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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
  • Date: Wed, 18 Apr 2012 10:14:21 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Die Grundversorgung muss so gestaltet sein, dass es evidenzbasiert keine
Zusatzversorgung braucht. Wer darüber hinaus mehr möchte, kann es ja durch
Privatversicherungen ergänzen. Privatversicherungen müssen also die
Grundversorgung mit anbieten. Chefarztbehandlung bedeutet in erster Linie aus
der Sicht des Patienten, dass er in der Behandlung durch den Chefarzt eine
Garantie sieht, dass die bestmögliche Qualität angeboten wird, die
Bauchmassage durch den Chefarzt interessiert weder die Patienten noch den
Chefarzt. Durch die Chefarztbehandlung versuchen die Patienten abzusichern,
dass ein Arzt wirklich für sie ansprechbar ist.

Das mit dem Sehen (Brille) und Zähnen ist sicher ein Risiko, vor allem
beginnt es nicht erst im Alter ein Problem zu werden. Aber wir können uns
sicher die englischen Verhältnisse leisten, wo sich Patienten
Zahn-Reparatur-Sets im Supermarkt kaufen... so ein Gesundheitswesen möchte
ich nicht verantworten

Dokumentation ist wichtig, wenn sie Qualitätsstandards sichert
Aber unnötig, wo sie zu intransparenten Vorgehensweisen der Kassen auch noch
Futter bietet. Wir haben im Krankenhaus mittlerweile über 40%
Dokumentationsaufwand im ärztlichen Bereich. Das meiste für die DRGs, MDK
usw., die überbordende Dokumentationsmenge lastet auch negativ an der
Qualitätssicherung, weil die einfach mit erledigt werden muss, der besondere
Aspekt der Qualitätsdokumentation tritt unter der Gesamtmenge in der
Hintergrund.

Das was Sie nicht verstanden haben, lässt sich auf eine Formel bringen: wir
zahlen im Gesundheitswesen aus den Versichertenbeiträgen mittlerweile einen
Haufen an Berufen, die mit Behandlung nicht zu tun haben.

