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ag-meinungsfindungstool - Re: [Ag Meinungsfindungstool] Adhocracy

ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-meinungsfindungstool mailing list

Listenarchiv

Re: [Ag Meinungsfindungstool] Adhocracy


Chronologisch Thread 
  • From: Alexander Praetorius <alexander.praetorius AT serapath.de>
  • To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Adhocracy
  • Date: Mon, 11 Jun 2012 20:03:06 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
  • List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>

2012/6/11 WSchallehn <WSchallehn AT news.piratenpartei.de>

Alexander Praetorius schrieb:
...Adhocracy ist nicht besonders toll.
Das heisst, Adhocracy ist aktuell ein ziemlich gut aufgestelltes Tool und bietet nette Features.
...Liquid Feedback funktioniert, ist aber auch nicht besonders toll.

Es geht hier in der AG darum die Konzepte auf denen Liquid Feedback und Adhocracy aufbauen prinzipiell zu überdenken.
Ich bin der Meinung wir sind hier in der AG damit shcon relativ weit gekommen und haben unser Konzept bald so weit einen eigenen Prototypen zu entwickeln.
Ich selber hätte Interesse daran mitzuentwickeln und fände es super, wenn es einige _javascript_, insb. nodeJS Entwickler gäbe oder welche die sich reinfinden wollen, um diess Vorhaben zu unterstützen.
Adhocracy ist allein schon wegen des Realisierungsstandes als Orientierungspunkt höchst beachtenswert - keine Frage.
Wäre freilich für Hinweis auf eine wirklich funtionierende Anwendung dankbar.
Ich bedaure ausdrücklich, mit meinen veralteten Programmierfertigkeiten hier nicht beitragen zu können...

Klar sollte man von bestehenden Projekten lernen, sowohl von Adhocrcacy als auch von Liquid Feedback und allen weiteren.
Ich habe vor ein paar Monaten mal eine Liste von über 100 weltweit entwickelten Tools gesammelt.
Alle haben verschiedene Herangehensweisen und Meinungen dazu wie das beste Tool aussehen soll :-)

 

Das MEINUNGSFINDUNGSTOOL soll "Personen" und deren persönliche Perspektiven und Standpunkte bzw. Meinungen in den Mittelpunkt des Diskurses rücken. Bei der Arbeit in den Piraten AG's erkennt man schon wesentliche Elemente die im Kern eines Meinungsfindungstools stehen müssen. Der Diskurs (zb. Mailinglist oder Mumble) und die Ergebnisses des Diskurses (zb. persönliche Standpunkte auf den Profilseiten der AG Teilnehmer die sie immer wieder in den Diskurs einbringen) + Zusammenfassung von Ergebnissen auf den AG-Seiten, wobei hier das Problem der Zustimmung der AG-Seiten durch die Teilnehmer besteht.
Dieser Standpunkt ist in sich stimmig und wird wohl von der Mehrheit der hier Beteilgten getragen. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass damit die Defizite des bisherigen Politikbetriebes eher konserviert als überwunden werden. Es mehren sich die Stimmen, die einen Paradigmenwechsel vom personenorientierten zum inhaltsorientierten Arbeiten propagieren (am deutlichsten Johannes Ponader!).

Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt. Aktuell denke ich nicht, dass wir einen Personenbezogenen Politikbetrieb haben.
Ich würde natürlich dahingehend zustimmen, das wir einen Personenbezogenen Politikbetrieb haben,  in der ein Bruchteil aller Personen der Gesellschaft personenbezogen ihre Machtkämpfe austragen.
Wenn wir aber einen personenbezogenen Politikbetrieb generieren in dem jeder gleich wichtig ist und wo jede Meinung gleichviel zählt, so ergibt sich aus der Natur der Sache, dass es für einzelne Personen und Gruppen keine Chance gibt eine Idee durchzusetzen, die einen Vorteil für eine bestimmte Interessengruppe gegen die Mehrheit durchsetzen kann. Das beste, dass aus der individuellen Perspektive jede Person tun kann, ist für einen Standpunkt zu werben, der alle auf Augenhöhe stellt, weil es jener Standpunkt ist von der die konkrete Einzelperson hoffen kann am wenigsten benachteiligt zu werden, wenn sie schon keine Zustimmung für einen Standpunkt generieren kann der sie bevorzugt.
Da alle Personen vor der gleichen Situation stehen, läuft es mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hinaus, dass man inhaltlich zum Wohle aller denkt um sich persönlich nicht zu benachteiligen.
Besser es setzt sich ein solcher Standpunkt durch, als einer der mir zum Nachteil erwächst :-)

 
Wichtig ist jedenfalls das Erreichen zustimmungsfähiger Ergebnisse - dazu ist in der AG mit "new/working/final draft" eine Vorstellung entwickelt, die deutlich über adhocracy hinausgeht!

