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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Bäuerliche Landwirtschaft (und Bio)

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

Listenarchiv

Re: [Ag-landwirtschaft] Bäuerliche Landwirtschaft (und Bio)


Chronologisch Thread 
  • From: "Pirat Wolfgang" <pirat AT wolfgang-zerulla.de>
  • To: <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>, <ag-tierschutz-landwirtschaft AT lists.piraten-nds.de>
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Bäuerliche Landwirtschaft (und Bio)
  • Date: Tue, 20 Mar 2012 12:59:33 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Hallo Stephan,

danke für die interessanten Zahlen.

Das Bio-Produkte nicht mehr vom Bauernhof mit 20 Hühnern, 5 Kühen und 4
Schweinen kommen sollte jedem klar sein.
Dennoch meine ich, dass gerade die kleinen und mittleren Höfe sich leichter
auf Bio-Ware umstellen ließen weil sie nicht so einen großen,
spezialisierten Maschinenpark haben. Und weil vor allem ihre
Produktionsmenge eher der Nachfrage im Bio-Bereich entspricht. Und gerade
diese Umstellung wollen wir ja fördern, denn wenn in D. nur 5,5% der
Betriebe ökologischen Landbau betreiben ist das m. A. erschreckend wenig.

Das es im ökologischen Landbau auch Großbetriebe gibt ist mir allemal lieber
als wenn die Bio-Produkte aus Ungarn, Ukraine oder gar aus China kommen.

Das Problem bei den Agrarsubventionen sehe ich darin, das sie hauptsächlich
den Großbetrieben zugute kommen, egal ob öko oder konventionell. Hier muss
man m. A. gegensteuern. Deshalb fordern wir ja, die Dauersubventionen
einzustellen und nur noch die Umstellung auf ökologischen Landbau sowie die
Landschaftspflege zu bezuschussen. Denn 5,5% sind viel zu wenig und
Landschaftspflege wird eher von Klein- oder mittelständischen Betrieben
geleistet.

LG

Wolfgang

PS: poste deine Zahlen auch mal an die Nds.-AG, da wird das auch einige
interessieren.

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-landwirtschaft-
> bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Stephan Verbücheln
> Gesendet: Dienstag, 20. März 2012 12:08
> An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: [Ag-landwirtschaft] Bäuerliche Landwirtschaft (und Bio)
>
> Bitte hört auf, jede Behauptung des Bioladen eures Vertrauens kritiklos
> zu übernehmen, solange ihr keinen Beleg dafür findet. Die AG hier soll
> sachlich mit Themen umgehen, damit die Piratenpartei sich dazu
> positionieren kann.
>
> Um dies zu erreichen, muss man sich kritisch mit Behauptungen aller Art
> auseinander setzen. Das gilt für Bioland und Demeter genauso wie für
> Wiesenhof und Monsanto.
>
>
> Die Bio-Lobby versucht gezielt, das Image zu verbreiten, dass der
> Bio-Bauer der alte Kleinbauer von früher ist, während konventionelle
> Landwirtschaft mit Großkonzernen und auf bäuerlicher Ebene höchstens mit
> Abhängigkeit gleichzusetzen ist.
>
> Wenn man sich die Zahlen anguckt, sieht man schnell, dass hier was nicht
> stimmen kann.
>
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtsch
aft
/Landwirtschaftszaehlung2010/Tabellen/4_1_LandwirtschaftlicheBetriebeOekolog
is
cherLandbauend.html?nn=50902