Dr. M. E. Waelsch


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
> wolfgang AT hennig-clan.de
> Gesendet: Mittwoch, 18. April 2012 09:50
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
>
> Hallo Martin, danke für Deine Antwort.
>
> > "... Daher eine Grundversorgung, bei der alles wichtige gezahlt wird.
> > Akupunktur, Homöopathie, Heilpraktiker, Einzelzimmer, Brille, Zähne
> etc...."
> >
> > Grundversorgung ist meiner Meinung nach der richtiger Ansatz, aber
> Kauen
> > (Zähne) und Sehen (Brille) gehören auch zu Grund-Gesundheit, wir
> müssen besser
> > differenzieren, sonst haben wir das, was wir schon haben,
> Reduktionismus.
>
> Das ist die Frage, die denke ich zu sehr ins Detail geht. M.e. sollte
> die Grundversorgung sich auf Risiken beschränken. Dass man im Alter
> eine Brille braucht ist ein Fakt, kein Risiko. Dass man irgendwann mal
> dritte Zähne braucht ist auch eher die Regel, als eine Ausnahme.
> Zur Grundversorgung sollten aber nur die Sachen gehören, die nicht
> absehbar sind.
> Für Sehbehinderte und für Zahnersatz nach Unfällen solle natürlich die
> Krankenkasse zuständig sein, aber so genau wollte ich das nicht
> formulieren.
>
> > Die Kosten überrollen uns vor allem deshalb, weil immer mehr
> Patientenfremde
> > Leistungen (Verwaltung, Dokumentation usw.) bezahlt werden müssen,
> die
> > Gesundheitsreformen haben den Gesundheitssektor mit
> Gesundheitsökonomen nach
> > Leipziger-Art überflutet, die nur Chaos veranstalten und aus den
> Beiträgen
> > bezahlt werden müssen.
>
> Jein. Dokumentation ist wichtig. Unnötige Dokumentation aber nicht. Nur
> ist es schwer zu unterscheiden, ob sie wichtig ist, oder nicht. Es
> fällt erst dann auf, wenn die Doku nicht geschrieben wurde. Eine
> Dokumentation zur Qualitätssicherung (bzw. zur -verbesserung) ist
> hingegen extrem wünschenswert.
>
> >"...Wenn wir hier nicht dafür sorgen, dass es weiterhin
> >> eine zwei Klassenmedizin gibt, werden uns die Kosten überrollen..."
> >
> > Zwei Klassenmedizin ist nicht akzeptabel. Chefarztbehandlung ist
> etwas mehr,
> > als notwendig und soll zusätzlich versichert werden, die
> Grundversorgung muss
> > aber das NOTWENDIGE beinhalten und dafür braucht es wohl einen
> Katalog,
> > Kriterien, Rahmenbedingungen, Grundhaltungen.
>
> Sage ich doch. Das Wort "Zweiklassenmedizin" ist recht negativ
> belastet, beschreibt aber meines Erachtens recht gut, was das Ziel sein
> könnte:
> 1) Die erste Klasse der Medizin macht alles Nötige in einer guten
> Qualität.
> 2) Die zweite Klasse erweitert das notwendige um unnötige Sachen. Hier
> kann jeder den Quacksalber seiner Wahl fragen, ob er mit Krötendreck
> seine Warzen behandelt. Oder aber den Chefarzt der Klinik bitten, dass
> er im Einzelzimmer eine Bauchmassage macht. Hier sollten wir die Berufe
> nicht zu sehr beschränken und den Chefarzt nicht in Ketten legen, dass
> er Zusatzleistungen nicht auch zusätzlich (sprich privat) abrechnen
> kann.
>
> > Eine Partei, die Zweiklassenmedizin propagiert ist nicht wählbar und
> nicht
> > Zukunftsorientiert, denn sie hat es verstanden, das psychosoziale
> Gesundheit
> > der Produktivfaktor Nr. 1 ist.
>
> Wie soll es anders gehen?
> Chefarzt im Einzelzimmer mit Zeitung am Bett für alle geht nicht ->
> nicht bezahlbar.
>
> Dem Chefarzt verbieten Patienten individuell (also privat bezahlt) zu
> behandeln?
> Das ist eine große Einschränkung in den Beruf. Hier müsste dann das
> komplette Gesundheitssystem verstaatlicht werden, der Chefarzt müsste
> als Beamter eingestellt werden und dann unterschreiben, dass er keinen
> Nebenerwerb haben darf.
> Ich denke, das sollte auch kein Ziel sein.
>
> Es gibt viele Punkte, in denen es Sinn macht, zu differenzieren nach
> "notwendig" und "schön, wenn man genug Geld hat, es zu zahlen".
>
> > Also Differenzierung im Sinne der Gesundheit und nicht im Sinne der
> neuen
> > Berufe wäre angebracht.
>
> Hmmm... Das habe ich nicht verstanden.
> Wenn es drum geht, dass die Gesundheit (also die Erhaltung und
> Wiederherstellung - in dieser Reihenfolge) im Vordergrund des
> Gesundheitssystems stehen sollte und nicht die Maßregelung der dort
> Tätigen, dann gehe ich voll mit Dir ein.
>
> Viele Grüße
>
> Wolfgang
>
>
> >> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> >> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> >> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
> >> wolfgang AT hennig-clan.de
> >> Gesendet: Mittwoch, 18. April 2012 09:08
> >> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> >> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
> >>
> >> > Ich glaube wir müssen hier einfach einmal unterscheiden.
> >> > Für eine Grundversorgung darf (und gibt es) keinen Risikoauf- oder
> >> zuschlag.
> >>
> >> Ja, dafür soll es die Grundversorgung geben. Die zahlt alles
> >> medizinisch notwendige.
> >>
> >> > Alles was zusätzlich zur Grundversorgung abgeschlossen wird, kann
> >> > natürlich durch das Versicherungsunternehmen mit einer
> >> Risikobewertung
> >> > und damit mit Risikoaufschlag belegt werden.
> >>
> >> Alles, was darüber hinaus geht sollte privat gezahlt oder halt
> privat
> >> versichert werden. Wenn wir hier nicht dafür sorgen, dass es
> weiterhin
> >> eine zwei Klassenmedizin gibt, werden uns die Kosten überrollen. Es
> >> kann nicht jeder im Krankenhaus eine Chefarztbehandlung mit
> >> Einzelzimmer bekommen - auch wenn das durchaus für den Patienten
> >> wünschenswert wäre. Zahlbar ist das aber eher nicht.
> >>
> >> Daher eine Grundversorgung, bei der alles wichtige gezahlt wird.
> >> Akupunktur, Homöopathie, Heilpraktiker, Einzelzimmer, Brille, Zähne
> >> etc. sollten aber definitiv davon ausgeschlossen werden. Dies sind
> >> Sachen, die man zwar gerne hätte, die aber medizinisch nicht
> notwendig
> >> sind.
> >>
> >> Wolfgang
> >>
> >> >Am 17.04.2012 22:56, schrieb Tim Chrispeels:
> >> >> Absolute übereinstimmung. Ist beim Auto genau so.
> >> >> Wer jährlich 2000 km fährt hat ein geringeres Unfallrisiko als
> ein
> >> Fahrer,
> >> >der jährlich 50000 km fährt. Statistisch gesehen. Daher zahlt er
> mehr
> >> Beitrag.
> >> >> Bei det Gesundheit ist es ähnlich. Wer chronisch krank ist,
> >> verursacht mehr
> >> >Kosten als ein "gesunder". Daher muss er mehr Beitrag zahlen.
> >> >> Was ist daran schwer zu verstehen?
> >> >
> >> >--
> >> >AG-Gesundheitswesen mailing list
> >> >AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> >> >https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
> >> --
> >> AG-Gesundheitswesen mailing list
> >> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> >> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
> >
> >--
> >AG-Gesundheitswesen mailing list
> >AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
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> --
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