ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft
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- From: Michael Schaber <michael.schaber AT gescha.de>
- To: "ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de" <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise
- Date: Tue, 28 Aug 2012 15:30:31 +0200
- Accept-language: de-DE
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- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
- List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
Hallo Axel,
mit der Beschreibung komplex .. kann ich Dir und vermutlich die allermeisten hier zustimmen.
Dazu müsste man aber auch erwähnen, das eine Vielzahl von Beratern in der LW tätig sind. Der einzelne Landwirt erhält doch hier eigentlich eine nicht unerhebliche Unterstützung, sofern er sie annimmt.
Den Hunger in der Welt würde ich lieber bei unserer Entwicklunghilfe lassen oder wollen wir eine Diskussion über die Grüne Revolution? => http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Revolution
Ich finde es als Wirtschaftswissenschaftler ganz übel … LW ó Markwirtschaft … mir wurde vor langer Zeit in irgendeiner Schule am Beispiel der LW beigebracht wie ein Markt funktionieren müsste. Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise der Agrarprodukte.
Daher finde ich Deine allbewegende Frage eigentlich sehr interressant.
„….Wie können wir die Landwirte in die Möglichkeit versetzen, den Marktpreis zu gestalten?“
Was für eine Sichtweise wähle ich jetzt … die des Piratenlandwirt … oder des Piratenagrarprodukteverbraucher?
Als Verbraucher will ich ein Leistungsbündel (Produkt mit seinen Eigenschaften) zu einem niedrigen Preis.
Warum soll jetzt Piratenpolitik dem Landwirt helfen den Marktpreis zu erhöhen um dem Piratenverbraucher mehr zu schröpfen, obwohl der Marktpreis bei einem funktionierenden Markt vermutlich niedriger wäre?
Was erzähle ich den Leuten am Infostand? Wenn ich als Minierwerbslandwirt erzähle, dass ich vermutlich auf einen Stundenlohn von 2-4 Euro (je nach Ernteertrag) komme …. Würde mir dann der Verbraucher mehr für mein Produkt zahlen (auch über Strukturmassnahmen)?
Ich finde Deine Lösung ist keine Lösung, eher ein Ansatz. Deine „Lösung“ /Ansatz finde ich sehr gut … insbesondere die Unterstützung der „dörflichen Lebensweise“ .. wie willst Du das aber umsetzen? Dann müssten viele Landwirte neu anfangen. Das ist schon im Grunde undenkbar. Soll das Regionalbezogen sein? Was ist mit den Grossstadtregionen …. , soll dort die LW verschwinden und wir setzten städtische Landschaftspfleger ein?
Wie sehen deine Strukturmassnahmen konkret aus …?
Viel Grüsse Maik 06
Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Axel Heidkamp
Hallo hier ist nochmal Axel,
zur Erklärung: 1. in meinem 11 Punkte Text habe ich im ersten Satz das Wort „nicht“ vergessen. 2. alles was ich in meinen Ausführungen für die AG zusammentrage, niederschreibe , soll kein Antragstext sein, ich möchte lediglich, eine Umfassende (Ganzheitliche) Hintergrundinformation liefern, die selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. 3. Ich glaube es gelingt mir, uns deutlich zu machen, wie komplex sich Eingriffe in die Landwirtschaft auswirken. 4. Ich hoffe, es wird auch deutlich, alle reden von der Beseitigung des Hungers seit 40 Jahren, aber keiner geht es ernsthaft an. 5. Die Umsetzung dauert wen es ernst gemeint ist, nur ein Jahr. 6. Wenn wir genügend Substands, Wissen und Zusammenhänge zusammengetragen haben, können wir daraus auch die richtigen Fragen stellen und bestimmt auch einige gute Lösungen/Lösungsansätze entwickeln.
Die fragen die jetzt zurückkommen bestätigen meine Sichtweise.
Wie könne wir die Landwirte in die Möglichkeit versetzen, den Marktpreis zu gestalten? Da liegt das Übel im Detail. 1. Er soll sich marktwirtschaftlich verhalten, den Manager raus kehren, sobald er das aber tut, soll er doch gefälligst erst die Menschen ernähren. 2. Er soll gefälligst nicht mehr Geld bekommen, als das sich der Ärmste der Welt den Sack Weizen noch leisten kann. 3. Er soll auch nicht mehr bekommen, als dass sich jeder Bürger, Du und ich noch allen Luxus leisten kann, denn sonst würde ja die Wirtschaft zusammenbrechen. 4. Er muss sich jedes Jahr aufs neue auf die Widrigkeiten der Natur einstellen, auf gut Deutsch ernten was übrig bleibt. 5. Er muss 1 Jahr im Voraus entscheiden ob er sät, oder besamt. Wenn die Frucht zu ernten ist, die Kuh zu melken, das Ferkel geboren, das Mastschwein eingestallt ist, steckt er in der Klemme, jetzt muss er Termingebunden ernten, melken, füttern und verkaufen. In vielen Bereichen gibt Ihm jetzt das Termingeschäft eine Lösung an die Hand, sein Risiko zu mindern. (Wären da nicht die Spekulanten, die an der Börse richtig Stimmung machen und jetzt die Preise zum explodieren bringen oder in den Keller fallen lassen) 6. Jetzt kommt noch die größte Strukturspreizung in Deutschland, der EU und der Welt dazu. Würde man Landwirtschaft nur in sognannten „ rentablen Betrieben“, mit vollem Lohnanspruch, Urlaubsanspruch, wie in der übrigen Wirtschaft berteiben, brechen bestimmt 30 % der Landwirtschaftlich genutzten Flächen weg (Schätzung) Das bedeutet Abbruch von Wertschöpfung durch den Wegfall von Landwirten, die nur durch ihren Idealismus überleben und für uns Lebensräume erhalten, die Lebensnotwendig sind. (so läuft das in der Hungernden Welt) Wie sollen die Interessen und Problemstellungen eines 2000 ha Betriebes mit Feldern von 20-100 ha Größe zu denen des Familienbetriebes mit 35-100 ha auf 20 Schlägen passen, von den Kleinbetrieben mit 2-35 ha ganz zu schweigen. 7. Wenn wir uns dieses Tragweite bewusst sind, zeigt es uns, das der Hunger in der Welt und die Sicherung der Natur in seiner Fiktionalität, nur durch Einschränkungen in der Entscheidungsfreiheit des Landwirtes zu regeln/ zu lenken sind. Somit werden automatisch die reinen marktwirtschaftlichen Gesetze zu großen Teilen ausgeschaltet.
So sieht für mich die Lösung aus: Die Klein und Familienbetriebe sind für die Struktur und Entwicklung/ das Weiterbestehen der dörflichen Lebensweise unumgänglich und zu erhalten. Da dieses aus marktwirtschaftlicher Sicht nicht möglich ist, müssen diese Betriebsstrukturen, bei entsprechenden Gegenleistungen für das Ökosytem, ausreichend unterstützt werden. Großstrukturierte Betriebe müssen zukünftig nur noch in den Bereichen Ausgleichszahlungen erhalten, in denen sie auf Grund von Maßregelungen mit öffentlichem Interesse in der Betriebsführung eingeschränkt werden. Nur so kann man die Monopolisierung von Landeigentum verhindern.
Axel Heidkamp
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- [Ag-landwirtschaft] dörfliche Lebensweise, Michael Schaber, 28.08.2012
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