>
> Wenn man sich ausrechnet, wie der Unterschied tatsächlich aussieht,
> kommt man darauf, dass Bio-Betriebe im Schnitt 8,4 % größer sind.
>
>
>
> Deutschland 8.4%
> Mecklenburg-Vorpommern -41.5%
> Sachsen-Anhalt -41.0%
> Brandenburg -14.9%
> Thüringen -8.8%
> Sachsen -32.9%
> Schleswig-Holstein 1.7%
> Niedersachen 15.5%
> Saarland 41.7%
> Hessen 5.6%
> Nordrhein-Westfalen -2.3%
> Rheinland-Pfalz 38.1%
> Bayern 8.2%
> Baden-Württemberg 15.6%
>
> Es fällt aber noch was anderes auf: In allen alten Ländern außer NRW
> sind Bio-Betriebe größer, während sie in allen neuen Ländern kleiner sind.
>
> Wer sich ein bisschen auf dem Gebiet auskennt, weiß, woran das liegt: In
> der DDR wurde die bäuerliche Landwirtschaft zu großen Teilen enteignet
> und als sozialistische LPGs organisiert. Nach der Wende wurden diese
> LPGs zwar wieder privat, aber die regionalen Unterschiede bleiben enorm.
>
> Hektar pro Betrieb (konventionell und Bio) nach Ländern:
>
> Deutschland 55.8
> Mecklenburg-Vorpommern 287.8
> Sachsen-Anhalt 278.7
> Brandenburg 236.9
> Thüringen 212.6
> Sachsen 144.9
> Schleswig-Holstein 70.6
> Niedersachen 61.5
> Saarland 60.0
> Hessen 43.2
> Nordrhein-Westfalen 41.0
> Rheinland-Pfalz 34.3
> Bayern 32.1
> Baden-Württemberg 31.7
> Stadtstaaten 25.0
>
>
>
> Aber es bringt natürlich eine viel bessere Schlagzeilen, wenn Medien und
> Bio-Lobby weiterhin behaupten, die heutige EU-Politik und der
> Kapitalismus würde die bäuerliche Landwirtschaft zerstören, statt
> einfach festzustellen, dass das kein Ergebnis der Marktwirtschaft
> sondern ein Erbe der sozialistischen Planwirtschaft ist.
>
>
> Man kann das auch mit anderen Daten abgleichen, zum Beispiel Milchkühe.
> (In dem Gebiet kenne ich mich etwas aus, da ich auf einem Milchhof
> aufgewachsen bin.)
>
>
>
> Höfe Kühe m.W. K/Hof % m. W.
> ------in Tausend------
>
> Insgesamt 90.2 4199.9 1756.5 46.6 41.8%
>
> nach Ländern
> Stadtstaaten 0.1 4.8 4 48 83.3%
> Nordrhein-Westfalen 8.3 389.2 322.2 46.9 82.8%
> Schleswig-Holstein 5 370.4 285.8 74.1 77.2%
> Niedersachsen 13.4 782.2 536.8 58.4 68.6%
> Saarland 0.3 14.3 9.6 47.7 67.1%
> Rheinland-Pfalz 2.5 117.3 72.6 46.9 61.9%
> Hessen 4 154.6 74.2 38.7 48.0%
> Mecklenburg-Vorpommern 0.8 172.4 59.3 215.5 34.4%
> Baden-Württemberg 11.1 358.2 101.9 32.3 28.4%
> Sachsen-Anhalt 0.6 123.7 21.6 206.2 17.5%
> Bayern 41.7 1253.8 202.4 30.1 16.1%
> Brandenburg 0.7 160.9 24.2 229.9 15.0%
> Sachsen 1.1 186.8 27.3 169.8 14.6%
> Thüringen 0.6 111.5 14.7 185.8 13.2%
>
> ("m.W." bedeutet "mit Weidegang")
>
>
> Auch hier sind die regionalen Unterschiede enorm. Die neuen Länder haben
> im Schnitt 200 Kühe pro Bauernhof, während es in den alten Ländern 40
sind.
> Will man bei 40 Kühen wirklich schon von industrieller Massentierhaltung
> sprechen? Natürlich gibt es auch große Höfe mit hunderten Kühen im
> Westen, aber um so einen Durchschnitt zu erreichen, müssen diese
> wirklich selten sein.
>
> Was den Weidegang angeht, stimmt das allgemeine Image jedoch teilweise.
> Nur noch 41,8 % der Kühe grasen auf einer Weide. Doch auch hier gibt es
> bemerkenswertes. Dass der Weidegang in den neuen Ländern am niedrigsten
> ist, sollte nach den vorigen Zahlen niemanden überraschen.
> Im Westen ergibt sich jedoch ein erstaunliches Bild: Ausgerechnet Bayern
> und BaWü -- die Länder, die das Image der Almwiesen groß vor sich
> hertragen, haben am wenigsten Weidegang. In Schleswig-Holstein,
> Niedersachsen und NRW -- die in den Medien als Region der industriellen
> Landwirtschaft dargestellt werden -- ist hingegen der Weidegang am
höchsten.
> Auch sind im Westen ausgerechnet die Länder mit den kleinsten
> Betriebsgrößen diejenigen, die ihre Kühe am wenigsten auf die Weide
lassen.
>
>
>
> Ich hoffe, diese Mail regt den ein oder anderen mal dazu an, verbreitete
> Vorurteile zu überdenken.
>
>
> Gruß,
> Stephan
>
> --
> Ag-landwirtschaft mailing list
> Ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft





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