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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv
  • Date: Fri, 27 Apr 2012 01:26:53 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

"... Dann macht es eben jemand anderes...."
Der Hausmeister oder der Gärtner? So langsam gerät die Diskussion zum
Tatortkrimi

Dr. M. E. Waelsch


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
> Ignorant
> Gesendet: Donnerstag, 26. April 2012 21:21
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv
>
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Komplikationen und dadurch verursachtes Leid / Schmerzen seien bei
> > aktiver Sterbehilfe sehr wohl möglich und nicht auszuschließen.
>
> Der Patient wird aufgeklärt und übernimmt Verantwortung.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Keine Diagnose sei vollkommen sicher. Viele bereits verloren
> > geglaubte Menschen hätten sich auch von schweren Krankheiten wieder
> > erholt oder seien durch eine überraschende Wendung wie etwa das
> > Verfügbarwerden eines passenden Organtransplantats gerettet worden.
> Der
> > Freitod durch Sterbehilfe sei aber endgültig und nicht revidierbar,
> wenn
> > sich die Faktenlage ändere.
>
> Der Patient wird aufgeklärt und übernimmt Verantwortung.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Sterben sei ein natürlicher Prozess, der zum Leben ganz
> > selbstverständlich dazugehöre und nicht beeinflusst werden solle.
>
> Seit wann ist in unserer Zivilisation Natürlichkeit eine entscheidende
> Argumentation? Dasselbe Argument kann doch ein Sterbebefürworter nutzen
> omfg
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Es sei anmaßend, den Sterbezeitpunkt selbst festzulegen (Hybris).
>
> No comment.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Das Leben sei ein Geschenk Gottes (vgl. Externer Link!Gen 2,7), über
> > das der Mensch nicht eigenmächtig, nach Gutdünken verfügen dürfe.
>
> Trennung von Religion und Politik, Religionsfreiheit, Vollmündigkeit
> des
> Menschen
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Der Umgang mit und die Rücksicht auf Kranke und Schwache sei ein
> > Indikator für den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft. Eine hoch
> > entwickelte Gesellschaft müsse sie einbinden können.[2]
>
> Interessante Einbindung, den Menschen daran zu hindern, zu sterben,
> ohne
> Rücksicht auf Wünsche. "Einbinden" heißt nicht "am Sterben hindern"
> sondern "in die Gesellschaft integrieren". Ein Sterbehilfekritiker, der
> dieses Argument nutzt, versteht den Sinn dieser Aussage nicht.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Keine der Weltreligionen empfehle die Tötung Sterbender.[2] ()
> > Ex 20,13: "Du sollst nicht töten" – auch nicht Kranke und Sterbende.
> > (Externer Link!Ex 20,13)
>
> Religion
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Aufgrund der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und seiner
> > besonderen Stellung innerhalb der Schöpfung verfüge jeder über eine
> > unbedingte Menschenwürde, die auch für Schwerstkranke gelte, sodass
> > deren Tötung nicht zulässig sei.
>
> Religion
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Die geistlich gemeinte "Freiheit eines Christenmenschen", die Luther
> > einst formulierte, sei kein Freibrief, alles tun und nach eigenem
> > Ermessen auch töten zu dürfen (z.B. Ex 20,13).
>
> Religion
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Menschen seien verführbar und ließen sich zu einem unnötigen
> > Sterbewunsch hinreißen (Medien / Umfeld).
>
> hahahaha oh man.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Die Forderung nach Sterbehilfe sei Teil der Verdrängung von Leid und
> > der Tabuisierung des Tods in einer leistungszentrierten
> Spaßgesellschaft.
>
> Die Kritik von Sterbehilfe ist der verzweifelte Versuch der scheinbaren
> Einbindung kranker Menschen in die Gesellschaft.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Der von den Befürwortern hochgehaltene freie Wille sei nicht so
> > frei, wie es den Anschein habe. Gäbe es die Möglichkeit, aktive
> > Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, könne aus der Möglichkeit schnell
> > eine Verpflichtung (moralischer Zwang) werden. Betroffene wie etwa
> > Pflegebedürftige könnten sich genötigt fühlen, die Sterbehilfe in
> > Anspruch zu nehmen, um der Gesellschaft oder den Angehörigen nicht
> zur
> > Last zu fallen.
>
> Nach dieser Logik dürfe man als Politiker nicht... oh man, da gibt es
> so
> viele Beispiele... Nach dieser Logik dürfe man als Unternehmer nicht...
> als Arzt nicht... ich bitte dich, hast du auch nur EIN gutes Argument?
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Die Sterbehilfe stelle einen "Dammbruch für Willkür und
> > Kostendruck"[2] dar. Sei die absolute Hochachtung vor dem Leben
> einmal
> > aufgeweicht, könnten auch radikale, dem Kostendruck im
> Gesundheitswesen
> > geschuldete Positionen wie "Keine Operationen mehr für Menschen über
> 70"
> > schleichend Akzeptanz finden.
>
> Heuchelei. Wir haben keine Hochachtung vor dem Leben.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Manche Kritiker sähen in der aktiven Sterbehilfe, die in manchen
> > Ländern sogar offiziell "Euthanasie" heiße, einen fatalen Vorstoß in
> > die
> > Richtung der "Vernichtung unwerten Lebens" im Nationalsozialismus:
> Wenn
> > es erst einmal normal, also gesellschaftlich anerkannt, werde, dass
> > Schwerkranke von Menschenhand den Tod fänden, so könnten, wie manche
> > befürchten, als Nächstes zum Beispiel Schwerbehinderte an der Reihe
> > sein.
>
> Wieder wird hier das Symptom Selbstmord von der Ursache nicht getrennt.
> Die Ursache ist eben die mangelhafte Einbindung Kranker in die
> Gesellschaft. Zeig mir einen glücklichen Schwerbehinderten, der sterben
> will. Oder glaubst du, nur weil man schwerbehindert ist, kann man das
> Leben nicht genießen? Sehr oberflächlich.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Für die beteiligten Ärzte könnten sich Gewissenskonflikte ergeben.
> > Einerseits sei es ihre per Eid bestätigte Aufgabe, Leben um jeden
> Preis
> > zu retten. Das Töten von Patienten könne, selbst wenn diese dies als
> > ihren Wunsch formulieren, für Ärzte ein schweres moralisches Problem
> > darstellen.
>
> Dann macht es eben jemand anderes.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Ferner sei es anmaßend, wenn Ärzte darüber entscheiden dürften,
> > welche Patienten krank genug für Sterbehilfe seien, also die Ärzte
> > eigenverantwortlich über Leben und Tod entschieden.
>
> Sollen sie doch garnicht, der Patient hat das zu entscheiden.
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Zudem gebe es mit der Palliativmedizin und der Externer
> > Link!Hospizbewegung überzeugende Alternativen für Betroffene.
> Würdiges
> > Sterben sei so ohne Sterbehilfe möglich. Übermäßige Schmerzen ließen
> > sich palliativmedizinisch weitgehend vermeiden.
>
> pauschal uninteressant
>
> Bernd Brägelmann schrieb:
> > Ein schlimmes Kontra-Argument fällt mir noch ein: Das
> Gesundheitssystem
> > könnte auf die Idee kommen, die Finanzierung der Palliativmedizin
> > einzuschränken, weil es ja ein kostengünstigere Alternative mit der
> > aktiven Sterbehilfe gibt.
>
> Ein schlimmes Pro-Argument kennen wir schon. Lebenserhaltungsmaßnahmen
> erzeugen Profit.
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen





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