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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv


Chronologisch Thread 
  • From: Bernd Brägelmann <bernd.braegelmann AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv
  • Date: Thu, 26 Apr 2012 20:39:57 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

On 26.04.2012 19:55, Ignorant wrote:
>
> Zum anderen ist das eine reine Vermutung und das einzige Argument der
> Sterbehilfe-Kritiker.

Naja, es gibt ne Ganze Menge Pro und Kontra Argumente. Ich stimme aber
nicht allen davon zu.

==

http://www.schulstoff.net/sterbehilfe~pro~contra~argumente~ethik-59.htm:

Komplikationen und dadurch verursachtes Leid / Schmerzen seien bei
aktiver Sterbehilfe sehr wohl möglich und nicht auszuschließen.

Keine Diagnose sei vollkommen sicher. Viele bereits verloren
geglaubte Menschen hätten sich auch von schweren Krankheiten wieder
erholt oder seien durch eine überraschende Wendung wie etwa das
Verfügbarwerden eines passenden Organtransplantats gerettet worden. Der
Freitod durch Sterbehilfe sei aber endgültig und nicht revidierbar, wenn
sich die Faktenlage ändere.

Sterben sei ein natürlicher Prozess, der zum Leben ganz
selbstverständlich dazugehöre und nicht beeinflusst werden solle.

Es sei anmaßend, den Sterbezeitpunkt selbst festzulegen (Hybris).

Das Leben sei ein Geschenk Gottes (vgl. Externer Link!Gen 2,7), über
das der Mensch nicht eigenmächtig, nach Gutdünken verfügen dürfe.

Der Umgang mit und die Rücksicht auf Kranke und Schwache sei ein
Indikator für den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft. Eine hoch
entwickelte Gesellschaft müsse sie einbinden können.[2]

Keine der Weltreligionen empfehle die Tötung Sterbender.[2] ()
Ex 20,13: "Du sollst nicht töten" – auch nicht Kranke und Sterbende.
(Externer Link!Ex 20,13)

Aufgrund der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und seiner
besonderen Stellung innerhalb der Schöpfung verfüge jeder über eine
unbedingte Menschenwürde, die auch für Schwerstkranke gelte, sodass
deren Tötung nicht zulässig sei.

Die geistlich gemeinte "Freiheit eines Christenmenschen", die Luther
einst formulierte, sei kein Freibrief, alles tun und nach eigenem
Ermessen auch töten zu dürfen (z.B. Ex 20,13).

Menschen seien verführbar und ließen sich zu einem unnötigen
Sterbewunsch hinreißen (Medien / Umfeld).

Die Forderung nach Sterbehilfe sei Teil der Verdrängung von Leid und
der Tabuisierung des Tods in einer leistungszentrierten Spaßgesellschaft.

Der von den Befürwortern hochgehaltene freie Wille sei nicht so
frei, wie es den Anschein habe. Gäbe es die Möglichkeit, aktive
Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, könne aus der Möglichkeit schnell
eine Verpflichtung (moralischer Zwang) werden. Betroffene wie etwa
Pflegebedürftige könnten sich genötigt fühlen, die Sterbehilfe in
Anspruch zu nehmen, um der Gesellschaft oder den Angehörigen nicht zur
Last zu fallen.

Die Sterbehilfe stelle einen "Dammbruch für Willkür und
Kostendruck"[2] dar. Sei die absolute Hochachtung vor dem Leben einmal
aufgeweicht, könnten auch radikale, dem Kostendruck im Gesundheitswesen
geschuldete Positionen wie "Keine Operationen mehr für Menschen über 70"
schleichend Akzeptanz finden.

Manche Kritiker sähen in der aktiven Sterbehilfe, die in manchen
Ländern sogar offiziell "Euthanasie" heiße, einen fatalen Vorstoß in die
Richtung der "Vernichtung unwerten Lebens" im Nationalsozialismus: Wenn
es erst einmal normal, also gesellschaftlich anerkannt, werde, dass
Schwerkranke von Menschenhand den Tod fänden, so könnten, wie manche
befürchten, als Nächstes zum Beispiel Schwerbehinderte an der Reihe sein.

Für die beteiligten Ärzte könnten sich Gewissenskonflikte ergeben.
Einerseits sei es ihre per Eid bestätigte Aufgabe, Leben um jeden Preis
zu retten. Das Töten von Patienten könne, selbst wenn diese dies als
ihren Wunsch formulieren, für Ärzte ein schweres moralisches Problem
darstellen.

Ferner sei es anmaßend, wenn Ärzte darüber entscheiden dürften,
welche Patienten krank genug für Sterbehilfe seien, also die Ärzte
eigenverantwortlich über Leben und Tod entschieden.

Zudem gebe es mit der Palliativmedizin und der Externer
Link!Hospizbewegung überzeugende Alternativen für Betroffene. Würdiges
Sterben sei so ohne Sterbehilfe möglich. Übermäßige Schmerzen ließen
sich palliativmedizinisch weitgehend vermeiden.


===

Ein schlimmes Kontra-Argument fällt mir noch ein: Das Gesundheitssystem
könnte auf die Idee kommen, die Finanzierung der Palliativmedizin
einzuschränken, weil es ja ein kostengünstigere Alternative mit der
aktiven Sterbehilfe gibt.

LG

Bernd




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