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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise


Chronologisch Thread 
  • From: "Kirsten Wosnitza" <k.wosnitza AT gmx.de>
  • To: <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise
  • Date: Tue, 28 Aug 2012 16:21:05 +0200
  • Importance: Normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Hallo Maik, hallo Axel,
 
danke für die gute Diskussion.
 
Die Konzentration in der Verarbeitung hat der Schweinebranche nicht wirklich geholfen,  besonders deutlich nicht den Ferkelerzeugern. Wie wenige Schlachtunternehmen dürfen es denn sein? Fast egal, wenn der Markt gesättigt ist. Und hat die Konzentration geholfen, die Geflügelproduktion gesellschaftlich akzeptierter zu machen? (Ja, in dem Moment, wo die Schenkel aus der Truhe genommen werden...)
 
Wenn es eine Bündelung geben soll, dann auf jeden Fall schon auf Erzeugerstufe. Damit die Erzeuger mit den Verarbeitern überhaupt auf Augenhöhe verhandeln können. Das Milchpaket EU hat die Bündelungsgrenzen für die Erzeuger sehr knapp gesetzt, für die Verarbeiter aber nicht (dazu gehören auch Genossenschaften). Arla bündelt zB um die 90 % – wo ist da ein Wettbewerb. Über ihren Milchpreis bestimmt Arla somit, wie viele Erzeuger noch übrig bleiben. In DK sind das weniger als 4000!
 
Welche Sichtweise ist richtig?
 
Nur wenn die Erlöse/Einkommen tragfähig sind, ist überhaupt die Möglichkeit geschaffen, dass Bauern nachhaltig wirtschaften können. Wie sollen sonst die Ansprüche der Gesellschaft zu Umwelt, Biodiversität, Tierwohl usw. erfüllt werden?
 
billig billig ist auch für den Verbraucher langfristig keineswegs nachhaltig. Nur ist ihm (wie uns allen) in vielen Punkten die Geldbörse zunächst näher als beispielsweise das ökologische Gewissen.
 
Wir sind eben alle nur Menschen.
 
Gruß Kirsten
 
From: Michael Schaber
Sent: Tuesday, August 28, 2012 3:30 PM
To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Subject: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise
 

Hallo Axel,

 

mit der Beschreibung komplex .. kann ich Dir und vermutlich die allermeisten hier zustimmen.

 

Dazu müsste man aber auch erwähnen, das eine Vielzahl von Beratern in der LW tätig sind. Der einzelne Landwirt erhält doch hier eigentlich eine nicht unerhebliche Unterstützung, sofern er sie annimmt.

 

Den Hunger in der Welt würde ich lieber bei unserer Entwicklunghilfe lassen  oder wollen wir eine Diskussion über die Grüne Revolution? =>  http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Revolution

 

Ich finde es als Wirtschaftswissenschaftler ganz übel … LW ó Markwirtschaft … mir wurde vor langer Zeit in irgendeiner Schule am Beispiel der LW beigebracht wie ein Markt funktionieren müsste. Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise der Agrarprodukte.

 

Daher finde ich Deine allbewegende Frage eigentlich sehr interressant.  

 

„….Wie können wir die Landwirte in die Möglichkeit versetzen,  den Marktpreis zu gestalten?“

 

Was für eine Sichtweise wähle ich jetzt … die des Piratenlandwirt … oder des Piratenagrarprodukteverbraucher?

 

Als Verbraucher will ich ein Leistungsbündel (Produkt mit seinen Eigenschaften) zu einem niedrigen Preis.

 

Warum soll jetzt Piratenpolitik dem Landwirt helfen den Marktpreis zu erhöhen um dem Piratenverbraucher mehr zu schröpfen, obwohl der Marktpreis bei einem funktionierenden Markt vermutlich niedriger wäre?

 

Was erzähle ich den Leuten am Infostand?  Wenn ich als Minierwerbslandwirt erzähle, dass ich vermutlich auf einen Stundenlohn von 2-4 Euro (je nach Ernteertrag)  komme …. Würde mir dann der Verbraucher mehr für mein Produkt zahlen (auch über Strukturmassnahmen)?

 

Ich finde Deine Lösung ist keine Lösung, eher ein Ansatz. Deine „Lösung“ /Ansatz finde ich sehr gut … insbesondere die Unterstützung der „dörflichen Lebensweise“ .. wie willst Du das aber umsetzen? Dann müssten viele Landwirte neu anfangen. Das ist schon im Grunde undenkbar. Soll das Regionalbezogen sein? Was ist mit den Grossstadtregionen …. , soll dort die LW verschwinden und wir setzten städtische Landschaftspfleger ein?

 

Wie sehen deine Strukturmassnahmen konkret aus …?

