Full-Auto
> Könntet Ihr als Kompromiss Semi-Auto trotzdem akzeptieren? Welche 
> Nachteile entstehen dadurch?

zu 1.) Als Gerichte im vorigen Jahrtausend sich noch eher für einen 
Schuldspruch interessiert haben und sich dann höchst zweifelhafte 
Begründungen zusammengestrickt haben, hat sich eingebürgert, daß der 
Sport als "unmoralisch" angesehen wurde, aber es sich auf anderer Seite um 
einvernehmliche Handlungen von Erwachsenen handelt. Im Umkehrschluß haben 
die Herren in ihren verkalkten Gehirnen zusammensiniert, daß man dafür 
volljährig sein muß um an diesen bösen, bösen, unmoralischen 
Handlungen teilzunehmen, die schlimmer sein müssen wie Frauenfußball in 
den 1970'er Jahren.

Das wurde auch als Begründung herangezogen, daß die Felder nicht 
einsehbar sein dürfen und Interessierte, die sich aus erster Hand 
informieren wollen, ausgesperrt werden müssen.

Der Passus "unmoralisch" ist in Gerichtsurteilen längst gekippt worden, 
die Ordnungsämter hat das aber nicht interessiert. Ich kann noch unseren 
zum Glück aus dem Amt gejagten (leider nicht aus den Würden) 
Oberbürgermeister faseln hören, daß es sich bei einem Gerichtsurteil 
immer nur um Einzelfallentscheidungen handelt und man davon nichts 
allgemeingültiges ableiten darf - und wir ganz besonders nicht. 
Natürlich hat er für sich das Recht reklementiert, daß der 
Trägerverein mit veralteten Urteilen gegängelt wurde.

zu 2.) 16 Joule ist schon hammerhart! Die Franzosen hatten Gasdruckwaffen 
in verschiedene Klassen eingeteilt, die unterste fing bei 10 Joule an, was 
eine durchaus sinnvolle Größenordnung ist. Die Deutschen Feldbetreiber 
und Turnierveranstalter lehnen sich normalerweise an das Regelwerk des 
"Millenium Cups" an, der Europameisterschaft, dessen Finale im Disneyland 
bei Paris ausgetragen wird. Ich müßte selber nachschlagen, was hier drin 
steht. Ich weiß es nicht, kann ich aber erfragen.
Ich bin mir sicher, daß viele Paintballspieler gerne ein paar Schikanen 
in Kauf nehmen würden, wenn sie dafür Rechtssicherheit erhalten würden 
und hier z.B. eine Art Sachkundenachweis oder Sicherheitseinweisung mit 
Trainingsspielen unter Aufsicht geschulten Personals über sich ergehen 
lassen müßten.

In Berlin wurde vor einigen Jahren eine Halle während eines Turniers von 
einem Sondereinsatzkommando der Polizei gestürmt, weil ein anonymer 
Anrufer behauptet hat, hier wird mit illegalen Waffen gespielt. War ein 
schöner, großer Artikel in den überregionalen Zeitungen. Die Spieler 
haben ihre Markierer zwar nach einigen Monaten alle wieder erhalten, aber 
der Zeitungsartikel dazu ist schon sehr lange überfällig.

3.) Semi-Auto ist voll in Ordnung und auch im Regelwerk des Millenium Cups 
auch explizit erwähnt. Full Auto ist bereits jetzt schon illegal in 
Deutschland und bringt auch dem Spiel nichts. Meiner Meinung ist das auch 
gut so.

Zwei allgemeine Punkte noch für die Nicht-Paintball-Spieler:
Bei einem Turnier wird explizit auf den sog. Feuermodus und auch auf die 
Geschpßgeschwindigkeit geachtet. Vor dem Spiel muß die Mannschaft einen 
abgetrennten Bereich des Spielfeldes betreten, in dem man einem 
Schiedsrichter (Marshall) seinen Markierer übergibt, und der dann die 
Geschoßgeschwindigkeit und den Feuermodus überprüft. Auf dem Spielfeld 
wird z.B. bei der Europameisterschaft sogar während dem Spiel mit einem 
Handgerät die Geschoßgeschwindigkeit von einem Schiedsrichter 
überprüft. Wurde die Fahne gerissen und an die eigene Base gebracht, 
wird nochmals die Geschoßgeschwindigkeit überprüft.
Das wird sehr professionell und verantwortungsbewusst gehandhabt.

Was meiner Meinung nach in der Tat ein Problem darstellt ist der freie 
Versandhandel mit Paintballmarkierern. Wenn ich z.B. eine Jagdtwaffe 
besitzen möchte, muß ich beim Amt für Zucht und Ordnung ein Bedürfnis 
nachweisen (Der Jäger will jagen). Man könnte logischerweise auch 
folgern, daß das Bedürfnis des Paintballspielers ist, Paintball zu 
spielen, wenn er einen eigenen Markierer besitzen möchte.
Knackpunkt ist aber, daß sich jeder Idiot (Ich sage das jetzt so, denn 
die Herren, die mit solchen Geräten Unfug treiben, zu überwiegendem 
Anteil
gar nicht das Bedürfnis haben Paintball zu spielen sondern ein "cooles" 
Gerät für "wenig Geld" mit einem einfachen Altersnachweis bestellen 
können. Ich denke, daß es im Gegenzug hinnehmbar ist, daß die 
Gemeinschaft wenigstens beim Ersterwerb beim Ordnungsamt eine Erlaubnis 
für den Besitz eines solchen Markierers einholt. Egal, was für Auflagen 
daran geknüpft sind (z.B. Sicherheitseinweisung, Prüfung des 
polizeilichen Führungszeugnis). Das könnte schon eine wirkungsvolle 
"Idiotenbremse" sein.