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ag-soziale_marktwirtschaft - Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Das Problem an der Wurzel packen

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ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Wirtschaft, Finanzen, Soziales - soziale Marktwirtschaft

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Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Das Problem an der Wurzel packen


Chronologisch Thread 
  • From: abraham <abraham AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Das Problem an der Wurzel packen
  • Date: Wed, 12 Oct 2011 19:07:38 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-soziale_marktwirtschaft>
  • List-id: "Wirtschaft, Finanzen, Soziales - soziale Marktwirtschaft" <ag-soziale_marktwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


CAP schrieb:
Lieber Abraham,

Deine Darstellung der Geldschöpfung hat eine entscheidende Schwachstelle. Eine Bank kann nicht einfach Geld aus dem Nichts erschaffen. Spätestens, wenn der Kredit in Form von Geld die Bank verlässt, muss die Bank auch ein Guthaben gegen diese Gläubigerposition stellen. Dieses Guthaben muss eine andere Bank oder aber über eine Sichteinlage eine Nichtbank bei der betreffenden Bank haben.

Vor dem Hintergrund ist fraglich, ob Deine Kausalkette dann noch trägt.

Mfg

Liber CAP,

ich glaube ich kann dir nicht ganz folgen. daher erläutere ich mal meine Sicht der Dinge.

Mal ganz einfach: Wenn die Geschäftsbank einen 5-Euro-Schein (Zentralbankgeld, entspricht 2% Mindestreservesatz) bei der EZB hinterlegt, und nen 20er ( = 8% Eigenkapital) in der Tasche hat, dann berechtigt sie das, Kredite bis zu 250 Euro zu vergeben. So weit so gut. Angenommen Sie tut das (die meisten Banken agieren am Limit der Mindestreserve und EK-Anforderungen). In der Bilanz der Bank haben wir dann 250 Euro als Verpflichtung der Bank gegenüber dem/den Kreditnehmer/n (Soll-Seite der Bank) und die entsprechenden Kreditverträge mit gleicher Bewertung auf der Haben-Seite der Bank.

Das Geld kann nun auf zwei Arten die Bank verlassen.

1) Der Kreditnehmer hebt den Gesamtbetrag ab. Die Bank bedient die Forderung aus den Barreserven (da zeigt sich schon: würden auch nur 10% der Guthaben von einer Bank abgezogen, wäre sie pleite - da gibt es keine Ausnahmen. Nehmen wir einfach mal an, sie hätte genügend Reserven). Damit schwindet letztlich ihr Eigenkapital, aber die Erfahrung zeigt, dass nur wenige das Geld wirklich abheben. Mit den 10%-Reserven kommen die Banken in aller regel aus (solange es keinen Bankrun gibt). Natürlich leihen sich Banken auch gegenseitig Geld, um etwaige Schwankungen auszugleichen.

2. Möglichkeit: Der Kreditnehmer überweist das Geld an eine andere Bank. Die Überweisungen werden auf dem Zentralbankkonto der Banken bei der EZB verrechnet. Am Ende des Tages, nach Gegenrechnung aller Transfers, bleibt ein kleines Saldo, nur ein Bruchteil der gesamten Transfersumme. Dieses gleichen die GBs dann untereinander aus. Aber auch hier gibt es kurzfristige Kreditmöglichkeiten bei der EZB, damit eine Bank bei einem ungewöhnlich hohen Kapital-Abfluss flüssig bleibt und die Mindestreserve-Anforderungen erfüllt.

Wenn das Geld die Bank verlassen hat, hat die Bank ihre Forderung erfüllt. In der Bilanz dürfte damit die Forderung gegenüber der Bank (Soll der Bank) gegen die Barreserven (Haben) verrechnet werden, es bleibt die Forderung der Bank aus dem Kreditvertrag. Durch den Abfluss verringert sich das EK der Bank, deswegen verkaufen die Banken die Kreditforderungen auch gerne, um daraus wieder Liquidität zu schöpfen.

Das interessante kommte aber erst. Wenn der Kreditnehmer das Geld abhebt und bei einer anderen Bank einzahlt, kann diese daraus neue Reserven formen und entsprechend weiteres neues Geld durch Kredit schöpfen. Wenn man das durchrechnet, erschaffen die Banken aus jedem Euro, den jemand einzahlt, vorrübergehend ein Vielfaches (Kreditsumme) - und kassieren dafür Zinsen, die zuvor als Geld nicht existierten und nur durch neuen Kredit bezahlt werden können.

Würden alle Schulden abbezahlt sein, würde uns noch immer das Geld für die Zinsen (und Zinsenzinsen!) fehlen. Aber es wäre gar kein Geld mehr im Umlauf (außer vielleicht ein paar alten Banknoten).

Hoffe, ich konnte zur Klärung beitragen. Oder ich hab das Problem nicht verstanden :)




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