Stimmen nun die AG-Teilnehmer dem Inhalt der AG-Wiki-Seiten zu, so bedeutet dies, dass sie den Inhalt damit implizit in ihre persönlichen Standpunkte teilweise oder komplett übernommen haben und der Inhalt somit auch auf der persönlichen Profilseite des Teilnehmers auftauchen müsste.
Es tut mir leid, aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass auf diese Weise politikwirksame Ergebnisse entstehen...

Es geht ja erstmal nur um Meinungsfindung. Das Entscheidungstool ist ja nachgeschaltet und dort wird es dann konkreter.

 

Dem Meinungsfindungstool nachgelagert ist das ENTSCHEIDUNGSTOOL und hier würde ich Liquid Feedback ansiedeln.
Adhocracy ist Entscheidungstool und Meinungsfindungstool in einem und kann beides nicht gut, weil klare Verantwortungen fehlen und Personen nicht im Mittelpunkt stehen... vorallem aber, da MERGEN und FORKEN, zwei fundamental wichtige Mechanismen nicht von Adhocracy unterstützt werden.
Zunächst mal finde ich beachtenswert: "Adhocracy ist Entscheidungstool und Meinungsfindungstool in einem". Warum es das nicht gut kann, ist eine andere Frage.

Deren Antwort lautet: Adhocracy genau wie Liquid Feedback skalieren nicht sozial. Ab einer Beteiligung in gewissem Umfang entsteht aus dem fundamentalen Design der Software heraus eine Unübersichtlichkeit die ihresgleichen sucht.
Welche Vorschläge sich in der Masse durchsetzen hängt nun extrem von der Kategorisierung und der Sortierung ab (Analog: erste Suchergebnisseite bei Google) ab und der politische Streit wird darüber ausgetragen wer hier den Maßstab setzen darf.

Dieses Problem lässt sich meiner Ansicht nach weder mit Adhocracy noch mit Liquid Feedback prinzipiell lösen.
 
Dass das an "Verantwortung und Personen" liegt, sehe ich nicht so - siehe oben.
Völlig einig sind wir uns andererseits, dass "MERGEN und FORKEN" zwei fundamental wichtige Mechanismen sind. Ich meine allerdings (wenn auch bisher mit anderen Worten ausgedrückt) dass "MERGEN und FORKEN" als Kernfunktionalität nur mit Dokumenten effektiv machbar ist, die griffig in Kernaussagen und Kontexte strukturiert sind.

Ja, sehe ich auch so. MERGEN und FORKEN muss in einer Weise ermöglicht werden wie es bei GITHUB zumindest für das FORKEN der Fall ist. Jedem sollte es frei stehen jederzeit alles mögliche zu FORKEN.
Ein MERGEN ist bisher bei GITHUB nicht so leicht wie ein FORKEN.
Hier denke ich spielt der Wille der Beteiligten eine Rolle. Es müssen Anreize geschaffen werden für ein MERGEN, so das eine "Koalition von Willigen" zumindest mit ihren gemeinsamen Stimmen ein "MERGE" durchführen kann, unabhängig von den ganzen Zweiflern die einem alles kaputtreden wollen.

Beispiel:
Ich kommentiere einen Standpunkt und gebe ihm ein +1 oder eine 0 oder eine -1 und stelle Bedingungen, die, wenn sie von der Person die hinter dem Standpunkt steht eingearbeitet werden, zur Folge haben, dass dieser Standpunkt meine Stimme erhält bzw. von mir übernommen wird. So können Standpunkte nach und nach Stimmen sammeln.
Existiert nun Standpunkt A hinter dem 1000 Personen stehen und Standpunkt B hinter dem 1300 Personen stehen und die Standpunktvertreter einigen sich auf einen Standpunkt AB, dann stehen automatisch 2300 Personen hinter diesem Standpunkt, was einen großen Anreiz darstellt sich auf einen MERGE zu einigen.

Angenommen der neue Standpunkt AB gefällt einer Person C deren Stimme auch für AB zählt nicht, so kann diese Person C ihre Stimmdelegation zum Standpunkt zurückziehen. Wurden damals durch Stimmdelegation von Person C vielleicht an den damaligen Vorschlag A 400 Stimmen weitergegeben, so bedeutet ein "Rückzug" von C, dass der Vorschlag A 400 Stimmen verliert und damit statt 1000 nur noch 600 Stimmen hat. ...und gleichzeitig folgt, dass der Vorschlag AB von seinen 2300 Stimmen auf 1900 absackt, da A nur noch 600 statt 1000 Stimmen anbieten kann, was natürlich auch die Verhandlungsposition des A gegenüber dem B schwächt.





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