 

 

Viel Grüsse Maik 06

 

 

 

Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Axel Heidkamp
Gesendet: Dienstag, 28. August 2012 12:07
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ag-landwirtschaft] Meine Beiträge

 

Hallo  hier ist  nochmal Axel,

 

zur Erklärung:

1.       in meinem 11 Punkte Text habe ich im ersten Satz das Wort „nicht“ vergessen. 2.       alles was ich in meinen Ausführungen für die AG zusammentrage, niederschreibe , soll kein Antragstext sein,

ich möchte lediglich,  eine Umfassende (Ganzheitliche) Hintergrundinformation liefern, die selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat.

3.       Ich glaube es gelingt mir, uns deutlich zu machen, wie komplex sich Eingriffe in die Landwirtschaft auswirken. 4.       Ich hoffe, es wird auch deutlich, alle reden von der Beseitigung des Hungers seit 40 Jahren, aber keiner geht es ernsthaft an. 5.       Die Umsetzung dauert wen es ernst gemeint ist, nur ein Jahr. 6.       Wenn wir genügend Substands, Wissen und Zusammenhänge zusammengetragen haben, können  wir daraus auch die richtigen

Fragen stellen und bestimmt auch einige gute Lösungen/Lösungsansätze entwickeln.

 

Die fragen die jetzt  zurückkommen bestätigen meine Sichtweise.

 

Wie könne wir die Landwirte in die Möglichkeit versetzen,  den Marktpreis zu gestalten?

       Da liegt das Übel im Detail. 1.       Er soll sich marktwirtschaftlich verhalten, den Manager raus kehren, sobald er das aber tut, soll er doch gefälligst erst die Menschen ernähren. 2.       Er soll gefälligst nicht mehr Geld bekommen, als das sich der Ärmste der Welt  den Sack Weizen noch leisten kann. 3.       Er soll auch nicht mehr bekommen, als dass sich jeder Bürger, Du und ich noch  allen Luxus leisten kann, denn sonst würde ja die Wirtschaft zusammenbrechen. 4.       Er muss sich jedes Jahr aufs neue auf die Widrigkeiten der Natur einstellen, auf gut Deutsch ernten was übrig bleibt. 5.       Er  muss 1 Jahr im Voraus  entscheiden ob er sät, oder besamt. Wenn die Frucht zu ernten ist, die Kuh zu melken, das Ferkel geboren, das Mastschwein eingestallt ist,

steckt er in der Klemme, jetzt muss er  Termingebunden  ernten, melken, füttern und verkaufen.

In vielen Bereichen gibt Ihm jetzt das Termingeschäft  eine Lösung an die Hand, sein Risiko zu mindern.

(Wären da nicht die Spekulanten, die an der Börse richtig Stimmung machen und jetzt die Preise zum explodieren bringen oder in den Keller fallen lassen)

6.       Jetzt kommt noch die größte Strukturspreizung in Deutschland, der EU und der Welt dazu.

Würde man Landwirtschaft nur in sognannten „ rentablen Betrieben“, mit vollem Lohnanspruch, Urlaubsanspruch,  wie in der übrigen Wirtschaft berteiben,

brechen bestimmt 30 % der Landwirtschaftlich genutzten Flächen weg (Schätzung) Das bedeutet Abbruch von Wertschöpfung durch den Wegfall von Landwirten,

die nur durch ihren Idealismus überleben und für uns Lebensräume erhalten, die Lebensnotwendig sind. (so läuft das in der Hungernden Welt)

Wie sollen die Interessen und Problemstellungen eines  2000 ha Betriebes mit Feldern von 20-100 ha Größe  zu denen des Familienbetriebes mit 35-100 ha auf 20 Schlägen passen,

von den Kleinbetrieben mit 2-35 ha ganz zu schweigen.

7.       Wenn wir uns dieses Tragweite bewusst sind, zeigt es uns, das der Hunger in der Welt und die Sicherung der Natur in seiner Fiktionalität,  nur durch

Einschränkungen in der Entscheidungsfreiheit  des Landwirtes zu regeln/ zu lenken sind.

Somit werden automatisch  die reinen marktwirtschaftlichen Gesetze zu großen Teilen  ausgeschaltet.

 

So  sieht  für mich die Lösung aus:

Die Klein und Familienbetriebe sind für die Struktur und Entwicklung/ das Weiterbestehen der dörflichen Lebensweise  unumgänglich und zu erhalten.

Da dieses aus marktwirtschaftlicher Sicht nicht möglich ist,  müssen diese Betriebsstrukturen,  bei entsprechenden Gegenleistungen für das Ökosytem,

ausreichend unterstützt werden.

Großstrukturierte Betriebe müssen zukünftig  nur noch in den Bereichen Ausgleichszahlungen erhalten, in denen sie auf Grund von  Maßregelungen mit öffentlichem Interesse

in der Betriebsführung eingeschränkt werden.

Nur so kann man die Monopolisierung von Landeigentum verhindern.

 


MfG

Axel Heidkamp

 

 

 



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