Re: [Ag Meinungsfindungstool] Standpunkt-Vorschlag "Begriffsdefinition" der Gruppe AG-Meinungsfindungstool

[Alex <alex AT serapath.de>]

#Skalierung
Also technisch mag Adhocracy problemlos skalieren, aber es skaliert nicht sozial.

Meine Erfahrung mit Demokratie-Tools (Abgesehen davon dass ich mich seit etwas ueber 2 Jahren mit diesem Thema beschaeftige, Mitglied bei Liquid Democracy e.V. bin, Mitglied bei Mehr Demokratie e.V. bin und auch bei metagovernment.org aktiv bin....) ist konkret:

Einsatz von Adhocracy bei Mehr Demokratie e.V. zwecks einem Feldversuch zur basisdemokratischen Kampangenplanung fuer die Jahre 2012 bis 2014
(Teilnehmer ca. 100 Personen)
Einsatz von Adhocracy via Liquid Democracy e.V. fur die Internetenquete des deutschen Bundestages in der die gesamtheit der Buerger die sich beteiligen eine 18te Stimme in der Komission bekommen haben.

Meine Meinung ist, dass es bei solchen Tools zwei Arten von Skalierbarkeit gibt:
1. technische Skalierbarkeit
2. soziale Skalierbarkeit

Erstere ist bei Adhocracy bestimmt gegeben und sich auch bei vielen anderen Tools vorhanden oder mit etwas Aufwand herstellbar.
Soziale Skalierbarkeit ist bei Adhocracy aber ueberhauptnicht gegeben. Aus Gespraechen mit inzwischen mehreren Piraten habe ich auch gehoert das die nicht vorhandene soziale Skalierbarkeit auch einer der Hauptgruende dafuer war das Projekt einzustellen.
Mit sozialer Skalierbarkeit meine ich die Uebersichtlichkeit die ein Zurechtfinden in einem Wust von Themen und Kommentaren bzw. Vorschlaegen und Meinungen oder wie man es auch immer nennt, erhalten bleibt, egal wieviele Personen sich beteiligen. Bei Adhocracy wird es problematisch ab ca. 20 Personen die sich vielfaeltig und intensiv beteiligen oder ab 100 Personen die sich sparsam beteiligen.
Grund?
A. Kommentare bilden endlose unuebersichtliche Listen die an Vorschlaege angehaengt sind und in der Dinge doppelt und dreifach gesagt werden und keiner mehr Ueberblick behaelt und es Jahre dauern wuerde sich da durchzukaempfen.
B. Vorschlaege koennen nach NEUIGKEIT oder nach BETEILIGUNG sortiert werden. Wie bei Google-Suchergebnissen geht dabei ALLES unter das nicht direkt auf der ersten oder wenigstens den ersten Seiten steht.
C. Ein FORKEN oder MERGEN ...vorallem aber ein MERGEN von Vorschlaegen ist nicht direkt vorgesehen und erzeugt bestimmte Vorschlaege in aehnlicher Variante immer wieder sobald "Unuebersichtlichkeit" eingetreten ist. (Dieses Problem kenn ich auch von der aktiven Benutzung von uservoice.com)
D. Uebersicht erhalten via Kategorisierung (zb. bei Liquid Feedback) - Diese Kategorisierung ist problematisch, denn erfahrungsgemaess sind Kategorisierungen stark mit einer bestimmten Art von "Weltbild" verknuepft. Nicht jeder der sich beteiligt wird mit einer bestimmten Kategorisierung zurechtkommen und nicht jeder Vorschlag laesst sich in eine Kategorie einordnen. Die wenigstens Vorschlaege lassen sich EINDEUTIG in eine Kategorie einordnen - beruehrt doch alles im prinzip indirekt auch alles andere...
=> Tagging, Sortierungen, Kategorisierung, usw... sind alles Flickwerk um mittels Algorithmen und Moderation irgendwie die Uebersicht zu wahren. Diese Uebersicht ist aber dann gefaerbt von dem Weltbild das sich in der Kategorisierung wiederspiegelt und nicht fuer jeden passt und oftmals eingeengte Blickweisen auf Vorschlaege erzwingt um sie einordnen zu koennen. Tags passen oft nicht gut wenn sie automatisch vergeben werden und manuelle Tags sind auch sehr wolkig, in der Regel kommt man ueber eine gewisse nur sehr grobe Ordnung der Vorschlaege und Kommentare damit nicht hinaus. Sortierungen hingegen diskriminieren immer irgendwelche Vorschlaege in bestimmter Weise, so wie es das Mehrheitswahlrecht mit Minderheiten tut.

Die vielen Links die ich gepostet habe ueber verschiedenste Tools die bereits irgendwo existieren sollte man vielleicht tatsaechlich nach und nach durcharbeiten um Konzepte zu sammeln und vorallem um Inspiration zu bekommen wie solche und andere Probleme geloest werden koennen (intelligente Evolution) - Was nutzt es moeglichst schnell zu einem Ergebnis zu kommen, wenn am Ende etwas steht was konzeptionell ueber Liquid Feedback nicht wesentlich hinausgeht??
Ich kenne selber nur einen BRUCHTEIL der existierenden Tools und bin aktuell NUR vom Konzept von Votorola ueberzeugt - und angetan von Consenser das sehr aehnlich zu sein scheint  :-)
Kriterien fuer die Evaluation koennten zb. die oben aufgelisteten Probleme mit bekannten Tolls sein (A-D)

Gruss
Alex

2012/1/17 rolle <rolle AT rolandschmitt.info>

Hi,

Am 2012-01-16 22:19, schrieb alex:

-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hash: SHA1

In Frankfurt haben wir uns genau angeschaut: Votorola, Adhocracy, Liquid
Feedback & Bettermeans.
Das heisst ausprobiert und darueber gesprochen. Ueber andere
druebergeschaut und die nicht mit direktem Link gelisteten noch garnicht.
Wir haben uns dann erstmal fuer Adhocracy entschieden.

Da geht meine Tendenz momentan auch hin. Es gibt da jede Menge Ansätze und Initiativen, allerdings stecken die meisten noch in den Kinderschuhen. Wirklich einsetzbar erscheint mir mometan nur LQFB und Adhocracy, wobei es konzeptionell sicherlich bessere Ansätze gibt.
Aber wenn man morgen ein Tool einsetzen will, nützen die besten Konzepte nix.

Das System
skaliert zwar erfahrungsgemaess nicht,

Das heisst was bzw. wie was fehlt oder funktioniert nicht?

aber bei Occupy Frankfurt
brauchts erstmal ein System,
was leicht bedienbar ist und wo Leute auf den Geschmack kommen koennen :-)

Das nenne ich pragmatisch.

Consenser kannten wir noch nicht, aber vom ersten Eindruck der sich ja
bekanntlich in den ersten Sekunden bildet kam es nicht an Adhocracy ran ;-)

Nee, leider nicht, was nicht zuletzt daran liegt, das Consenser irgendwie unzugänglich ist.
Die Einstiegshürde ist einfach zu hoch.

Klar, langfristig kommt wahrscheinlich nur ein Tool wie Consenser oder
Votorola in Frage, aber bei Occupy zaehlt erstmal wie man die "Traege
Masse" an teilweise technophoben Nutzern gewoehnen kann.

Gruss
Rolle

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